Sportstadt Sportstadt MG?

Analyse Mönchengladbach wird für seine Bäderlandschaft zurecht gelobt. Doch die Situation bei den Schwimmbädern ist nicht auf alle Sportstätten übertragbar. Es gibt auch in Mönchengladbach Defizite – und sie sind teilweise erheblich. Der Sportentwicklungsplan zeigt Lösungen auf.

 Mit Schwimmbädern ist Mönchengladbach gut ausgestattet. Das Bild zeigt das NEW-Swim-Meeting im Vitusbad.

Mit Schwimmbädern ist Mönchengladbach gut ausgestattet. Das Bild zeigt das NEW-Swim-Meeting im Vitusbad.

Foto: Götz

Wenn in finanziell schlechten Zeiten Kommunen nach Sparmöglichkeiten suchten, fiel der Blick von Kämmerern und Politikern in der Vergangenheit ganz schnell auf die Schwimmbäder: Meist war der Sanierungsstau über viele Jahre beträchtlich, weil Bäder als Eurograb galten – jeder Cent, der da investiert wurde, schien auf den Grund des Schwimmbeckens zu sinken, ohne dass nachhaltige Erfolge zu sehen waren. Sogar reiche Kommunen wie Düsseldorf schoben die Sanierung ihrer Schwimmbäder vor sich her. Andere schlossen die Außentüren ihrer Bäder für immer ab.

Mönchengladbach hat anders gehandelt und wird dafür gelobt. Durchaus zu recht. Doch die Situation bei den Schwimmbädern ist nicht auf alle Sportstätten übertragbar. Es gibt auch in Mönchengladbach Defizite – und sie sind teilweise erheblich. Der neue Sportentwicklungsplan zeigt Lösungen auf. Er macht aber auch deutlich: Gerade was den nicht-vereinsgebundenen Sport angeht, sind positive Ansätze da, die aber noch deutlich ausgebaut werden müssen, damit Mönchengladbach sich wirklich Sportstadt nennen kann. So fällt die Bilanz aus:

Schwimmbäder Die Stadt und die NEW halten für Schwimmer ein Freibad, ein kombiniertes Hallen- und Freibad und vier Hallenbäder vor. Für die städtischen Bäder (Vitusbad, Pahlkebad und die Hallenbäder Rheindahlen und Giesenkirchen) übernimmt die NEW die kaufmännische und technische Betriebsführung. Die Zukunft des Pahlkebades stand lange auf der Kippe: Seine Sanierung war nur möglich, weil die Stadt aus dem Förderprogramm Soziale Stadt Rheydt viele Millionen für das Bad abzweigen konnte. Das historische Volksbad als Freibad – es gehört wie das Schlossbad in Wickrath der NEW – sanierte der Versorger mit großem Aufwand. Insgesamt wurden mehr als 50 Millionen Euro in die Mönchengladbacher Bäder gesteckt, der Sanierungsplan endete 2013 mit dem Hallenbad Rheindahlen. Zwei Lehrschwimmbecken wurden geschlossen: die Schulschwimmbäder Morr und Hardt. Letzteres soll zu einem Kraftraum für die NRW-Sportschule umgebaut werden – dafür gibt es Landeszuschüsse.

Fazit Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die Bäderstruktur ausreichend ist. Je nach Sichtweise fällt die Bewertung unterschiedlich aus. Aber das Schulschwimmen ist gesichert, auch die Vereine kommen weitgehend zu ihrem Recht. In einem Hallenbad gibt es eine 50-Meter-Bahn, außerdem im Freibad. Immerhin: Die in Mönchengladbach registrierten Schwimmsportler stellen mit 4549 Aktiven hinter Fußball und Gymnastik/Turnen die drittstärkste Gruppe bei den Sportarten dar. Ein weiteres Bad wird es auf absehbare Zeit nicht in der Stadt geben.

Außensportanlagen Es gibt in der Stadt 32 kommunale Sportanlagen. Zwölf davon sind Bezirkssportanlagen: Sie haben eine zentrale Bedeutung für die Stadtteile und verfügen über Großspielfelder und leichtathletische Anlagen. Anfang 2018 gab es 30 Rasenplätze, zwölf Tennen- und 13 Kunststoffspielfelder. Zu den Sportanlagen gehören auch 15 Kleinstspielfelder. Das Durchschnittsalter aller Spielfelder liegt bei rund 27 Jahren, 2012 lag es noch bei 33 Jahren. Vor allem dank der NRW-Sportpauschale und der finanziellen Hilfe der Vereine konnten die Außensportanlagen erneuert werden. Dieser Prozess ist längst noch nicht abgeschlossen. Der Fahrplan der Stadt sieht vor, dass es bis Ende 2021 dann 23 Rasenspielfelder, nur noch neun Tennen-, aber dann 22 Kunststoffrasenspielfelder mit Flutlichtanlagen geben soll.

Fazit Gute Arbeit von Sportdezernent Gert Fischer und Sportamtsleiter Harald Weuthen. Dank des gut strukturierten Sportstättenentwicklungsplans gibt es ein stetiges Fortkommen. Die Vereine sind mit im Boot und haben selbst durch ihr Engagement zur Verbesserung beigetragen. Sicherlich ist nicht jeder Verein mit der Reihenfolge der Projekte zufrieden, und es gibt auch Lösungen, die Kompromisse sind und nicht jeden Verein glücklich machen. Doch insgesamt hat sich die Situation deutlich verbessert.

Sporthallen Die Stadt verfügt über 62 Turn- und Sporthallen – davon sind 47 Einfach-, vier Zweifach- und elf Dreifach-Hallen. Das Durchschnittsalter der Sporthallen liegt bei etwa 49 Jahren. Von 2006 bis 2017 hat die Stadt zwar mehr als 15 Millionen Euro in Neubau und Sanierung von Hallen gesteckt, aber es gibt weiterhin einen Sanierungsstau. Aus dem Programm „Gute Schule 2020“ werden 2018 und 2019 öffentliche Zuschüsse genutzt und diese gezielt in die Erneuerung von Turnhallen gesteckt.

Fazit Die Hallensituation ist sicherlich die mit dem größten Nachholbedarf. Die Grundversorgung ist indes weitgehend gewährleistet, auch wenn oft improvisiert werden muss. Kreativität hilft an der Stelle, siehe das Beispiel der Skaterhalle. Mit diesem „Ja, aber-Zustand“ muss der Sport in einer Stadt mit Doppelhaushalt wohl leben. Und auch damit, dass nach wie vor eine Halle für echte Großveranstaltungen fehlt. Die Jahnhalle platzt bei der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft stets aus allen Nähten, besondere sportliche Hallen-Events lässt der Ist-Zustand der Hallen in Mönchengladbach einfach nicht zu. Doch eine neue Großhallle wäre die Kür, zunächst muss der Alltag in der Hallenfrage im Vordergrund stehen. Der nächste Schritt ist konkret geplant: Die Dreifachhallen Voigtshoferallee und Asternweg werden komplett saniert, es ist ein Millionen-Invest in den Sport.

Unnormierter Sport Rund 47 Prozent der Mönchengladbacher sind in Vereinen organisiert, etwa 37 Prozent von ihnen sind sportlich aktiv. Aber fast 73 Prozent (so eine Untersuchung aus dem Jahr 2007) der Mönchengladbacher Gesamtbevölkerung erklären sich als sport-aktiv. Es gibt also eine hohe und wachsende Quote der informellen Sportler, das heißt: Sie treiben Sport, ohne sich einem Verein anzuschließen. Das trifft zum Beispiel auf viele Bürger zu, die regelmäßig joggen und Rad fahren und da sogar Wettkämpfe bestreiten – ohne dass sie dazu in einem Verein organisiert sind. Auch für diese Gruppe muss es möglich sein, städtische Sportanlagen zu nutzen. Dazu kommen typische individualisierte Trendsportarten: Skateranlagen, BMX-Sportler, Beachvolley- und Beachhandball, Basketball bei jüngeren sowie der Modesport Boule bei älteren Menschen.

Fazit In dieser Hinsicht muss sich Mönchengladbach in Zukunft noch breiter aufstellen. Das ist auch erkannt. Der geplante Campuspark will Angebote für nicht-vereinsgebundene Sportler vor allem im Fun-Sport-Bereich machen. An der Radrennbahn entsteht ein großer Skatepark, gemeinsam mit dem Verein Rollbrett Union sucht die Stadt noch nach einer Halle als Bleibe für Skater. Es gibt mehrere Kunststoffrasen-Minispielfelder, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Beachvolley- und Beachhandball sollen künftig auf der Sportanlage Beckrath möglich sein. Und Boulebahnen sind derzeit der große Renner. Aber: Eine solar-betriebene Laufstrecke mit einer Länge von 3,5 Kilometern um Schloss Rheydt ist immer noch in der Planung. Auch könnte es mehr vermessene und ausgeschilderte Laufstrecken wie im Volksgarten an anderen Stellen in der Stadt geben.

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