Umbaumaßnahmen in Mönchengladbach-Rheydt Rheydt wird jung und zur Flaniermeile

Mönchengladbach · Ulrich Elsen hat fast sein ganzes Leben in Rheydt verbracht. Nur während des Studiums lebte der SPD-Ratsherr nicht hier. Nach dem mehr als 25 Millionen Euro teuren Umbau der City ist sich Elsen sicher: "Rheydt wird noch schöner."

Chronik der Bauarbeiten am Rheydter Markt
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Diesen Teil der Stadt kennt er wie seine Westentasche. Ulrich Elsen ist in Rheydt zur Welt gekommen, hat an der Krankenhausstraße (heute ist das die Heinrich-Pesch-Straße) gewohnt, ist hier zur Schule gegangen. Und nach dem Lehramts-Studium in Aachen zog's den heute 59-Jährigen gleich wieder in seine Heimatstadt zurück, wo er viele Jahre als Lehrer zunächst am Gymnasium an der Gartenstraße beschäftigt war, ehe er sich zur Gesamtschule in Rheydt-Mülfort veränderte.

Wenn der SPD-Ratsherr heute vor St. Marien steht, dann werden Erinnerungen wach. "Jeden Sonntag um 14 Uhr musste ich mit meinen Kumpels zur Andacht. Wir saßen auf heißen Kohlen, denn 14.30 Uhr kam im Fernsehen Fury, und das haben wir uns nie entgehen lassen", erzählt er. Doch es sind nicht die Geschichten von damals, die den Politiker heute bewegen, wenn er durch Rheydt geht: Er sehnt das Ende der Bauarbeiten herbei, die es fast in jeder Ecke im Zentrum gibt und die bis Ende des Jahres gänzlich abgeschlossen sein müssen. "Dann", sagt Elsen, "hat Rheydt eine riesige Chance, sich auch gegenüber dem Gladbacher Zentrum zu behaupten. Und zwar als Einkaufsstadt und als Flaniermeile."

In der Tat neigt sich das Innenstadtkonzept Rheydt dem Ende entgegen. Wenn die Stadt Anfang des nächsten Jahres endgültig bilanziert, wird sie eine Summe von mehr als 25 Millionen Euro errechnen, die in den vergangenen Monaten in Rheydt investiert wurden. Die Sanierung des Pahlkebades machte den Auftakt, die Schlüsselprojekte Tiefgarage, Marktplatz, Hugo-Junkers-Park und Marienplatz stehen vor der Fertigstellung. In der Planung sind noch die Umgestaltung des Sparkassenvorplatzes samt Marktstraße, der Tellmann-Platz, Bahnhofstraße und Langensgasse. Neue Lampen und modernes Stadtmobiliar wie Bänke und Bus-Wartehäuschen sollen für mehr Flair sorgen. "Wenn die Kreisbau an der Friedrich-Ebert-Straße mehr als 100 Studentenwohnungen baut, haben wir auch eine Lösung für diese Brachfläche. Das tut Rheydt sehr gut, holt junge Menschen in die Stadt", sagt Elsen.

Doch er weiß auch, dass sich noch manches verändern muss, damit Rheydt mehr aus seinem Potenzial macht. Elsen hofft auf die Hausbesitzer, die den zahlreichen 1950er-Jahre-Bauten zu mehr Komfort und Pfiff verhelfen sollen. "Viele Wohnungen sind heute nicht mehr zeitgemäß und sprechen vor allem jüngere Menschen nicht mehr an. Und an den Hausfronten muss auch hier und da etwas getan werden", sagt er und weist zufrieden auf ein Gebäude an der Hauptstraße, das eine neue Fassade mit frischen rot-schwarzen Elementen bekommen hat. Elsen: "Rheydt hat diesen besonderen Charme der 1950er Jahre und sollte ihn pflegen. Aber schon mit kleinen Veränderungen kann man viel tun. Das Citymanagement macht zum Beispiel die Blumenampel. Warum hängen sich Hausbesitzer da nicht dran? Mit Blumenkästen und Blumentöpfen kann man für zusätzliche Farbtupfer sorgen. Wir brauchen auch wieder Spielgeräte für Kinder im Zentrum."

Der SPD-Mann nimmt dabei auch seine eigenen Parteifreunde in die Pflicht. Elsen ist zum Beispiel dafür, die Einbahnstraßenregelung auf der Marktstraße umzudrehen, damit Autofahrer, die über die Harmoniestraße kommen, das Parkhaus Marienplatz direkt anfahren können und nicht umständlich durch das halbe Zentrum kurven müssen. Und beim Verkehrssystem sollten endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. "Die Phase des Experimentierens muss beendet werden. Vom Gedanken einer autofreien Innenstadt, den einige seit vielen Jahren konservieren, muss man sich endlich verabschieden. Autos gehören ins Zentrum, man muss den Autoverkehr nur vernünftig führen." Von den erfolgreichen Projekten, die mit Zuschüssen aus dem Programm "Soziale Stadt" finanziert wurden, will sich Elsen nicht gänzlich verabschieden: "Wir müssen trotz des Stärkungspakts alles dafür tun, damit wir die interkulturelle Familienbibliothek mit ihren Sonntagsöffnungszeiten erhalten."

Zwei Lieblingsplätze hat Elsen für sich ausgeguckt: den Marienplatz, der für rund 750 000 Euro renoviert wird und die Kirche St. Marien stärker betont. Und den Hugo-Junkers-Park, dessen Fertigstellung nur noch wenige Wochen dauert. "Das ist vor meiner Schule. Da drüben wohnte ein Schulfreund, zu dem wir oft in den Pausen gegangen sind. Und da im Wohnblock mehrere Lehrer", sagt er und weist in verschiedene Richtungen. Ende des Schuljahres geht Elsen in den Ruhestand. Er wird im Park und in einem Café am Marienplatz häufiger sitzen und seinen Erinnerungen nachgehen. Und sich über das dann umgebaute Rheydt freuen. KOMMENTAR

(RP/ac)
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