Mönchengladbach Hauptschulen: Viele gute Lehrer wandern ab

Mönchengladbach · Wegen der unsicheren Zukunft der Hauptschulen wählen viele Lehrer lieber eine andere Schulform. Schon jetzt füllen etliche Quereinsteiger die Lücken. Trotzdem sind nicht alle Stellen besetzt.

Vor einigen Jahren gab es noch zwölf Hauptschulen in der Stadt. Acht sind geblieben. Bald werden es wohl nur noch sechs sein, vielleicht sogar weniger. Keine Frage, die Perspektive der Hauptschulen sieht alles andere als rosarot aus. Das Hauptschulsterben ist auch der Grund dafür, dass viele Lehrer lieber einen Job an einer Sekundarschule, Gesamtschule oder anderen Schulform annehmen.

"Natürlich fragen sich viele Lehrer, was aus der Schullandschaft wird", sagt Schulamtsdirektorin Ursel Lamers-Heinemann. Und: "Es gibt Lehrer, die wollen eigentlich gerne an der Hauptschule bleiben, weil sie die Aufgabe hier als gesellschaftliche Herausforderung sehen, aber viele wollen auch eine Perspektive für sich."

Es gebe auch noch junge Lehrer, die sich an Hauptschulen bewerben, aber oft eben auch auf Stellen an anderen Schulformen. Kommt dann das Angebot von einer Sekundarschule oder einer Gesamtschule, "ziehen wir häufig den Kürzeren", sagt die Schulamtsdirektorin. Die Chance, an einer Hauptschule bis zum Pensionsalter zu bleiben, hat sich deutlich verringert. Nicht nur in Mönchengladbach, auch in anderen Kommunen verschwinden Hauptschulen.

Der Grund: Die Hauptschulen werden von Kindern und Eltern nur häufig nur noch gewählt, wenn nichts anderes mehr geht. Die demografische Entwicklung und mangelnde Akzeptanz führen zu rückläufigen Schülerzahlen. Und nun gehen auch noch die Lehrer weg — in der Regel die besten zuerst. Schon jetzt gibt es an den Hauptschulen keine 100-prozentige Stellenbesetzung und einen hohen Krankenstand. Aus dem Programm "Geld statt Stellen" können Vertretungen finanziert werden. Auch hier werden oft auf Quereinsteiger zurückgegriffen, was nach Ansicht von Ursel Lamers-Heinemann aber auch eine Chance für Schulen sein könne.

Um Qualitätsverluste zu vermeiden, hat die Gemeinschaftshauptschule Kirschhecke in Odenkirchen jetzt sogar ihre eigene schrittweise Auflösung vorgeschlagen. Die Schule, die schon seit mehr als zehn Jahren einen Schwerpunkt auf längeres gemeinsames Lernen und konsequente individuelle Förderung setzt, will eine inklusive Gesamtschule werden, ob mit oder ohne Oberstufe, darüber könne man noch reden, sagt der Schulleiter.

Schuldezernent Dr. Gert Fischer setzt trotzdem auf das bewährte Schulsystem. In den kommenden Jahren blieben die Schülerzahlen erst einmal relativ stabil, sagt er. Es werde zwar weniger Hauptschulen geben, dafür aber wenige kompakte. "Wer die Sekundarschule will, muss auch intakte Realschulen töten", sagt der Schuldezernent. Er will lieber den Weg gehen, das Hauptschulsystem zu stärken. Es sei denn, eine Realschule sage: Ja, wir wollen in eine Sekundarschule eingehen. Oder, wenn der Elternwunsch nach dieser Schulform extrem groß sei. Das habe sich aber in einer Elternumfrage nicht eindeutig ergeben.

(RP)
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