Besuch bei der Tanzschule Görke in Neuss Darf ich bitten?

Neuss · Seit 20 Jahren leitet Simone Görke gemeinsam mit ihrem Mann Oliver die gleichnamige Tanzschule in der Neusser Innenstadt. Die Kurse sind gefragt, doch es gibt ein Problem: Es fehlen männliche Teilnehmer jenseits der 55.

 Beim „Senioren-Paartanz“, der alle zwei Wochen stattfindet, werden unter anderem Walzer und Rumba getanzt.

Beim „Senioren-Paartanz“, der alle zwei Wochen stattfindet, werden unter anderem Walzer und Rumba getanzt.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Fast so sicher, wie eins plus eins gleich zwei ist, scheint das Phänomen, dass es stets deutlich mehr Damen auf Tanzflächen zieht als Männer. Das Alter spielt dabei offenbar keine Rolle: Tanzmuffel finden sich im hippen Club genauso wie im edlen Ballsaal.

So beschreibt es auch eine Frau, die es wissen muss: Seit 20 Jahren leitet Simone Görke gemeinsam mit ihrem Mann Oliver die gleichnamige Tanzschule in der Neusser Innenstadt. Die 42-Jährige aus Hoisten kennt das Problem, dass die einzelnen Herren fehlen. Und richtet daher einen aufmunternden Appell an alle männlichen Neusser jenseits der 55: „Traut euch!“

Der Hintergrund: Die Einrichtung an der Hafenstraße (hinter dem ebenfalls von Oliver Görke geführten „Börsencafé“) bietet auch diverse Veranstaltungen für reifere Tänzerinnen und Tänzer: Im Zwei-Wochen-Rhythmus treffen sich beispielsweise montags Paare zum „Senioren-Paartanz“, zu Walzer, Rumba und mehr. Der nächste Termin ist der 15. April, 15 Uhr. Neun mal zwei Leute machen aktuell mit. Dort geht die Rechnung also auf. Allerdings ist für den Kursus „ein Tanzpartner auch Voraussetzung“, erklärt Simone Görke.

„Tanzen durchblutet jede Zelle und regt somit den Kreislauf an“, wirbt die Schule auf ihrer Internetseite. „Es trainiert sowohl die Motorik, als auch das Gedächtnis. Forscher haben herausgefunden, dass sich das Risiko, an Demenz zu erkranken, im Besonderen durch Paartanzen deutlich verringern lässt. Und das sogar wirksamer als durch Lesen oder das Lösen von Kreuzworträtseln. Zudem hebt es die Stimmung, ebenso weckt es die Lebensfreude.“

Alles in allem also genug Gründe, die schicken Schuhe zu schnüren und sich auf den Weg zu machen. Über mangelndes Interesse können sich die Görkes und ihr Team auch gewiss nicht beklagen. Es ist nur ungleich verteilt. Etwa 50 bis 60 Leute kommen jeden zweiten Dienstag zum sogenannten Senioren-Tanzcafé.

Die altbekannte Schwierigkeit dabei: Es sind vor allem Paare oder aber einzelne Damen. Heißt: „Wir bräuchten mehr männliche Tänzer“, sagt Simone Görke. Ein Plus von zehn Herren, die bei der Damenwahl zur Verfügung stehen oder selbst auffordern, dürfte es laut Simone Görke beim nächsten Mal gerne sein. Sie kümmert sich beim Senioren-Tanzcafé zwischen 15 und 18 Uhr um die Theke (es gibt Kaffee und Kuchen). Ihr Mann sorgt dabei für die passende Musik. Gespielt (und getanzt) wird, was gefällt: Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Discofox, „manchmal auch ein rockiges Stück“, erklärt die Tanzlehrerin. Der Eintritt für diesen Kursus beträgt zwei Euro pro Person. Die „Herren der Schöpfung“ brauchen übrigens keine Angst zu haben, dass sie sofort auf die Tanzfläche gedrängt werden. Man(n) könne auch einfach zuschauen und in Ruhe seinen Kaffee trinken, betont die Veranstalterin.

Wer sich nicht für einen zweiten Fred Astaire oder John Travolta hält, muss sich diesbezüglich ebenfalls keine Gedanken machen: „Kenntnisse sind keine Voraussetzung, die Besucher können einfach locker schwofen.“

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