Serie Denkanstoß Wahl-Versprechen?

Unser Autor beschäftigt sich mit der Vereinbarung zwischen Menschen und was sie in der Politik noch wert sind.

 Die Versprechen des US-Präsidenten Donald Trump beschäftigen unseren Autor.

Die Versprechen des US-Präsidenten Donald Trump beschäftigen unseren Autor.

Foto: dpa/Pablo Martinez Monsivais

Die Nato schimpft. Trump will höhere Beiträge kassieren. Europa und China sind wütend. Trump verhängt Strafzölle. Unsere Politiker tun so, als ob sie davon überrascht würden. Zwar hatten alle die Ankündigungen im Wahlkampf Trumps gehört, sie aber einfach nicht ernst genommen. Es waren ja nur Wahlversprechen. Dabei zählte ein Versprechen einst als Tugend, heute gilt es als notwendiges Übel, um die Wähler für sich zu gewinnen. Wahlversprechen nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau. Ob sie gehalten werden, interessiert angeblich nach der Wahl sowieso nicht mehr. Keiner kommt darauf zurück. Wehe dem Politiker, der an seinem „Geschwätz von gestern“ festhält. Wegen eines ichbesessenen Trumps tut Europa so, als ob das Einhalten von Versprechen etwas Böses sei. Aber ein Versprechen bleibt ein Versprechen unabhängig von Trumps Trickserei. Da heißt es, zu seinem Wort zu stehen.

Ich nehme ein Versprechen ernst. Es ist eine Vereinbarung zwischen Menschen, die hoch zu schätzen ist. Indem ich einem anderen verspreche, so und nicht anders zu handeln, werbe ich um sein Vertrauen. Er darf sich auf mich verlassen. Was ich ihm sage, tue ich. Denn bevor ich ihm verspreche, habe ich genau überlegt, ob ich das Versprochene einhalten kann. Mein Gegenüber darf sich jederzeit auf mein Versprechen berufen. In jeder Beziehung ist das Versprechen eine Möglichkeit, Vertrauen und Treue unter Menschen einzubringen. Das Wort eines Menschen zählt.

Wahlversprechen, die bewusst vergessen werden, sind der übliche Wahlbetrug, der nie vor Gericht landet. Vielleicht beweisen sie anderes, was die Wählerinnen und Wähler wütend macht. Auf Politik ist kein Verlass mehr. Politikerinnen und Politikern brauchst du nicht zu vertrauen. Schon in der Bibel heißt es: „Eure Rede sei: ja ja, nein nein!“ Ohne ausdrücklich zu versprechen, ist damit klar, was ein Versprechen ist. Wer vorher ja sagt, muss auch nachher ja sagen. Genauso wenig kennt die Bibel ein „naja, mal schaun“. ‚Ich habe dir versprochen‘ ist etwas ganz anderes als ‚Ich habe mich versprochen‘ Traurig, dass Trump darüber nachdenken lässt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort