Lokalsport „An die obere Grenze gehen“

Natürlich schaut auch Kai Wandschneider auf die Tabelle. Natürlich kann der 48 Jahre alte Handball-Lehrer auch rechnen. Natürlich ist sich der Trainer des TSV Bayer Dormagen der Tatsache bewusst, dass im günstigsten Fall - nämlich dann, wenn die HSG Düsseldorf ihr Gastspiel bei der HG Oftersheim/Schwetzingen am Freitag nicht siegreich gestalten sollte - am Samstag gegen 20 Uhr schon der Aufstieg seiner Mannen in die Handball-Bundesliga feststehen könnte.

 Nicht nur Garant für die Abwehrstärke des TSV Bayer, sondern auf der anderen Seite auch für das eine oder andere Törchen gut: Maciej Dmytruszynski.

Nicht nur Garant für die Abwehrstärke des TSV Bayer, sondern auf der anderen Seite auch für das eine oder andere Törchen gut: Maciej Dmytruszynski.

Foto: H. Jazyk

Doch das alles will Kai Wandschneider ausblenden, wenn am Samstag um 18.30 Uhr der Anpfiff der Partie gegen die TSG Friesenheim durch die Unparteiischen Christian Moles und Lutz Pittner (Heddesheim/Hemsbach) erfolgt. Und er hofft, dass das seinen Schützlingen auch gelingt.

Denn die Partie am Samstag gegen den Tabellensechsten, davon ist er überzeugt, hat es in sich, obwohl die TSG Friesenheim bisher zu den enttäuschendsten Teams der Rückrunde (8:16 Punkte) gehört. Vielleicht auch gerade deshalb: "Die können doch mit einem Sieg bei uns vieles vergessen machen, was bisher nicht gut gelaufen ist bei denen", meint Wandschneider.

Und das zeug dazu hätten die "Eulen" allemal: "Die haben uns meistens alles abverlangt", erinnert sich Wandschneider an die bisherigen Auseinandersetzungen mit der TSG, die mit ihren sechs Auswärtssiegen zum oberen Drittel der Auswärtstabelle gehört. Die wird von Dormagen (12), dem HSC Coburg (10), der HSG Düsseldorf (9) und dem Tv Willstätt (8) angeführt.

Noch eines lässt die Friesenheimer in Wandschneiders Augen so gefährlich erscheinen: Seit die Saison mehr oder weniger gelaufen ist, nutzt TSG-Trainer Thomas König die verbleibenden Spiele zum fröhlichen Experimentieren. Das gilt besonders für die Abwehr, die mal als defensiv ausgerichtete 6:0-Formation, mal als extrem offensiv arbeitende 3:3-Positionsverteidigung operiert. Mitunter, wie gegen den Ex-Friesenheimer in Düsseldorfer Diensten, Frantisek Sulc, verpasst er einem gegnerischen Spieler auch über sechzig Minuten eine Manndeckung. "Es ist natürlich schwierig, sich im Training auf so etwas einzustellen", gibt Wandschneider zu, "das macht die ganze Geschichte unangenehm."

Daraus leitet er zwei Forderungen ab: "Wir müssen uns gegenüber dem letzten Spiel gegen Aue erheblich steigern. Gegen einen so starken Gegner müssen wir an die obere Leistungsgrenze gehen." Denn entgegen seiner Äußerungen auf der Pressekonferenz am Samstagabend hat Wandschneider nach dem Studium der Videoaufzeichnungen der Partie inzwischen erkannt: "Eigentlich war nur die letzte Viertelstunde gut. Bis dahin war das allenfalls Durchschnitt."

Durchschnitt, der aber reichte, einen verzweifelt kämpfenden Gast deutlich auf Distanz zu halten. "Wir leben von dem Bollwerk, das wir hinten stehen haben", sagt Wandschneider mit Blick auf die starke Defensive, die er an zwei Namen festmacht: Maciej Dmytruszynski und Vitali Feshchanka. So hat der TSV die mit Abstand wenigsten Gegentore (773) aller Süd-Zweitligisten erzielt - der einzige andere Klub, der noch unter der Marke von 800 Treffern liegt, ist kurioserweise Schlusslicht HSG Gensungen/Felsberg (775). Was den eigenen Torhunger angeht, sind die Dormagener allerdings mit 899 Treffern hinter der HSG Düsseldorf (916) und dem TV Willstätt (905) auf Platz drei zurückgefallen, selbst Lokalrivale TV Korschenbroich (891) sitzt ihnen in dieser Hinsicht dicht im Nacken.

Personell hat sich die Lage beim Spitzenreiter entspannt, auch ein Einsatz des zuletzt drei Mal in Folge pausierenden Peter Sieberger scheint möglich. Und dann ist da ja noch der "achte Mann": Für die Partie am Samstag sind bereits 2 300 Karten verkauft. Die restlichen 250 sollten spätestens dann weggehen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, wenn die HSG Düsseldorf am Freitag Abend in Schwetzingen verliert. Ob's so kommt, lesen Sie am Samstag in Ihrer NGZ.

(NGZ)
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