Ärger um Allee-Center Treffpunkt aus Mangel an Alternativen

Remscheid · Politiker befragten Jugendliche, die sich regelmäßig am Allee-Center treffen, um zu trinken.

 Bezirksbürgermeister Otto Mähler (SPD)

Bezirksbürgermeister Otto Mähler (SPD)

Foto: Jürgen Moll

Die Hip Hop-Musik dringt laut aus der kleinen Box, die auf dem Boden neben dem Eingang zum Allee-Center steht. Drumherum auf dem kleinen Platz vor den Bushaltestellen haben sich Jugendliche und junge Erwachsene versammelt, stehen in kleinen Gruppen zusammen oder sitzen auf der Mauer - reden, rauchen und trinken Alkohol.

Es sind Szenen wie diese, die nicht nur Geschäftsleute und Center-Managerin Andrea Schwenke beschäftigen. Vermehrte Zerstörungen in und am Allee-Center waren auch Thema im Hauptausschuss der Stadt. Statt aber nur über die jungen Leute zu reden, wollten Bezirksbürgermeister Otto Mähler und Sebastian Thiel, Sprecher für Ordnungsangelegenheiten im Rat, gemeinsam mit anderen Politikern lieber direkt mit ihnen ins Gespräch kommen.

 Gespräche mit Jugendlichen, die sich am Eingang Allee-Center aufhalten.

Gespräche mit Jugendlichen, die sich am Eingang Allee-Center aufhalten.

Foto: Jürgen Moll

"Sie sollen mit ins Boot geholt werden", erklärt Sigmar Paeslack (SPD), Mitglied der Bezirksvertretung Alt-Remscheid. Auf Frageböden konnten die Jugendlichen am Freitagabend freiwillig Angaben machen, etwa, ob Beschädigungen normal sind.

"Das sind eigentlich immer dieselben, die die Sachen zerstören, weil die dann zu viel getrunken haben", sagt die 14-Jährige Lea. Sie trifft sich regelmäßig mit ihren Freunden am Allee-Center, oft bleiben sie bis in die Nacht. Sie halte sich aus den Konflikten raus, weil man nie wüsste, wie die reagieren. Streit unter einander werde aber selbst geregelt.

Polizeihauptkommissar Dirk Drescher schätzt die Lage anders ein. In den ersten vier Monaten des Jahres gab es 39 Einsätze am Allee-Center, das sich zu einem Einsatzschwerpunkt entwickelt hat. Regelmäßig werden Haus- und Platzverbote ausgesprochen, allein bis Mitte Februar 40 Stück. Einige der Jugendlichen seien den Beamten gegenüber aggressiv. "Das ist aber ein gesamtgesellschaftliches Problem", betont der Polizist.

Es fehle der Respekt, sagt Andre (18), der sich aus Prügeleien auch lieber raushält. Aber er findet es gut, dass sich mal jemand für die Belange von ihm und seinen Freunden einsetzt. "Wir wollen alle zusammen sein und hier ist es zentral mit dem Bus erreichbar", nennt er einen Punkt. Die Öffnungszeiten des Real-Marktes seien gut, um sich günstig mit Nachschub zu versorgen, ergänzt der 22-Jährige Dennis.

Ein weiterer Grund sei aber auch der Mangel an Alternativen. "Was soll man sonst machen?", fragt er. Jugendzentren wie die Gelbe Villa wären nichts für sie, sondern eher was für die Kleineren. Ein Jugendtreff, an dem man legal Alkohol trinken darf, fehle.

Das Fazit der Politiker fällt nach der Befragung positiv aus. "Ich bin angenehm überrascht, über ihre Breitwilligkeit, Auskünfte zu geben aber auch Kritik zu äußern", merkt Otto Mähler an. Ein gemeinsamer Wunsch der Jugendlichen: ein eigener Platz mit Überdachung. "Wir haben vernünftige Anregungen bekommen. Zum Beispiel, dass Mülleimer am Center fehlen", sagt Sebastian Thiel.

Die Aktion solle keine "Momentaufnahme" bleiben, verspricht er. Sie soll noch an anderen Wochentagen wiederholt werden. Bis zur Sommerpause erhofft er sich Lösungsansätze, in die auch die Center-Managerin mit einbezogen werden soll.

(RP)
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