Rheinberg Geht doch: Heimspiel für den Oschauer Jung

Rheinberg · Fast 200 Besucher kamen zur Lesung von Uli Hauser, der in der Evangelischen Kirche Orsoy aus seinem neuen Buch las.

 Uli Hauser (links) mit seinen Eltern Willi und Ida Anna (neben ihm) sowie Geschwistern, Nichten und Neffen.

Uli Hauser (links) mit seinen Eltern Willi und Ida Anna (neben ihm) sowie Geschwistern, Nichten und Neffen.

Foto: Olaf ostermann

Die Evangelische Kirche ist voll. Fast 200 Besucher. Und alle sind sie gekommen. Freunde, alte Schulkollegen und Nachbarn, Geschwister, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen und die Eltern: Ida Anna (83) und Willi Hauser (80). "Waltraud Hinzpeter, mit der ich früher in der KjG war, ist extra aus Berlin angereist und hat die Kinderbuchautorin Heidi Leenen gleich mitgebracht", erzählt Uli Hauser.

Fast schon ein Familienabend, diese Lesung von Uli Hauser, die Klaus Rothgang und Helga Tempel organisiert haben. Hauser ist gebürtiger Orsoyer und kennt im alten Festungsstädtchen Jan und Pit, auch wenn er schon seit 30 Jahren weg ist. Inzwischen lebt er in Hamburg. Seit 1992 ist er Reporter beim "Stern", kommt viel rum und schreibt ab und zu Bücher. Erfolgreich. Jetzt ist "Geht doch" erschienen - ein wunderbares Buch über seinen Fußweg von Hamburg nach Rom. Daraus hat er vorgelesen.

"Uli ist ein echter Oschauer", sagt Klaus Rothgang in seiner Begrüßung. "Er ist hier geboren, ist hier zur Schule gegangen und ist in Orsoy fest verwurzelt, auch wenn es ihn in die weite Welt verschlagen hat. Letzte Woche noch im Fernsehen, jetzt in Oschau - das ist doch was", so der frühere SPD-Ratsherr.

Weil Uli Hauser weiß, was sich gehört, stellte er erst einmal sämtliche Familienmitglieder vor und überreicht seiner Mutter einen Strauß Blumen - "heute Morgen in den Rheinwiesen zu Orsoy selbst gepflückt", wie er betont.

"Geht doch" hat Hauser seinem Vater gewidmet. Der habe Sänger werden wollen, wurde aber Milchmann. Unterdessen hat Willi Hauser bewiesen, dass er nicht nur ein guter Milchverkäufer war, sondern auch mit Buchstaben handeln kann. "Mein Vater hat schon 130 Bücher in Orsoy verkauft, 66 hat er noch", so der Journalist. "Die müssen weg, wie frische Milch. Er bringt sie auch mit seinem E-Bike rum. Und erzählt von früher." Das Verkaufsgebahren des Vaters, so Hauser augenzwinkernd, habe schon etwas "von einer Drückerkolonne". Tatsächlch berichteten Orsoy, man könne kaum noch vor die Tür gehen, "weil sofort der Hauser kommt und einem ein Buch verkaufen will". Tja: Von nix kommt nix.

In kurzen Hosen, mit Rucksack und Sandalen, läuft Uli Hauser, der knapp zwei Meter große Schlaks, in die Kirche ein und genießt den Begrüßungsapplaus. Das Haar kurz, hellblaues Hemd, dunkelblauer Pullunder, coole Sonnenbrille hochgeschoben, schwingt er sich locker auf einen Barhocker und ist gleich drin im Spiel. Experimentiert zunächst mit dem drahtlosen Mikrofon, bis es mit der Übertragung ganz gut klappt, erzählt ein paar Dönekes, liest ein paar Passagen aus dem Buch und dreht sich hin und wieder um zu seinem Kumpel. Diese Geste reicht und Sven van Koetsveld beginnt am Flügel zu spielen. Meisterlich, auflockernd, erfrischend. Zweimal wird auch gesungen. "Im Frühtau zu Berge" und "Von guten Mächten wunderbar geborgen". So geht das zwei Stunden lang, zwischendurch eine Pause. Nach der Lesung signiert Hauser Bücher. Ganz am Schluss geht es dann nach nebenan auf die Terrasse des "Mütterlein". Ein frisches Blondes danach und noch ein bisschen von früher erzählen, das muss sein.

Und "Geht doch", das Buch? Darüber muss man keine großen Worte verlieren. Die meisten Zuhörer haben es eh schon gelesen oder sind gerade dabei oder mussten Vater Hauser eines abkaufen. Alle anderen sollten es sich schleunigst besorgen, weil es wirklich gut ist.

Am Dienstag, 25. September, 19 Uhr, ist Uli Hauser errneut zu Gast in Rheinberg, dann bei der Kulturinitiative Schwarzer Adler in der Stadthalle.

(up)
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