Mönchengladbach Hochkultiviertes Quartett-Spiel

Mönchengladbach · Das renommierte Amaryllis-Quartett brillierte in der Kaiser-Friedrich-Halle.

 Gustav Frielinghaus, Lena Sandoz, Lena Eckels und Yves Sandoz bilden das Amaryllis-Quartett. Jetzt waren sie zu Gast beim Meisterkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Gustav Frielinghaus, Lena Sandoz, Lena Eckels und Yves Sandoz bilden das Amaryllis-Quartett. Jetzt waren sie zu Gast beim Meisterkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Foto: AQ

Internationale Klasse wurde nicht nur im Borussia-Park beim Spiel gegen den FC Sevilla geboten, sondern auch in der Kaiser-Friedrich-Halle. Wenngleich in einem anderen Metier und Umfeld. Aber die Art und Weise, wie im 4. Meisterkonzert Streichquartette von Mozart, Beethoven und Alban Berg gespielt wurden, darf getrost der obersten Kammermusik-Liga zugeordnet werden.

Markenzeichen des seit zehn Jahren international erfolgreichen Amaryllis-Quartetts ist eine in höchstem Maße kultivierte Art des Quartettspiels. Der Gesamtklang ist sorgfältig abgerundet, es werden keine rauen Töne produziert. Das heißt nicht, dass irgendetwas geglättet würde, im Gegenteil: Differenzierung und Filigranarbeit sind erstes Gebot.

Gustav Frielinghaus und Lena Sandoz (Violine), Lena Eckels (Viola) und Yves Sandoz (Cello) haben nicht nur die souveräne Beherrschung ihrer Instrumente gelernt, sie haben sich auch als Quartett von verdienten Altmeistern beraten lassen. Zu ihnen gehört Walter Levin, langjähriger Primarius vom "LaSalle String Quartet". Das merkt man. Von ihm haben sie gelernt, jede Note ernst zu nehmen und, bei aller Spielfreude, immer musikalische Strukturen erkennbar zu machen.

So lässt sich für die Interpretation von Mozarts D-Dur-Quartett KV 499 feststellen, dass die feinen Schattierungen zwischen heiter und melancholisch - typisch klassisch und doch schon die Romantik vorausahnend - nuanciert herausgearbeitet wurden. Im langsamen Satz wurden die auch vorkommenden Dissonanzen markant hervorgehoben. Brillant, ohne jede Härte faszinierte der letzte Satz.

Tief im Expressionismus der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg wurzelt Alban Bergs Streichquartett op. 3. Vorzüglich baute Amaryllis die Spannungsbögen auf und setzte ihnen als scharfen Kontrast ungewohnte Klänge entgegen, so durch Bogenkontakt ganz nah am Steg.

Abgerundet wurde der Abend durch eine ausgefeilte Wiedergabe des späten Beethoven-Quartetts Nr. 112 in Es-Dur. Der hauchzarte Beginn des Adagios ging unter die Haut. Leicht, locker und mit Anmut ging's in den tänzerischen Momenten, mysteriös im Scherzando zu.

Nach herzlichem Beifall wurde mit einer elegischen Zugabe nach Alban Berg an einen anderen Schönberg-Schüler erinnert - mit einem 1909 entstandenen Satz für Streicher von Anton Webern.

(-tr)
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