Rhein-Kreis Neuss Gerangel in der FDP um beste Listenplätze

Rhein-Kreis Neuss · Es gibt mehr Kandidaten als aussichtsreiche Plätze auf der FDP-Liste zur Kreistagswahl. Da verspricht die Aufstellungsversammlung heute in Kleinenbroich spannend zu werden. Viele Kampfabstimmungen werden erwartet.

 Ein Bild aus glücklichen Tagen: Junge Liberale feiern im September 2009 den Einzug von Bijan Djir-Sarai (M.)in den Bundestag. Es war einmal ...

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Junge Liberale feiern im September 2009 den Einzug von Bijan Djir-Sarai (M.)in den Bundestag. Es war einmal ...

Foto: M. Reuter

Bijan Djir-Sarai (37), der große starke Mann der Liberalen an Rhein und Erft, auf Eins — und dann beginnt das große Hauen und Stechen. So ließe sich die Prognose für die heutige Kreiswahlversammlung der FDP überschreiben. Ab 10 Uhr sind mehr als 400 FDP-Mitglieder im Rhein-Kreis aufgerufen, ihre Reserveliste für die Kommunalwahl am 25. Mai aufzustellen, die letztlich darüber entscheiden wird, wer welche Chancen besitzt, dem nächsten Kreistag für eine sechsjährige Wahlperiode anzugehören.

Die Versammlung im Forum der Realschule an der Dionysiusstraße in Kleinenbroich verspricht Hochspannung, denn der Kampf um die besten Listenplätze wird ohne historischen Vergleich sein. Beobachter erwarten bereits ab Platz zwei Kampfabstimmungen in Hülle und Fülle. Grund: Im aktuellen Kreistag ist die FDP mit einer neunköpfigen Fraktion vertreten. 11,6 Prozent bei der Kreistagswahl 2009 machten es möglich. Doch nach dem FDP-Desaster bei der Bundestagswahl im September glauben selbst liberale Superoptimisten nicht mehr an ein solches "Traumergebnis". Offiziell gibt der Parteivorsitzende und Fraktionschef Bijan Djir-Sarai die Parole aus: "8 Prozent plus X sind unser Ziel." Das klingt sehr ambitioniert, ist jedoch angesichts von kreisweit immerhin noch glatten sieben Prozent bei der September-Niederlage nicht völlig unmöglich.

Intern gelten lediglich "maximal" die ersten sechs Listenplätze als "aussichtsreich". Die Folge: Es gibt weitaus mehr Kandidaten als vermeintlich sichere Listenplätze. Damit ist die Voraussetzung für das große Gerangel gelegt. Vor diesem Hintergrund verzichtete der Kreisparteivorstand auf seiner Sitzung am Mittwoch darauf, eine eigene Vorschlagsliste der Wahlversammlung vorzulegen. Damit folgte das Führungsgremium einer Empfehlung ihres Vorsitzenden Djir-Sarai, der längst erkannt hat, dass jeder Vorschlag — wie auch immer er aussehen würde — nur Makulatur wäre. Die große Zeit der Strippenzieher und Kungler ist angebrochen. Einer aus der Szene beschreibt das so: "Die Absprachen und Bündnisverhandlungen werden sich bis in die Wahlversammlung hinein ziehen."

Ein Beispiel: Der Stadtverband Neuss, der mit mehr als 100 Liberalen ein Viertel der Kreis-Parteimitglieder stellt, erhebt den Anspruch, in der neuen Kreistagsfraktion vertreten zu sein. Neusser Spitzenkandidat ist der 25-jährige Politikstudent Malik Hai, der im Büro des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Köln arbeitet. "Ich weiß noch nicht, für welchen Platz ich antrete", ließ sich Hai gestern nicht in die Karten schauen, "aber ich trete sicherlich für einen der ersten sechs Plätze an."

Bisher war die Neusser FDP im Kreistag durch ihren Ex-Vorsitzenden Michael Riedl vertreten. Der verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Er ist aber neben dem jungen Jüchener Jan Cwik der einzige aktuelle FDP-Kreistagsabgeordnete, der aufhört. Alle übrigen Sieben konkurrieren mit neuen Nachdrängenden um die besten Plätze. Spannung verspricht die Entscheidung um Platz 2: Eine Kampfabstimmung zwischen dem Kaarster Walter Boestfleisch und Rolf Kluthhausen aus Korschenbroich wird erwartet. Wer gewinnt, bringt sich frühzeitig als Vize-Landrat in Position. Das Amt will Djir-Sarai nämlich abgeben und nur noch Fraktionschef sein.

(NGZ)
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