Volleyball Volleyball-Talent verlässt den Moerser SC

Moers · Marie Holstein ist als Eigengewächs des MSC nach Schwerin in den Bundesstützpunkt gewechselt. MSC-Präsident Günter Krivec kritisiert, dass der Verband die junge Spielerin ohne Wissen des Vereins abgeworben habe.

Böse kann Günter Krivec seinem ehemaligen Schützling Marie Holstein nicht sein. Als die 16-Jährige kürzlich die Entscheidung traf, dem Moerser SC den Rücken zu kehren, um künftig am Volleyball-Internat in Schwerin zu trainieren zu trainieren, war es eher der Verband, der den Zorn des MSC-Präsidenten auf sich zog. "So etwas kann uns nicht gefallen", sagt er. "Wenn man fünf Jahre lang mit dem Mädchen zusammenarbeitet, sie ausbildet und uns dann der Verband die Spielerin hinterm Rücken abwirbt, kann das nicht richtig sein", macht er seinem Unmut Luft.

Dabei war Krivec, der auch das Damen-Drittligateam des MSC trainiert, noch mächtig stolz, als U 17-Bundestrainer Jens Tietböhl vergangenen Sommer die beiden Moerser Talente Marie Holstein sowie Chiara Hoenhorst in den Kader der Jugendnationalmannschaft berief. Schließlich war das auch ein Beleg für die hervorragende Jugendarbeit der Grafenstädter. Doch war ihm bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass der Verband die Mädchen versuchen könnte, abzuwerben. "Das Konzept der frühzeitigen Herauslösung junger Spieler aus ihren Clubs wird einige Vereine in der Jugendarbeit resignieren lassen", erklärt Krivec und kritisiert die Art der Ausbildung. "Wir haben bei uns im Verein wöchentlich acht Stunden Training, im Internat sind es schon 18 Stunden", weiß er. "Damit sind die jungen Spieler überlastet. Sie vernachlässigen die schulische Bildung, wenn sie nur auf den Sport getrimmt werden."

Zumal die Sportart Volleyball im Vergleich zum Fuß-, Hand- oder Basketball deutlich weniger Erträge für einen Sportler abwirft. "Wenn sich die Spieler bis zum 30. Lebensjahr voll auf ihre Karriere konzentrieren, können sie bis dahin gut leben. Aber Ersparnisse sind Fehlanzeige." Nur die, die mit überragender Leistung auf sich aufmerksam machten, könnten nach ihrer Karriere noch davon zehren. Als Beispiel führt Krivec Georg Grozer senior an, der 1991 bei der Heim-EM die deutsche Auswahl zwischen den Top-Nationen auf Rang vier führte oder dessen Sohn Georg Grozer junior, der in den vergangenen Jahren den deutschen Volleyball ins Rampenlicht führte. Ansonsten gebe es kaum Spieler auf ähnlichem Niveau.

Beim Deutschen Volleyball-Verband wird die Lage naturgemäß anders gesehen. "Das ist immer eine Frage der Weltanschauung", sagt Gerhard Haßler, Referent für Leistungssport. "Wir glauben, dass es für junge Spieler wichtig ist, wenn sie möglichst früh mit gleich talentierten Spielern und gut ausgebildeten Trainern zusammenarbeiten." An der schulischen Bildung sei an den Eliteschulen des Sports wie in Schwerin, wo auch einer von insgesamt vier Bundesstützpunkten für Mädchen angesiedelt ist, nichts auszusetzen. Aus eigener Erfahrung berichtet er, dass schulische Probleme frühzeitig erkannt und mit Mentoren abgesprochen werden. "Zudem gibt es die Möglichkeit, die Schullaufbahn von acht auf neun Jahre zu strecken."

Glücklich ist Krivec, dass sich Chiara Hoenhorst für den Moerser SC entschieden hat. "Sie wird bleiben, gehört quasi zur Familie", erklärt der MSC-Präsident. Aber auch ihre Zeit werde kommen. Beim MSC habe sie beste Voraussetzungen. Krivec plant sie fest für den Kader des Drittligateams ein, indem sie weiter reifen kann. Und mit dem Aufstieg in die Zweite Liga soll's auch möglichst bald etwas werden.

(kt)
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