Leichtathletik Platz in den Geschichtsbüchern

Leichtathletik · 2010 hat Alexander Wildschütz den einmalig ausgetragenen Lauf über die 100 Kilometer gewonnen. Seine diesjährige Teilnahme am Röntgenlauf steht noch in den Sternen. Mehrere verletzungsbedingte Trainingspausen haben den Dauerläufer zurückgeworfenen.

 Vom Couch-Potato zum Extremläufer: Alexander Wildschütz, der im vorigen Jahr beim Ultra-Marathon über 63,3 Kilometer den zweiten Platz belegte.

Vom Couch-Potato zum Extremläufer: Alexander Wildschütz, der im vorigen Jahr beim Ultra-Marathon über 63,3 Kilometer den zweiten Platz belegte.

Foto: Hertgen

Seinen Platz in der Röntgenlauf-Geschichte hat sich Alexander Wildschütz bereits gesichert. 2010 gewann der Läufer des TV Frisch Auf Lennep das einmalig ausgetragene Rennen über 100 Kilometer. Im Jahr darauf wurde er Zweiter über die 63,3-Kilometer-Distanz. Diesmal sucht man Wildschütz allerdings vergebens in der Teilnehmerliste. Mehrere verletzungsbedingte Trainingspausen lassen einen Start beim Ultra-Marathon wenig sinnvoll erscheinen.

"Ich kann derzeit nicht alles geben, und auf meiner Lieblingsstrecke wäre eine Platzierung im Mittelfeld für mich inakzeptabel", sagt Wildschütz. Aber je näher der Röntgenlauftag rückt, umso stärker kribbelt es bei ihm. Auch deshalb hält sich der Dauerläufer noch eine Tür offen.

Erst seit drei Wochen kann der Remscheider wieder schmerzfrei trainieren. Seine Umfänge hat er inzwischen auf 120 Wochenkilometer hochgeschraubt. Oft läuft Wildschütz morgens die zehn Kilometer zu seinem Arbeitsplatz und nachmittags auf Umwegen wieder zurück. Motivationsprobleme hat er dabei so gut wie nie: "Schwer ist nur der Schritt über die Schwelle, bin ich erst einmal draußen, ist alles halb so wild."

28 Kilogramm abgespeckt

Wildschütz hat eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Der Remscheider wog vor sechs Jahren noch 100 Kilogramm, bei einer Körpergröße von 1,78 Metern, und hatte mit Sport wenig im Sinn. Damals verbrachte er einen Großteil seiner Freizeit auf der Couch. 2007 änderte Wildschütz radikal sein Leben. Er begann mit dem Laufen und trat schon kurz darauf bei seinem ersten Wettkampf an. Den Hückeswagener Talsperrenlauf, der über eine Distanz von 10 000 Metern ging, absolvierte er in knapp unter einer Stunde.

Einen Monat darauf benötigte er beim Remscheider Citylauf für die gleiche Distanz, inklusive Steigungen, 48 Minuten. Allerdings war Wildschütz damals mit 87 Kilo ein relativ schwerer Läufer. Das hatte Folgen: Im Ziel schwoll sein Fuß plötzlich an. Diagnose: Mittelfußbruch.

Für Wildschütz, der Blut geleckt hatte, nur ein kurzzeitiger Rückschlag. Schon bald war der Remscheider an fast jedem Wochenende bei Wettkämpfen am Start. Dabei wurden die Distanzen immer größer. Noch im Oktober lief er einen Halbmarathon in Köln und bereits im Dezember seinen ersten Marathon, den er in Zeit von 3.51 Stunden bewältigte. Nur ein Dreivierteljahr später — jetzt 72 Kilo leicht — ging Wildschütz beim Röntgenlauf Ultra an den Start. Nach 5.29 Stunden erreichte er als 19. das Ziel. Zwei Jahre darauf erlebte Wildschütz seinen bisher größten Erfolg: den Sieg beim 100-Kilometer-Rennen.

Knochenmann-Tattoo

Ein einmaliges Erlebnis, das eine Tätowierung verdient hat, fand Wildschütz und ließ sich den Röntgenlauf Knochenmann, die Medaille und seine gelaufene Zeit in die Wade stechen. Ganz nebenbei macht Wildschütz seitdem Werbung für den Röntgenlauf: "Bei Wettkämpfen werden ich oft auf das Tattoo angesprochen."

Ob Zuschauer und Läufer am Sonntag Wildschütz' Knochenmann bewundern können, bleibt abzuwarten. Eigentlich hatte sich der Remscheider einen Start bereits abgeschminkt aber die Sehnsucht scheint größer: "Vielleicht melde ich kurzfristig für den Marathon nach."

Der Röntgenlauf ist für ihn eben ein ganz besonderer Wettkampf. Nicht nur weil er hier seinen größten Erfolg feierte, sondern auch weil die Laufstrecke mit seinen Wäldern, Bächen und Tälern zu den abwechslungsreichsten und schönsten gehört, die Wildschütz je gelaufen ist.

(RP/rl)
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