Neuss U3-Betreuung wird ausgebaut

Neuss · Familie oder Beruf? Dieser Frage widmet sich die Neusser Frauenunion. Daniela Leyhausen, Anwältin für Familienrecht und stellvertretende Vorsitzende der Frauenunion, über die Situation in Neuss.

 Familienanwältin Daniela Leyhausen mit Paul. Die Juristin ist stellvertretende Vorsitzende der Frauen Union.

Familienanwältin Daniela Leyhausen mit Paul. Die Juristin ist stellvertretende Vorsitzende der Frauen Union.

Foto: Lothar Berns

Wie ist Neuss, was Ganztageseinrichtungen angeht, aufgestellt? Genügen die vorhandenen Plätze den Anforderungen?

Daniela Leyhausen Die Ganztagsbetreuung in Neuss ist in den letzten Jahren erheblich verbessert worden. Bei der U3-Betreuung wird seit Langem der bedarfsgerechte Ausbau in Neuss gefördert und eingerichtet. In Neuss geht man von einer Versorgungsquote von 43 Prozent aus, das bedeutet die Schaffung von zusätzlichen 611 Plätzen ab diesem Jahr. Das wird erhebliche finanzielle Belastungen zur Folge haben. Alle müssen sich darüber im Klaren sein, dass es qualitativ gute Kinderbetreuung nicht zum Nulltarif gibt und eine sozial ausgewogene Kostenbeteiligung zu erwarten ist.

Die Entscheidung für das Berufsleben von Müttern von Kindern im Alter U3: Ist sie immer freiwillig?

Leyhausen Die Entscheidung einer Mutter oder eines Vaters, das Kind unter drei Jahren betreuen zu lassen, ist insbesondere bei Alleinerziehenden natürlich nicht immer freiwillig. Das muss jedoch kein Nachteil sein. Wenn Eltern wissen, dass ihr Kind gut betreut ist, spricht nichts dagegen, das Kind unter drei Jahren in einer Kita oder bei einer Tagesmutter betreuen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Ich hatte auch eine berufstätige Mutter, die sehr gerne arbeiten gegangen ist und dadurch viel zufriedener war als sie es vermutlich ohne ihre Berufstätigkeit gewesen wäre. Mit der "richtigen" Betreuung können Eltern ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen, ohne ein "schlechtes Gewissen" haben zu müssen.

Ist die Ganztagesbetreuung eine gute Möglichkeit, dass Frauen sich nicht zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen oder bleibt ein Bereich auf der Strecke?

Leyhausen Ganztagsbetreuung ist nicht für jedes Kind die richtige Alternative. Die Ganztagsbetreuung ermöglicht Müttern und Vätern jedoch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mütter werden zunehmend — auch im Hinblick auf Änderungen im Unterhaltsrecht — deutlich früher in den Beruf zurückkehren müssen als bislang. Unabhängig davon, dass ich das jeder Frau sowieso raten würde, ist es geradezu volkswirtschaftlicher Irrsinn, wenn beruflich qualifizierte Frauen über einen längeren Zeitraum nicht erwerbstätig sind.

Wie wird die Frauenunion in Zukunft mit dem Thema umgehen? Sind weitere Gespräche geplant?

Leyhausen Die Frauenunion wird das Thema weiterhin mit großem Engagement im Focus behalten. Wir können uns dabei über eine mangelnde Unterstützung auch durch unsere männlichen Parteifreunde nicht beklagen. Im Gegenteil: CDU-Vorsitzender Jörg Geerlings undKreisvorsitzender Lutz Lienenkämper fördern das familienpolitische Engagement. So wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch eine wichtige Rolle bei unseren Programmkonferenzen der Kreispartei spielen.

Vera Straub führte das Gespräch.

(NGZ/rl)
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