Neuss Zwei musikalische Großmeister

Neuss · Neuss Ungebrochen ist der Besucherandrang, wenn Ludwig Güttler in Neuss ist. Kirchenschiff und Empore der Christuskirche waren zum von der NGZ präsentierten Meisterkonzert für Trompete und Orgel dicht besetzt.

Neuss Ungebrochen ist der Besucherandrang, wenn Ludwig Güttler in Neuss ist. Kirchenschiff und Empore der Christuskirche waren zum von der NGZ präsentierten Meisterkonzert für Trompete und Orgel dicht besetzt.

Und tatsächlich hat der aus dem Erzgebirge stammende Künstler nichts von seiner Faszination eingebüßt - trotz enormer Verpflichtungen als Dirigent, Opernregisseur oder Juror bei Meisterkursen.

Ludwig Güttler zählt nach wie vor zu den international bedeutendsten Trompetenvirtuosen. In Neuss präsentierte er jetzt ausschließlich barocke Konzerte, zuerst die "Sonate d-Moll" für Trompete und Orgel des belgischen Komponisten Jean Baptiste Loeillet.

Dabei spielt Güttler eine Piccolotrompete, deren strahlende Klangfarbe der eigentlichen Barocktrompete weitgehend entspricht. Glänzende Virtuosität prägte das "Vivace", im "Largo" wurde die Trompetenstimme zu verhalten im Rückpositiv klingender Orgel französisch verziert, eine schnelle "Gavotta" ließ beide Instrumente gleichberechtigt musizieren.

Böhmische Barockmusik schrieb Josef Pavel Vejvanovsky am Hofe des Fürstbischofs von Olmütz. Seine "Sonate g-Moll" ist ein außerordentlich festlicher Aufzug. Ein Meisterstück des ausgehenden Barock ist die "Sonate D-Dur" für Trompete und Orgel von Georg Philipp Telemann.

Einer ausdrucksvolle "Aria" folgt ein Finale-"Vivace", das auch den virtuosen Könner extrem fordert. Bei Ludwig Güttler kam das sprudelnd leicht aus.

Genau so perfekt beherrscht der Sachse das Corno da caccia, ein dem Waldhorn verwandtes Instrument, aber mit kleinerem Schalltrichter. In Zusammenarbeit mit dem Leipziger Instrumentenbauer Syhre hat Güttler dieses barocke Blasinstrument entscheidend zu einem facettenreichen Ventilhorn weiterentwickelt.

Der im Vergleich zur Trompete sehr warme und weiche Ton beeindruckte besonders bei zwei Choralvorspielen von Gottfried A. Homilius.

Friedrich Kircheis, seit vielen Jahren Orgel- und Cembalopartner von Ludwig Güttler, ist wie dieser besonders der sächsischen Barockmusik verpflichtet. Er überzeugte nicht nur als kongenialer Begleiter der Trompetenkonzerte, sondern auch als Interpret anspruchsvoller Orgelwerke.

Dazu zählte die wahrhaft symphonische "Triosonate Es-Dur" von Bach. Kircheis schöpfte dabei alle Möglichkeiten der renovierungsbedürftigen Kleuker-Orgel aus.

Aparte Flötentöne bestimmten den langsamen zweiten Satz, bei echohaftem Tenor und mildem 4-Fuß-Pedal. Gleichermaßen ausdrucksstark und perfekt in der Durchführung glänzte er mit Bachs "Präludium und Fuge c-Moll".

Ein Konzert zweier phantastisch aufeinander eingespielter Großmeister: Das begeisterte Publikum entließ sie nicht ohne drei Zugaben.

(NGZ)
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