Reaktionen auf den Neusser Test Warum Weckmänner alle individuell aussehen

Neuss · Nach dem NGZ-Weckmann-Test gab es einige Leserreaktionen, die sich an der Optik des Gebäcks störten. Warum die Weckmänner mittlerweile so aussehen, erklärt Rudolf Weißert von der Bäcker-Innung.

 Vom Aussehen dieser fünf Weckmänner aus Neuss sind nicht alle Leser entzückt. Mal fehlt die Pfeife, mal das Gesicht.

Vom Aussehen dieser fünf Weckmänner aus Neuss sind nicht alle Leser entzückt. Mal fehlt die Pfeife, mal das Gesicht.

Foto: Frank Kirschstein

Unser Weckmann-Test in der vergangenen Woche hat viele Reaktionen hervorgerufen: Mehrere Leser kritisieren die gegenwärtige Optik des Hefeteiggebäcks in Neusser Bäckereien. Sowohl die Tonpfeife als auch das Gesicht fehlen zum Teil. Was verbirgt sich hinter dem veränderten Aussehen der Weckmänner?

„Mich hat gestört, wie die Weckmänner alle aussahen“, äußert sich Hermann-Josef Schop zu unserem Vergleichstest. Mit der Herstellung des Hefeteiggebäcks kennt er sich als ein langjähriger Bäcker aus Kaarst aus. Bei den von uns getesteten Weckmännern spüre er eine „Lustlosigkeit pur“. Bei einigen fehle das Gesicht, bei anderen die Arme. Das seien keine echten Weckmänner. Zu teuer finde er das Hefeteiggebäck allerdings früher wie auch heute nicht: Das Verhältnis von Preis und Gewicht müsse man berücksichtigen, zudem seien gestiegene Kosten und der Mindestlohn hinzugekommen.

Für Bäckereien sei die Weckmann-Saison eine stressige Zeit, findet Rudolf Weißert, Obermeister der Niederrheinischen Bäcker-Innung Krefeld-Viersen-Neuss. 18 Stunden am Tag arbeite man, einen Großteil der Zeit verbringe man mit Weckmännern. Hunderte oder Tausende Weckmänner stelle man derzeit jeden Tag für Martinszüge her. „Das artet in Akkorden aus“, so Weißert. Auf der Strecke bleibe dabei häufig die Optik: Nur andeutungsweise erhalte der Weckmann Kopf, Arme und Beine. Das veränderte Aussehen der Weckmänner sei also dem Produktionsdruck geschuldet.

Fotos: Bäckerei Puppe in Neuss zeigt, wie ein Weckmann gebacken wird
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So wird ein Weckmann gebacken

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Foto: Melanie Zanin (MZ)

Möglich sei es, die Weckmänner auszustanzen. „Dann hat man die filigrane Form, aber eine Million Stück sehen gleich aus“, meint Weißert. Aktuell entscheide sich die Mehrheit der Bäckereien noch für handgefertigte Weckmänner.

Wichtiger als die Optik sei ohnehin der Geschmack: „Das Aussehen mag der erste Kaufanreiz sein, aber der Geschmack entscheidet über den Wiederkauf.“ Zwischen Optik und Geschmack müsse man bei der Herstellung des Weckmanns abwägen: Je länger man diesen im Ofen lasse, desto eher behalte er seine Form, zugleich werde er aber auch trockener. Zwischen einem saftig-leckeren Geschmack und einer ansprechenden Optik müsse man als Bäcker einen Kompromiss finden.

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