RATINGEN Sie hat für jeden Kopf den passenden Hut

RATINGEN · Renate Schmidt führt ein Hut-Fachgeschäft in Ratingen. Sie kennt sich in modischen Trends bestens aus und hat viel Erfahrung.

 Renate Schmidt bietet Hutmoden im Arkadenhof: Sie kennt sich mit Kopfbedeckungen bestens aus.

Renate Schmidt bietet Hutmoden im Arkadenhof: Sie kennt sich mit Kopfbedeckungen bestens aus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Von Gabriele Hannen

Ein Ringfinger ist einer von zehn Fingern, auf die man Ringe steckt. Ein Babybauch ist inzwischen nicht mehr der Bauch eines Babys, sondern der einer schwangeren Frau. Und ein Hutgesicht gibt es überhaupt nicht. Letzteres sagt zumindest Renate Schmidt, die es wissen muss, und das seit fünf Jahrzehnten – führt sie doch seit dieser langen Zeit ein Hutgeschäft in Ratingen, das inzwischen hier das einzige ist.

„Jeder kann einen Hut, eine Mütze, eine Kappe tragen. Manche Kopfbedeckung steht einem dann mehr, manche weniger.“ Da ist sie sich ganz sicher. Mit dem Hutgesicht-Spruch erscheinen allerdings immer wieder Kunden, die sich vielleicht ein bisschen zögerlich über die Schwelle bewegen. Genau wie die, die da sagen „Ich bin nicht fotogen“. Und für jeden Mann, jede Frau wäre was im Angebot.

Noch sind die Panama-Hüte nicht im Lager, aber die kuscheligen Cloches, die windschnittigen „Schläger“-Mützen, die dichten Filz-Gebilde warten nach dem langen Sommer bereits in der Auslage. Renate Schmidt hat viele Winkel, in denen sie Hüte allerliebst mit Blumen und Feder-Garnituren präsentiert, in denen Fascinators ihre filigranen Dekomittel rings um den Haarreif recken, in denen auch mal ein  Tuch oder ein Schal Zusammengehörigkeit demonstrieren. Aber: Sie hat auch Berge von aufgestapelten Kopfbedeckungen. Und man kann sicher sein, dass sie auch die untersten noch kennt.

Unter all der Pracht für Wochen- und Feiertage, für Hochzeiten, Beerdigungen, für Empfänge, gegen Sonnenstrahlen und kleine Regenschauer gibt es ein paar ganz besondere Teile: einen Chapeau Claque, zu Frack und Cutaway gehörig und uns allen bekannt, weil auch Isabell Werth ihn bei ihren meisterlichen Ritten trägt.

Es gibt auch eine venezianische Weizenstroh-Kreissäge, die einem Gondoliere gut zu Gesicht stünde und eine knallrote Ledermütze mit Verschluss unter dem Kinn, die in jedem offenen Oldtimer blendend aussähe.

Und mit einer roten Mütze, am Hals zuzubinden, aber rot gestrickt und mit einem Bommel, erwachte Renate Schmidts Liebe zum Hut und seinen Geschwistern. Dieses Prachtstück kaufte sie sich vom Gesparten, als sie zehn Jahre alt war und noch in der Nähe von St. Blasien im Schwarzwald lebte. Sie kaufte die Mütze vom eigenen Ersparten und ließ dann auch nicht locker, als sie einen Ausbildungsplatz suchte und schon als sehr junges Mädchen den heimischen Bauernhof Richtung Donaueschingen verließ. Eltern und vier Brüder blieben zurück.

Die Chefin war äußerst streng, die Auszubildende aber blieb, sogar noch ein paar Gesellenjahre. Dann siedelte sie nach Düsseldorf („die Stadt der Mode“) um. Sie eröffnete schließlich im Jahr 1968 in Ratingen ihr erstes Geschäft, sie lernte ihren Mann kennen. Beide rauschten oft mit dem Motorrad durch die Welt, beide betrieben den Laden. Vor zwei Jahren ist ihr Mann verstorben. Baskenmützen aber sind ihre beliebtesten Kopfbedeckungen geblieben.

„Wenn eine Kundin naht und noch nicht weiß, was sie sich auf den Kopf setzen soll, hat Frau Schmidt das schon raus. Auch wenn noch 50 Hüte probiert werden – sie weiß ganz genau die zwei Modelle, die der Frau passen“. Und das sagt Karin Frohns vom Nachbargeschäft „Spiel und Buch“ mit Überzeugung.

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