Schützen in Untereicken Die Bäukönigin regiert aufs Neue

Mönchengladbach · Diana van Keppeln ist bei der Bäukirmes die oberste Repräsentantin des Bürgerschützenvereins St. Franziskus in Untereicken. Als Bäukönigin wird sie hinter der Fahne gehen – trotz eines gebrochenen Mittelfußes.

 Marc van Keppeln warf einen Zettel mit dem Namen seiner Frau in den Hut – und dieser Zettel wurde gezogen. Damit war Diana van Keppeln zum zweiten Mal zur Bäukönigin in Untereicken gekürt.

Marc van Keppeln warf einen Zettel mit dem Namen seiner Frau in den Hut – und dieser Zettel wurde gezogen. Damit war Diana van Keppeln zum zweiten Mal zur Bäukönigin in Untereicken gekürt.

Foto: van Keppeln

Eine zweite Regierungszeit ist nicht vielen Königen beschert. Diana van Keppeln allerdings kommt in diesen Genuss. Nach 2017 ist sie 2019 bereits zum zweiten Mal Bäukönigin des Bürgerschützenvereins St. Franziskus Untereicken. Dazu gehört allerdings mehr als nur Glück. Denn Volkes Wille spielt bei der Kür der Bäukönigin in Untereicken auch eine Rolle: Die Namen von vorgeschlagenen Frauen werden auf Zettel geschrieben und in einen Schützenhut geworfen. Ein Zettel wird daraus gezogen und so wird die Königin ermittelt.

Diana van Keppelns Ehemann Marc hatte den Zettel mit dem Namen seiner Frau in den Hut geworfen. Als Lohn für die  gut gemeinte Tat darf er sich jetzt Bäuremmel nennen, was nett übersetzt für einen zähen Jungen oder Mann steht.

Bei der Bäukirmes 2019 gibt es kein Schützenkönigs-Haus, denn niemand trat im vergangenen Jahr zum Königsschuss an. Somit ist Diana van Keppeln oberste Repräsentantin der Untereickener Schützen und geht – mit Ehemann in Uniform – hinter den Fahnen des Bürgerschützenvereins. Und das alle drei Tage, vom 23. bis zum 26. August. Das wird erschwert, weil sich ihre Majestät vor zwei Wochen den Mittelfuß gebrochen hat. Mit Gehstützen soll es aber gehen.

So weit, so klar. Aber was ist ein Bäu? Und was ist eine Bäukönigin? Zwei Fragen, die es zu beantworten gilt. Schließlich ist nicht jeder Heimatforscher, Mundartdichter oder alter Gladbacher und der Mundart mächtig. Der Venner Kurt Gietzen, der sich mit Mundart auskennt, kann es erklären. „Das Wort Bäu“, so sagt  Gietzen, „hat seinen Ursprung in den hochdeutschen Wörtern Bau, Anbau, Bebauung, Beackerung des Bodens. Bäu, um es vereinfacht auszudrücken, steht für die Erntezeit allgemein. Der Begriff kommt aus der südmittelfränkischen Sprache.“ Menschen, die allein in Hochdeutsch bewandert sind, werden auch Sätze wie den folgenden erklärungsbedürftig finden: „D’r Bäu is jekomme“. Der verkündet den Beginn der Erntezeit. Und wenn die Erntezeit vorüber ist, heißt es „D’r Bäu is jehalde“.

Zur Erklärung des Titels Bäukönigin erzählt Kurt Gietzen: „Der letzte Erntewagen, der zum Bauernhof fuhr, wurde mit Feldblumen und bunten Bändern geschmückt. Darauf saßen in Feierlaune die Schnitter und Garbenbinderinnen. Die fleißigste von ihnen, die die meisten Garben gebunden hatte, wurde als Königin gekrönt. Sie war die Bäukönigin.“

Was der Bäu mit Mönchengladbach und Untereicken zu tun hat? Die Stadt war früher sehr landwirtschaftlich geprägt. Die Menschen lebten hauptsächlich von dem, was die Erde hergab – und das wurde geerntet, es wurde also Bäu gehalten. An diese Tradition knüpft der Bürgerschützenverein St. Franziskus Untereicken seit 50 Jahren an und feiert eine Bäukirmes. Normalerweise haben die Schützen ein Königshaus, zusätzlich wird noch eine Bäukönigin gewählt. Und das passierte auch für das diesjährige Schützenfest: Diana van Keppeln ist die 50. Bäukönigin in Untereicken.

Bleibt die Frage nach der Herkunft des königlichen Namens van Keppeln. Den brachte vor 22 Jahren ihr Marc mit in die Ehe. Ihn lernte die geborene Frau Hagedorn im Urlaub mit ihren Eltern in Zwiesel kennen, wo auch er mit seinen Eltern Ferien machte. Der Name van Keppeln stammt aus dem Niederländischen, aus Venray. Die Familie war früher tatsächlich adelig und hatte ein eigenes Wappen. Die jetzige Familie aus Untereicken ist bürgerlich, hat zwei Kinder und feiert die Bäukirmes mit der Schützengruppe „69er Ehrenbreitstein“. Die stellt nicht nur zum 20. Mal die Bäukönigin, sondern feiert zudem das 50-jährige Bestehen ihres Zuges.

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