Rhein-Kreis Neuss Fahrdienst plötzlich gestrichen

Rhein-Kreis Neuss · Nach einer Insolvenz hat der Behinderten-Transport in Neuss plötzlich den Betrieb eingestellt. Ferdinand Broich und andere Nutzer sind verunsichert. Der Kreis hat eine Übergangslösung gefunden, die aber einen Haken hat.

 Ferdinand Broich fuhr etwa einmal pro Woche mit dem Fahrdienst. Jetzt hofft er auf schnellen Ersatz.

Ferdinand Broich fuhr etwa einmal pro Woche mit dem Fahrdienst. Jetzt hofft er auf schnellen Ersatz.

Foto: Andreas Woitschützke

Das Ende kam ohne Vorwarnung. Ferdinand Broich wollte nach Düsseldorf zu Rehacare, einer Fachmesse für Menschen mit Behinderung. Er meldete dafür eine Fahrt mit dem Schwerbehinderten-Transport des Kreises an. Auch wenn er ein Konzert besuchen oder mit Freunden ein Bier trinken wollte, griff Broich auf den Service zurück. Denn der 60-Jährige, der im St.-Josefs-Heim in Grimlinghausen lebt, ist auf einen Rollstuhl angewiesen, ein normales Taxi kann er nicht benutzen. Am Abend vor dem Messe-Ausflug erhielt Broich einen Anruf: Die Fahrt falle aus, und auch alle weiteren seien gestrichen. Die Firma Töller, die den Fahrdienst für den Kreis betreibt, sei insolvent.

Ferdinand Broich war schockiert, genau wie viele andere Menschen mit Behinderung im Kreis. Denn der Fahrdienst ist für viele die einzige Möglichkeit, trotz Behinderung zu Veranstaltungen zu gelangen. Auch viele Dialyse-Patienten nutzen den Dienst. Etwa 250 Mal wird er im Monat gebucht. Seit dem Ende am 5. Oktober sind die Nutzer und oft auch ihre Angehörigen verunsichert. Sie fürchten um ihre Mobilität.

Anfang dieser Woche reagierte der Kreis. Er beauftragte die DRK-Ortsgruppen Neuss und Grevenbroich, die Fahrten zu übernehmen, die vor der Insolvenz von Töller gebucht wurden. "Das ist nur eine Übergangslösung", sagt Kreissprecher Harald Vieten. Es sei schwierig, kurzfristig Ersatz zu finden. Auch die Kreisverwaltung sei von der Insolvenz völlig überrascht gewesen. "Wir haben davon erst einen Tag vorher erfahren."

Die Übergangslösung hat aber einen großen Haken: Neue Fahrten werden zurzeit nicht angenommen. Das könnte vor allem problematisch sein, weil der Dienst in der Weihnachtszeit erfahrungsgemäß viel genutzt wird. Menschen mit Behinderung, die noch nicht so weit im Voraus gebucht haben, können so möglicherweise nicht an Weihnachtsfeiern teilnehmen. Sprecher Vieten kündigt an, dass der Kreis in der nächsten Woche mit dem DRK über das Problem sprechen will. "Wir werden alles tun, um da eine befriedigende Lösung zu finden", sagt er. Das sagt auch Lorina Benning, Leiterin des Fahrdiensts des Neusser DRK. "Wir versuchen, die Weihnachtsfahrten zu schaffen."

Bis es wieder einen regulären Behinderten-Fahrdienst gibt, kann es noch dauern. Erst im April soll nach europaweiter Ausschreibung eine neue Firma für den Dienst beauftragt werden. Zwischen Januar und April soll ein regionales Unternehmen den Fahrdienst übernehmen.

Ferdinand Broich hofft, dass schnell eine Lösung gefunden wird, auf die er sich wieder verlassen kann. "Es ist mir sehr wichtig, dass der Fahrdienst weiterläuft", sagt er.

(NGZ)
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