Stimme Der Wirtschaft Kämpfen für den Freihandel

Ratingen · Es ist nicht lange her, da kämpften Politiker von beiden Seiten des Atlantiks sowohl in den USA als auch in Europa für den Abschluss des TTIP-Abkommens. Mit blumigen Worten wurde uns eine Zukunft vor Augen geführt, in der durch das transatlantische Abkommen ein gigantischer zollfreier Absatzmarkt entstehen sollte.

Zur Erinnerung: Es waren die Europäer und allen voran die Deutschen, die das Abkommen nicht nur wegen Chlorhühnern und Schiedsgerichten blockierten.

Jetzt bremst Trump den Freihandel mit den von ihm in Kraft gesetzten Zöllen auf Stahl und Aluminium - nur ein erster Schritt, denn die Vollbremsung kommt, wenn die angekündigten Zölle von 20 Prozent auf Automobilimporte umgesetzt werden.

Ob unsere Region und die Unternehmen in unserer Stadt Ratingen davon direkt betroffen sein werden, bleibt abzuwarten.

Schlecht ist in jedem Fall die Stimmung, die die Wirtschaftsaussichten nicht nur in der Automobilindustrie eintrübt und damit vielleicht auch anstehende Investitionen in Frage stellt.

Dabei profitieren gerade unsere Region und unsere Stadt von dem Freihandel und den offenen Märkten. Es waren vor allen Dingen ausländische Investoren, die mit spektakulären Um- und Neuansiedlungen in unserer Stadt in den vergangenen Jahren von sich reden gemacht haben. Diese Internationalität spiegelt sich auch bei den Mitgliedern des Unternehmensverbands Ratingen wieder. Darunter befinden sich unter anderem Firmen mit indischen sowie türkischen Wurzeln und inzwischen auch ein chinesisches Unternehmen.

Die größte Gruppe bilden immer noch die Japaner. Da hilft vielleicht auch ein Blick auf eine Nachricht, die bei den Turbulenzen aus Amerika untergegangen ist.

Die EU und Japan haben vor zwei Monaten ein Wirtschaftsabkommen geschlossen, das 2019 in Kraft tritt. Im Kern sieht das Abkommen die konsequente Abschaffung von Zöllen und Handelshemmnissen und auch eine enge Zusammenarbeit bei internationalen Standards vor, wie zum Beispiel einheitlichen Steckdosen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Im engen Schulterschluss kann Europa mit Japan Vorreiter sein und weltweite Standards setzen. Dass Japan sich nach Jahren der Abgrenzungspolitik gegenüber der Welt und Europa öffnet, ist auch ein gutes Signal für unsere Heimatstadt.

Die aktuell zehn in Ratingen registrierten japanischen Unternehmen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Stadt, was nicht zuletzt durch den im April dieses Jahres im Format "Dialog-Stadt-Wirtschaft" organisiertem Japan-Tag wieder zum Ausdruck kam.

Die japanischen Unternehmen haben in Ratingen ihre Heimat gefunden und engagieren sich auch sozial, wie zum Beispiel die Firma Mitsubishi Electric, um nur ein Beispiel zu nennen.

Der Kampf für den Freihandel lohnt und trägt Früchte auch bei uns.

Olaf Tünkers

Tünkers Maschinenbau GmbH

Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverbands Ratingen e. V.

(RP)
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