Mönchengladbach Der Markt für Nachhilfe boomt

Mönchengladbach · Schlechte Noten auf der weiterführenden Schule sind heute nicht mehr der einzige Grund für Nachhilfeunterricht. Weil sich Ansprüche geändert haben, nehmen auch Grundschüler und Zweier-Kandidaten das Angebot wahr.

Die Lernstandserhebungen in der Klasse 10 stehen kurz bevor, und Tina* (Name von der Redaktion geändert) bringt in Mathe nur Fünfer nach Hause. Um das Risiko des schlechten Abschneidens bei diesem Vergleichstest zu senken und unter Umständen deswegen die Zulassung zur Oberstufe zu verfehlen, haben Tina und ihre Eltern sich entschlossen, die Nachhilfe der Familienbildungsstätte (FBS) in Anspruch zu nehmen.

Seit 2006 existiert das Schülertraining als eigenständiger Fachbereich an der Familienbildungsstätte, geleitet von Andrea Gestermann. Mit der Gründung dieses Bereichs liegt die FBS ganz im Trend, denn die institutionalisierte Form der Nachhilfe hat sich in den letzten 20 Jahren auch in Mönchengladbach mit der Studienhilfe, dem Studienkreis und dem Blickpunkt etabliert.

Lernen soll Spaß machen

Dabei sind die Anforderungen an die Nachhilfe gestiegen, letztlich auch, weil sich die Ziele verändert haben. Es kommen nicht mehr nur schwächere Schüler, um ihre Noten zu verbessern — was nach wie vor der Hauptgrund ist —, sondern auch Schüler, die ihre gute "Zwei" halten wollen und Schüler, die methodische Defizite sowie zunehmend Teilbereichsschwächen wie eine Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche haben. Konzentrations- und Motivationsförderung sind als neue Bereiche hinzugekommen.

So stimmt die FBS nach einem Einstufungstest ihr Material in der klassischen Nachhilfe in den sogenannten Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen individuell auf den jeweiligen Schüler ab. Methodentraining wird in die Fachtrainingseinheiten von normalerweise anderthalb Stunden eingebunden. Für Grundschüler wird speziell "Das Marburger Konzentrationstraining" angeboten. Das "Schülertraining für Grundschüler" ist ein neu entwickelter Kurs, der die Freude am Lernen fördern soll. "Wenn Lernen Spaß macht, werden Schüler erfolgreich lernen. Das ist unser Anliegen", so Gestermann.

Gezielte Förderung von Motivation und individuellen Fehlerschwerpunkten ist ganz besonders wichtig bei Schwächen im Lese-Rechtschreib- oder Rechenbereich. Der Blickpunkt in Rheindahlen bietet seit 2005 spezielle Förderung an. Die meisten Schüler, die Nachhilfe in Anspruch nehmen, sind zwischen elf und 16 Jahre, mit dem Schwerpunkt bei den Neun- bis Elfklässlern. Andrea Gestermann führt die gestiegene Nachfrage in dem Alter auf die geänderten Schulbedingungen durch die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre zurück. "Außerdem wählen viele Nachhilfekurse, weil sie wenig Zeit haben, die Kurszeit aber in ihren Terminkalender einplanen können", so Gestermann.

Diese Erfahrung bestätigt Tinas Vater. Der Kurs in einer Kleingruppe habe eine höhere Verbindlichkeit als häuslicher Einzelunterricht. Außerdem würde das gemeinsame Lernen mit Gleichgesinnten die Motivation erhöhen.

(RP)
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