Moers Kleiner Chor in kleiner Kirche ganz groß

Moers · Die "Capella Palestrina" gastiert in der Christuskirche Scherpenberg. Zu hören gibt es ein nachweihnachtliches Chor- und Orgelkonzert. Das Publikum in dem voll besetzten Gotteshaus ist begeistert.

 Besinnliche Stimmung beim Konzert von "Capella Palestrina" in der Christuskirche Scherpenberg.

Besinnliche Stimmung beim Konzert von "Capella Palestrina" in der Christuskirche Scherpenberg.

Foto: Klaus Dieker

Duisburger machen Musik in Moers: Am Sonntag hat der Chor "Capella Palestrina" aus der Nachbarstadt ein nachweihnachtliches Chor- und Orgelkonzert in der Evangelischen Christuskirche in Scherpenberg gegeben. Der an diesem Abend aus neun Damen und fünf Herren vortragende Chor hatte sich dabei ganz auf Kompositionen im Stile seines Namensgebers Giovanni Pierluigi da Palestrina konzentriert.

Den Auftakt des Abends stellte zwar nicht eine Komposition des Namenspatrons - er war sogar überhaupt nicht im Konzertprogramm vertreten -, sondern ein viersätziger Auszug aus dem musikhistorisch wertvollen Gesangsbuch "Psalterium harmonicum" aus dem Jahre 1642. Komponist dieser barocken Kirchenlieder war der Kölner Pater und Jesuit Jakob Gippenbusch (1612-1664).

Insgesamt stellte Chorleiter Andreas Pieper ein inhaltlich höchst anspruchsvolles Programm zusammen. Sein Ansinnen war es, viele verschiedene Werke von ebenso vielen verschiedenen, dabei aber weitgehend unbekannten Komponisten aus sechs Jahrhunderten dem Publikum zu Gehör zu bringen.

In Anspielung auf die "Zwölf Weihnachtstage", die nach dem christlichen Kalender die Zeit zwischen dem Weihnachtsabend und der Erscheinung des Herrn am 6. Januar umfasst, kreisten alle Lieder des weihnachtlichen Chorkonzertes zum Auftakt des neuen Jahres noch einmal um die Geburt von Jesus Christus.

"Lasst uns das Kindlein wiegen" hieß beispielsweise der Liedbeitrag von Franz Xaver Anton Murschhauser (1663-1738), der jahrzehntelang Organist der Frauenkirche in München war. Ein Jahrhundert zuvor schrieb Bartholomäus Gesius (1562-1613), damals Kantor im brandenburgischen Müncheberg, die Komposition "Uns ist ein Kindlein heut geborn". Und von Johannes Eccard (1553-1611), der Ende des 16. Jahrhunderts von keinem geringeren als Jakob Fugger als Organist nach Augsburg berufen wurde, erklang der Titel "Ich steh an deiner Krippen hier".

Des Weiteren erklangen Lieder und Motetten in Vertonungen weiterer Komponisten, darunter Leonhart Schröter (1532-1601), Michael Praetorius (1571-1621) und Willi Träder (1920-1980). Eine Besonderheit war dabei die eigenwillige neuzeitliche Interpretation des bekannten Weihnachtsliedes "Es ist ein Ros entsprungen" (Praetorius) in der Fassung von Hugo Diestler (1908-1942). Doch auch ein noch lebender Zeitgenosse, nämlich der Bochumer Musiker Bodo Saborowski (1972), war mit dem Volkslied "Maria durch ein Dornwald ging" vertreten.

Das alles meisterte der Duisburger Kammerchor unter der Leitung und mit moderaten Orgelzwischenspielen von Andreas Pieper großartig und akustisch passend zur kleinen Christuskirche. Das Publikum des voll besetzten Saals bedankte sich jedenfalls bei den auftretenden Künstlern mit einem respektvollen, großen Schlussapplaus. Und das zu Recht.

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