Neuss Jugendarbeit hat Vorrang

Neuss · Sozialdezernent Stefan Hahn gab in einem Vortrag einen ernüchternden Ausblick auf die künftige Sozialpolitik. Es gebe weniger Geld, das gezielt eingesetzt werden müsse. Schwerpunkt soll Kinder- und Jugendarbeit sein.

 Stefan Hahn.

Stefan Hahn.

Foto: NGZ

Der Sozialbereich in Neuss muss angesichts der schlechten Finanzlage der Stadt effizienter organisiert werden und seinen Schwerpunkt auf die Kinder- und Jugendarbeit legen. Dies hat Sozialdezernent Stefan Hahn in einem Vortrag gefordert, den er im Jugendzentrum "Kontakt Erfttal" vor Vertretern und Mitarbeitern der Wohlfahrtsverbände sowie ehrenamtlich aktiven Bürgern hielt.

Erfttaler in Sorge

Auf Einladung des Erfttaler Stadtverordneten Heinz Sahnen referierte Hahn über Perspektiven der Neusser Sozialpolitik. In Erfttal sieht man die geplanten Kürzungen mit Sorge, denn der Stadtteil hat traditionell ein enges Netz an sozialen Einrichtungen. Hahn äußerte sich nicht konkret, wie es dort weitergehen soll. Auch auf die im Haushaltsentwurf vorgesehenen Kürzungen ging er im Einzelnen nicht ein. Er zeichnete aber ein ernüchterndes Bild der aktuellen Situation und des Spielraums der nächsten Jahre. "Ich befürchte, dass der Etat nicht so wachsen wird wie die Aufgaben", sagte er. "So viel Geld wie vor einigen Jahren wird nicht da sein."

Die zu den Pflichten der Stadt zählenden Kosten, etwa für Erziehungshilfe oder Altenpflege, würden steigen, gleichzeitig könne der Sozialbereich, der den größten Posten im Haushalt ausmacht, nicht von Kürzungen ausgenommen werden. "Man kann nicht alles auffangen, indem man an anderen Stellen kürzt", sagte er. Die Folge: Die Angebote müssten "effizienter" werden.

Wie er sich das vorstellt, hat der 43-Jährige, der seit anderthalb Jahren Sozialdezernent in Neuss ist, schon gezeigt. Das in diesem Jahr eingeführte "Sozialmonitoring" soll in regelmäßigen Abständen überprüfen, wo es in Neuss Probleme gibt und ob die Angebote zwischen den Stadtteilen gerecht verteilt sind. Erfttal dürfte dabei wegen seiner überdurchschnittlich guten Ausstattung zu den Verlierern gehören. Außerdem will Hahn stärker projektbezogen bezuschussen. Deshalb befürwortet er etwa die Streichung der Zuschüsse für die Geschäftsstellen der Wohlfahrtsverbände, die im Haushaltsentwurf vorgesehen ist und bei den Verbänden für Unmut sorgt.

Das Kernstück der Sozialpolitik sieht Hahn in der Kinder- und Jugendarbeit. Durch Ausbau der U3-Betreuung, mehr Plätze im offenen Ganztag und verstärkte Förderung in Kindergarten und Schule erhofft er sich, dass insbesondere Migranten und Kinder aus sozial schwachen Familien frühzeitig gefördert und mögliche Entwicklungsprobleme erkannt werden. Andere Hilfen könnten dadurch überflüssig werden.

Hahn gab sich versöhnlich

Gegenüber den Wohlfahrtsverbänden, die sich beschwert hatten, von den Sparplänen der Verwaltung überrumpelt worden zu sein, gab sich Hahn in Erfttal versöhnlich: Er kündigte an, dass die Politik künftig "gemeinsam mit den Verbänden" Schwerpunkte in der Sozialpolitik entwickeln wolle.

(NGZ)
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