Ansichtssache Die "Lütteraten" sind mehr als ein Posten im Haushalt

Remscheid · Bei den Gesprächen über die Zukunft der Stadtteilbibliothek Lüttringhausen müssen die "Lütteraten" unbedingt mit an den Tisch.

Schon kurz vor der Öffnung um 14 Uhr stehen die ersten Kunden vor der Tür. Nachdem die Bibliothekarin die Tür der Stadtteilbücherei an der Gertenbachstraße in Lüttringhausen geöffnet hat, füllt sich das verwinkelte Haus mit Zwischenetagen schnell mit Leben. Bücher und Videos werden zurückgebracht, müssen verbucht werden. Kinder stürmen den Bereich mit den Bilderbüchern. Im oberen Stockwerk beginnt kurz darauf eine Vorleseaktion. Die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung ist froh, dass sie die Hilfe der "Lütteraten" hat.
Dass dieser Verein seit mittlerweile zehn Jahren jede Öffnungsstunde der Bücherei mit einem Helfer aus seinen Reihen begleitet und damit den Betrieb gesichert hat, ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Typisch Lüttringhausen, möchte man sagen.

Die Ehrenamtler, viele von ihnen im Rentenalter, richten ihre Woche nach den Dienstzeiten in der Stadtteilbibliothek aus. Würde man für ihre Arbeit nur den Mindestlohn ansetzen, kämen zur vertraglich garantierten Unterstützungssumme von 6000 Euro pro Jahr noch mal geschätzte 13.000 bis 15.000 Euro an Personalleistung hinzu, hat Vorstand Hans-Ulrich Hochfeld ausgerechnet.

Diese Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft darf nicht dazu führen, dass man das Engagement des rührigen Vereins irgendwann für selbstverständlich nimmt. Anders gesagt: Die "Lütteraten" dürfen nicht zu einem durchlaufenden Posten in den Haushaltsplänen der Stadt verkommen.

Dass sich der Verein für den Dienst in der Bücherei in die Pflicht nehmen ließen, gründet sich auf der gemeinsamen Überzeugung, dass öffentliche Bibliotheken wertvolle, für alle Menschen zugängliche Wissensdatenbanken und zugleich Orte der Entdeckung sind, die kein Luxus werden dürfen.
Die Bedingungen dafür müssen in Remscheid immer wieder neu überdacht werden, das zeigen auch die Überlegungen, die zum Konzept des kommunalen Bildungszentrums in Alt-Remscheid führten.

Die "Lütteraten" haben sich das Recht erworben, bei Gesprächen über die Zukunft der Stadtteilbibliothek Lüttringhausen als Partner mit an den Tisch zu kommen. Dass die jüngst erfolgte Verlängerung des Mietvertrages in der Gertenbachstraße an ihnen vorbei lief, ist unglücklich. Die auch vom Heimatbund mitgetragene Idee eines Umzugs zum Eisernstein verdient eine ernsthafte Prüfung durch Rat und Verwaltung.

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