Sicherheit in Neukirchen-Vluyn Polizei bleibt auch nachts auf Streife

Im Hauptausschuss erläuterte Polizeidirektor Wolfgang Tühl, warum die Neukirchen-Vluyner Wache nachts nicht mehr durchgehend besetzt sein wird. An der Sicherheit in der Stadt werde sich nichts ändern, betonte er.

 Wachleiter Reinhold Henning und Polizeihauptkommissarin Andrea Margraf im März 2017 vor der frisch fertiggestellten Wache.

Wachleiter Reinhold Henning und Polizeihauptkommissarin Andrea Margraf im März 2017 vor der frisch fertiggestellten Wache.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Viel Kritik gab es im Neukirchen-Vluyner Hauptausschuss an Landrat Angar Müller, Leiter der Polizei im Kreis. Mangelnde Information warfen ihm Bürgermeister Harald Lenßen und Mitglieder der Fraktionen vor. Grund: Die Polizeiwache der Stadt wird ab 2. Dezember nachts (22 bis sechs Uhr) nicht mehr durch den sogenannten Wachhabenden besetzt sein. Von den Plänen habe man auf Umwegen erfahren, hieß es. Entgegennehmen durfte den Missmut Polizeidirektor Wolfgang Tühl. Er legte in Vertretung des Landrats die Gründe für die Dienstplan-Änderung dar.

Personalnot Tühl skizzierte eine angespannte Personalsituation. Seit 2014 habe die Kreispolizei mehr als 50 Beamte verloren. Viele Polizisten gingen in Pension, zu wenige junge strömten nach. „Das ist schwer zu kompensieren.“ Zwar bilde das Land 2500 Polizisten pro Jahr aus. Aber das reicht nicht aus – unter anderem, weil die Durchfallquoten bei Prüfungen hoch seien, weil viele Beamte für besondere Schwerpunktaufgaben (wie Aufklärung von Missbrauchsfällen oder Cyberkriminalität) gebraucht würden und weil die Landesregierung die Hundertschaften verstärkt habe. Im Kreis sei die Situation besonders herausfordernd, weil es bei 13 Kommunen zehn Wachen zu besetzen gebe. Zum Vergleich: Der Kreis Kleve habe bei 16 Kommunen nur fünf Wachen.

Kaum nächtliche Besucher Angesichts der Personalnot ist es der Polizei wichtig, ihre Beamten dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht werden – „auf der Straße“. „Die Frequentierung einer Wache insbesondere abends und nachts ist extrem rückläufig“, erläuterte Tühl. Wer die Polizei brauche, greife heutzutage eher zum Handy. So habe im September im Schnitt nur ein Bürger (der genaue Wert war 1,02) die Wache zwischen 16 Uhr nachmittags und acht Uhr morgens persönlich aufgesucht.

Streifenwagen samt Besatzung bleibt Tühl betonte, dass die Wache erhalten und tagsüber wie gewohnt besetzt und Anlaufpunkt für Bürger bleibe. Nachts bleibe, wie bisher auch, eine Streifenwagenbesatzung (zwei Beamte) in Neukirchen-Vluyn. Ist sie gerade draußen, um zum Beispiel eine Anzeige aufzunehmen, können Besucher der Wache über eine Nachtschelle Kontakt mit der Wache in Moers aufnehmen. Sie verständigt dann die Kollegen in Neukirchen-Vluyn. Damit ändere sich nichts an der objektiven Sicherheitslage in Neukirchen-Vluyn, sagte Tühl. Der Wachhabende im Nachtdienst sorge nicht für mehr Sicherheit: „Der Beamte schließt nicht die Wache ab und fährt zum Bürger.“

Tühl unterstrich, dass der Kreis bei den Einsatzreaktionszeiten (der Frist von der Meldung bis zum Eintreffen am Einsatzport) den vierten Platz unter 47 Kreispolizeibehörden im Land belege. „Wir sind Champions League. Wir sind schnell beim Bürger.“ Das solle so bleiben.

Reaktionen Die Fraktionen zeigten Verständnis für Probleme der Polizei, dennoch sahen sie die Änderung skeptisch. „Sie versuchen, das schlechter Werdende gut zu verkaufen“, sagte Markus Nacke (CDU). Günter Zeller (SPD) brachte das subjektive Sicherheitsgefühl der Neukirchen-Vluyner in Anschlag: „Die Menschen haben das Gefühl, ihnen wird etwas weggenommen.“

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