Neuss Halloween spaltet die Stadt

Neuss · Das Gruselfest ist in den vergangenen Jahren auch in Neuss angekommen. Das begrüßen nicht alle. Vor allem die Kirche hat Vorbehalte. Aber Kinder-Einrichtungen und Discos haben das neue Event längst aufgenommen.

Halloween-Partys Rhein-Kreis Neuss 2023: Hier wird es gruselig
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Halloween-Partys in Neuss

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Foto: ddp

Ausgehöhlte Kürbisse mit Fratzen, Partys mit Grusel-Dekoration und Kinder, die "Süßes oder Saures" schreien — am Sonntag ist Halloween. Das US-Fest ist in den vergangenen Jahren auch in Neuss angekommen. Bei vielen Erwachsenen ist Halloween aber unbeliebt. Vor allem die Kirche hat Vorbehalte — auch in Neuss. So kann sich Guido Assmann, Oberpfarrer von St. Quirinus, nicht mit dem Gruselfest anfreunden. "Dass die Toten als Gespenster zurückkehren, entspricht nicht dem christlichen Glauben", sagt der Oberpfarrer von St. Quirinus.

Zwar sei nichts dagegen zu sagen, wenn Kinder einen schönen Abend feierten. Aber es gebe auch christliche Lichterfeste, die zu der dunklen Jahreszeit passten, wie das Martinsfest und die Totengedenkfeiern. "Die werden von vielen nicht gelebt", sagt Assmann. Die zunehmende Popularität von Halloween betrachtet Assmann deshalb "sehr kritisch": "Der Glaube an die Auferstehung ist schöner als Masken, die den Tod darstellen." Assmann sieht die Gefahr, dass sich an Stelle der christlichen Bräuche "Ersatzreligionen" bilden.

Andere sehen das weniger ernst. Der Volkskundler Thomas Ludewig hält die Geister-Verkleidungen für harmlos. "Halloween ist nur ein spielerischer Umgang mit den dunklen Seiten", sagt der stellvertretende Direktor des Clemens-Sels-Museums. Ludewig sieht Halloween als gar nicht so neues Phänomen. Er ordnet es ein als Teil einer langen Tradition von so genannten "Heischebräuchen", die auch in Deutschland schon seit Jahrhunderten begangen wurden. So seien schon im 17. Jahrhundert die Erntehelfer nach der Erntezeit durch die Straßen gezogen und hätten und um Gaben für den Winter gebeten.

Aus derselben Tradition sei im 18. und 19. Jahrhundert das Martinsfest entstanden. Für die gestiegene Popularität von Halloween in Deutschland hat Ludewig aber eine andere Erklärung: "Das Fest ist Folge einer Kommerzialisierung." Halloween nutze Kaufhäusern und der Gastronomie. Die seien deshalb interessiert daran, dass das Fest gefeiert wird. "Das war so ähnlich beim Valentins- und beim Muttertag", sagt Ludewig. "Die gab es früher auch nicht."

Halloween begleitet die Kinder

Viele Kinder-Einrichtungen feiern inzwischen auch Halloween. Der Kinderbauernhof etwa bietet Halloween-Basteln für Eltern und Kinder an. "Man kann sich nicht allem Neuen verschließen", sagt Leiter Frank Lammerz. Richtig anfreunden könne er sich mit dem Fest nicht. "Aber es begleitet die Kinder."

Auch die Neusser Discos haben das Fest für sich entdeckt, zahlreiche Partys finden am Sonntag statt. Das liegt auch daran, dass am Montag, Allerheiligen, ein gesetzlicher Feiertag ist. Nachtschwärmer können also ausschlafen.

(NGZ)
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