Mönchengladbach Das Internet auf der Theaterbühne

Mönchengladbach · 20 Studierende der Kulturpädagogik haben an der Hochschule Niederrhein ein aktuelles Thema für ein Theaterstück gewählt: "On sein oder nicht sein . . ." bildet der Titel den Hamlet-Monolog von Shakespeare um. Heute Abend ist Premiere im Theater im Gründungshaus.

Nicht nur die drei Schulklassen, die sich längst ihre Karten für zwei Sondervorstellungen reserviert haben, auch die übrigen Zuschauer von "On sein oder nicht sein . . ." werden bei diesem Musik-Theater einen hohen Wiedererkennungswert zum "Online-Alltag" bemerken. Morgen, am 15. Dezember, feiert das Stück um 20 Uhr im Theater im Gründerhaus (TiG) seine Premiere. Zusätzlich zu zwei Schulveranstaltungen vormittags sind Aufführungen auch am 16. und 17. Dezember, jeweils um 20 Uhr, zu sehen.

Kein erhobener Zeigefinger

"On sein oder nicht sein . . ." ist das Projektergebnis von 20 Kulturpädagogik-Studierenden der Hochschule Niederrhein. Sie haben sich unter der Leitung der Professoren Dr. Ulrich Einbrodt und Dr. Jürgen Weintz in zwei Semestern sowohl mit der schönen neuen Welt des Internets beschäftigt als auch mit künstlerischen Ausdrucksmitteln der Musik und des Theaters. "Es ist keine Inszenierung mit erhobenem Zeigefinger, die Aufführung wirft eher Fragen auf", erklärt Studentin Franziska Meyer, die mit Constanze Gottwald die organisatorische Leitung des Bühnenprojekts übernommen hat. "Es ist ein Musik-Theater, das anregt, achtsam und reflektiert mit Medien umzugehen", ergänzt Gottwald. "Es gibt in den Stücken auch keinen ,Bösen'."

Die Studierenden erzählen Episoden aus der Sicht von fünf Mädchen. Ihre Gesprächsthemen: Einloggen, ausloggen, posten, Apps und das Online-Sein ganz allgemein. Wörter, die es vor ein paar Jahren so noch nicht gab und die Anknüpfungspunkte für Probleme sind, die ebenfalls vor kurzem noch nicht existierten. Internet-Mobbing, die Tücken von Online-Dating, Internet-Pornografie, Online-Sucht und soziale Netzwerke, die oft alles andere als sozial sind.

"Die positiven Aspekte des Internet, wie sie beim Arabischen Frühling zu beobachten waren, haben wir beim Theater-Machen bewusst nicht thematisiert", stellt Professor Weintz klar. Die Themen und Gespräche der Protagonisten wirken authentisch, fast so wie aus einem Chat entnommen. Viele, gerade jüngere Zuschauer, werden sich und ihre Freunde sicherlich darin wiederfinden.

Doch die Bühne schafft auch eine gewisse Distanz und ermöglicht es dadurch, das Alltägliche aus einer anderen Perspektive zu beobachten. Alltagsabsurditäten werden so sichtbar, ohne dass die Darsteller die Szenerie ständig überzeichnen müssten. Andere Szenen deuten ihre Abgründigkeit nur an und überzeugen so. Die Zuschauer kommen zu ihren eigenen Erkenntnissen – oder zumindest auf neue Fragen.

(af)
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