Neukirchen-Vluyn "Münte" ist jetzt Chorknappe
Neukirchen-Vluyn · Der SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering begeisterte gestern bei seinem Auftritt in Neukirchen-Vluyn mit Mutterwitz und schwor die Genossen auf die beiden anstehenden Wahlen ein.
Langanhaltenden stehenden Applaus bekam der SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering gestern nach seiner mitreißenden Rede im Sport- und Freizeitzentrum — und das gleich aus mehreren Gründen: Der Mann aus dem Sauerland versteht es hervorragend, die Distanz zwischen sich und seinen Zuhörern zu überbrücken. Das macht er mit ein paar guten Witzen und Seitenhieben in Richtung auf die politischen Gegnern. "Münte" hatte die Neukirchen-Vluyner Genossen, die er als "Rechtgläubige" bezeichnete, aber spätestens geschlossen hinter sich, als er nachdrücklich einen Sockelbergbau für Deutschland forderte. "Wer über die Energieversorgung in der Zukunft spricht, der darf Zuhause nicht alles abschneiden", sagte er. Und sein Bild, dass man mit dem Bau von Atomkraftwerken ein Flugzeug gestartet habe, ohne dafür über eine Landebahn zu verfügen, kam auch gut an.
"Nicht das Kellergeschoss"
Für Motivation auf der Ebene der Lokalpolitik sorgte der SPD-Chef, als er die Zuhörer auf die anstehenden Wahlen einschwor: "Die Kommunalpolitik ist nicht das Kellergeschoss der Politik. Hier im Kreis Wesel wird noch hoch gehalten, dass die Menschen für die Stadt aktiv sind — sei es in Vereinen, bei der Feuerwehr oder in Chören. Die Qualität einer Stadt bemisst sich genau an diesem Engagement. Diejenigen, die sich in Sportvereinen engagieren, tun mehr als wir alle zusammen in Berlin schaffen können. Kommunalpolitik gehört mit dazu. Diejenigen, die sich da reinschmeißen, sind tausend Mal gerechtfertigter als alle, die bloß rumsitzen und sich das Maul zerreißen", sagte Müntefering.
Dank an Paul Saatkamp
Der SPD-Bürgermeisterkandidat Jochen Gottke nutzte die Chance, noch einmal auf die Schwerpunkte seines Wahlkampfes einzugehen. Er bedankte sich bei dem Awo-Urgestein Paul Saatkamp dafür, dass er seine Beziehungen spielen ließ und dadurch den prominenten Gast nach Neukirchen-Vluyn holte. Eine besondere Ehre wurde Müntefering zuteil, als Peter Wermke, Vorsitzender des Werkschors Niederberg, ihn auf die Bühne bat und dem SPD-Chef eine Urkunde und die Bergmannskappe überreichte. Der auf diese Weise zum Ehrenmitglied des Werkschores ernannte prominente Politiker sang danach stimmgewaltig mit, als der Chor "Glückauf, der Steiger kommt" anstimmte.
