Neuss Wie Weihnachtsbäume zu Kompost werden

Neuss · Auf der Kompostierungsanlage in Korschenbroich werden Bio- und Gartenabfälle aus dem Rhein-Kreis verarbeitet – und Tannenbäume.

 Oben: Betriebsleiter Volker Fey vor dem Riesenberg Weihnachtsbäume. 2013 kamen im Kreis 470 Tonnen zusammen. Unten: Der teils aus den Bäumen produzierte Kompost wird verkauft, ebenso wie Rindenmulch.

Oben: Betriebsleiter Volker Fey vor dem Riesenberg Weihnachtsbäume. 2013 kamen im Kreis 470 Tonnen zusammen. Unten: Der teils aus den Bäumen produzierte Kompost wird verkauft, ebenso wie Rindenmulch.

Foto: LINDA HAMMER

Auf der Kompostierungsanlage in Korschenbroich werden Bio- und Gartenabfälle aus dem Rhein-Kreis verarbeitet — und Tannenbäume.

Neuss: Wie Weihnachtsbäume zu Kompost werden
Foto: Hammer, Linda (lh)

Der giftgrüne Lkw schiebt sich langsam vorwärts. Die Klappe am Heck öffnet sich und heraus fallen — Weihnachtsbäume. Massenhaft. Auf dem Gelände der Kompostierungsanlage Am blauen Stein in Korschenbroich, in der die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) Bio- und Grünabfälle aus dem Rhein-Kreis verarbeiten lässt, türmte sich gestern schon ein mindestens fünf Meter hoher Berg aus Tannenbäumen.

Beim Fest noch Mittelpunkt familiärer Feiern, liegen sie nun abgeschmückt auf dem Haufen und sehen ein bisschen traurig aus. Immerhin: Sie duften noch. Und sie sind auch noch zu etwas nutze: Aus den Bäumen wird — zusammen mit Biomüll — Kompost. Für die Landwirtschaft und für den Verbrauch in privaten Gärten.

Wobei die Weihnachtsbaumbestandteile im Kompost durchschnittlich rund 20 Prozent ausmachen, der Biomüll 80 Prozent, wie Volker Fey von der Firma Reterra Service GmbH erklärt. Er ist Betriebsleiter der Kompostierungsanlage, die 1998 eröffnet wurde und bei der es sich um die geschlossene Variante handelt. Geschlossen heißt: Der Kompostierungsprozess findet in einer großen Halle statt, nicht unter freiem Himmel. Von dem Zeitpunkt an, wo die Tannenbäume vorne in die Halle hineingebracht werden, bis zu jenem, wo sie hinten als Bestandteil des Kompostes wieder herauskommen und auf großen, nach unterschiedlicher Körnung (ganz fein oder etwas gröber) getrennten Bergen gelagert werden, vergehen rund 42 Tage.

"Wir brauchen die zerkleinerten Bäume als Strukturmaterial im Kompostierungsprozess", berichtet Volker Fey. Denn allein aus Biomüll wird noch kein brauchbarer Kompost. Das Strukturmaterial lockert den Biomüll auf und sorgt zum Beispiel für Sauerstoff. "Je feuchter der Biomüll ist, desto mehr Strukturmaterial mischen wir bei", sagt Fey.

Er öffnet die Tür zur Rottehalle, in der die Mixtur aus Biomüll und Strukturmaterial auf acht so genannten Mieten — vier auf jeder Seite — gelagert wird. Die Luft ist zum Schneiden, obwohl die Luftfeuchtigkeit im Winter mit etwa 70 Prozent und die Temperaturen mit rund 20 Grad Celsius im Vergleich zum Sommer geradezu angenehm sind. "Im Sommer haben wir hier 40 bis 42 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent", weiß Fey. Wegen dieser Bedingungen arbeiten auch keine Menschen in der Rottehalle — außer bei Reparaturen oder Wartungen. Das zwei- bis dreimalige Umsetzen der Mieten mit Zugabe von Wasser und Sauerstoff, das die Kompostierung fördert, übernehmen zwei automatisch gesteuerte Maschinen. Die jeweils 23 Meter breiten Umsetzer laufen auf Schienen. Die warme, schmutzige Luft aus der Halle wird permanent "gewaschen", erläutert Fey. Die Gerüche absorbiert ein Biofilter. Der wirkt: Unangenehmer Gestank ist draußen nicht wahrnehmbar, höchstens ein ganz leicht modriger Geruch, der ein wenig an Meerrettich erinnert.

Der fertige Kompost wird später verkauft — unkrautfrei. Während einer zehntägigen Lagerung bei über 55 Grad Celsius sterben alle keimfähigen Samen ab. Trotzdem "lebt" jeder Weihnachtsbaum aus dem Rhein-Kreis ein bisschen weiter — als Dünger auf den Feldern und in den Gärten der Region.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort