Moers Pfarrer und Jurist leitet die Diakonie

Moers · Kai Garben löst Dietrich Mehnert als Geschäftsführer ab. Er leitet die Diakonie zusammen mit Carsten van der Werth.

 Juristisch und theologisch voll im Bilde: Der neue Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie Kai Garben.

Juristisch und theologisch voll im Bilde: Der neue Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie Kai Garben.

Foto: Norbert Prümen

Die Stellenausschreibung der Grafschafter Diakonie wirkt, als sei sie für Kai Garben (51) geschrieben worden: Eine neue Geschäftsführung mit theologischem und pädagogischem Schwerpunkt wurde gesucht, sie sollte das Pendant zum kaufmännischen Geschäftsführer Carsten van der Werth bilden. Die Voraussetzungen: Das zweite theologische Staatsexamen oder eine Anstellung als Pfarrer, Führungserfahrung in der Wohlfahrtspflege, weitreichende Kenntnisse in der diakonischen Arbeit, der Fokus auf die Jugendhilfe und idealerweise Qualifikationen in der sozialen Arbeit. Das alles bringt der gebürtige Hannoveraner Garben, der 32 Jahre in Bayern gelebt hat, mit.

Seinem zweiten juristischen Staatsexamen schloss Garben Mitte der 1990er Jahre ein Theologiestudium an: "Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht glauben mag: Die Fächer haben vieles gemeinsam. Sie beschäftigen sich mit Sprache, mit Auslegung, haben gemeinsame Werkzeuge", erklärt der Vater von vier Kindern. "Die Wirklichkeit ist komplex, sie wird durch Gesetze nicht abgebildet. Aufgrund meiner zwei beruflichen Standbeine lerne ich viele Seiten von Wirklichkeit kennen."

Bevor er sich bei der Grafschafter Diakonie gegen 14 Bewerber als neuer Geschäftsführer durchsetzen konnte, war er zwischen Schweinfurt und Bamberg als Pfarrer für 20 Dörfer tätig. "Ich habe die Menschen dort in allen Lebenslagen begleitet, ein Repair- und Seniorencafé gegründet. Außerdem war ich als Pfarrer für den Finanzhaushalt zuständig, teilweise auch für die Immobilien - das ist ein vielseitiger Beruf", sagt Garben. "Meine juristischen Kenntnisse konnte ich häufig anwenden. Ich habe unter anderem an Fachhochschulen und der Pfarrakademie unterrichtet."

Während seines Vikariats, dem zweiten Teil der Pfarrerausbildung, lernte er in München-Gisingen die diakonische Arbeit kennen. "Dass die sozialen Aufgaben auf der Grundlage des Evangeliums begangen wurden, hat mich fasziniert. Ich wollte irgendwann zur Diakonie zurückkehren", erzählt der 51-Jährige. Nachdem er in München als Abteilungsleiter für juristische Fragen in der Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet hatte und schließlich als Pfarrer in Franken, wurde dieser Wunsch im Februar Wirklichkeit: "Mit Herrn Garben haben wir die beste Wahl getroffen", betont Dietrich Mehnert, dessen Nachfolge Garben antritt. Bis zum 30. April wird er den neuen Kollegen mit allen Aufgabenbereichen eines Geschäftsführers vertraut machen, dann geht Mehnert nach 26 Jahren bei der Grafschafter Diakonie in den Ruhestand. Dass sich die drei Geschäftsführer bis dahin ein Büro teilen müssen, scheint für van der Werth, Mehnert und Garben kein Problem darzustellen. Offensichtlich verstehen sich die Männer gut, scherzen viel, lachen gemeinsam. "Ich bin in ein sehr positives Arbeitsumfeld gekommen und super aufgenommen worden", sagt Garben. "Nun gilt es, die Grafschafter Diakonie kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und sich den neuen Herausforderungen zu stellen." Grundsätzlich verändern möchte er erst einmal nichts: "Die Kinder- Jugendarbeit soll fachlich besser verquickt werden, die Dienststellen für offene Sozialarbeit müssen sich profilieren und in der Finanzierung der Pflege kommen große Aufgaben auf uns zu. Allerdings möchte ich erst einmal auf Bestehendem aufbauen und habe noch keine konkreten Pläne für Neuerungen", führt Garben aus.

Die Pläne der Großen Koalition, 8000 neue Plätze in der Pflege zu schaffen, sehen van der Werth und Garben realistisch: "Das ist ein nettes Geschenk, aber bei mehreren tausend Städten in Deutschland, wird für uns vermutlich nicht viel dabei herauskommen. Außerdem stellt sich die Frage, woher die vielen Menschen kommen sollen, die die Stellen dann besetzen", sagt van der Werth.

(jma)
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