Mönchengladbach RWE: Stadt hofft auf 60 000 Euro

Mönchengladbach · Wegen der jüngsten Kapitalerhöhung bei RWE kann die Stadt kurzfristig Bezugsrechte für neue Aktien verkaufen. Der Erfolg ist ungewiss, das Risiko liegt bei Null. Die Politik wirkte gestern zum Teil überrumpelt, stimmte aber zu.

Manchmal geht Politik so schnell, dass selbst die regierenden Parteien nicht mehr mitkommen. Was die Eurokrise auf Bundesebene anzustellen vermag, hat in Gladbach nun RWE mit seiner Kapitalerhöhung vom Mittwoch vergangener Woche geschafft. Denn im Hauptausschuss bekamen die Politiker gestern Abend eine Unterlage zur dringlichen Abstimmung auf den Tisch, von der selbst in der Ampel vorher nicht alle etwas wussten und für die zudem eigentlich Rat oder Finanzausschuss das zuständige Gremium gewesen wäre. Allerdings tagte innerhalb der vorgegebenen Fristen eben nur der Hauptausschuss, und erst tags zuvor waren die Informationen in der Kämmerei eingelaufen. "Mich befremdet, dass uns diese Vorlage nicht im Vorfeld zumindest zugemailt werden konnte. Eine autonome Recherche ist so nicht möglich", sagte der Grünen-Fraktionschef Karl Sasserath.

Worum es ging? Um die Möglichkeit, unverhofft, kurzfristig und ohne jedes Risiko an knapp 60 000 Euro zu gelangen. Diese entsteht dadurch, dass der Energieriese RWE, an dem die Stadt 1,75 Millionen Aktien hält, vor Wochenfrist neue Aktien und solche aus seinem eigenen Bestand veräußert hat. Dadurch werde der Wert der Altanteile verwässert, teilte Kämmerer Bernd Kuckels mit. Zum Ausgleich bietet der Konzern den Besitzern der Altanteile kurzfristig ein Bezugsrecht für RWE-Aktien im Verhältnis 19:1. Bedeutet: Für 19 Bezugsrechte kann eine neue Aktie zum Wert von genau 26 Euro erworben werden. Dienstag Vormittag lag eine RWE-Aktie bei 26,65 Euro, der Wert des Bezugsrechts pro Altaktie also bei 3,42 Cent. Multipliziert mit den 1,75 Millionen Altaktien, wären die Bezugsrechte Dienstag früh somit rund 60 000 Euro wert gewesen. Davon müsste lediglich — und nur im Erfolgsfall — die Provision der Stadtsparkasse in Höhe von einem Prozent (600 Euro) abgezogen werden, die sich bereiterklärt hat, zu versuchen, die Bezugsrechte am Markt zu platzieren.

Denn dafür tatsächlich auch neue Aktien mit stark schwankendem Kurs zu kaufen, kommt für die Stadt, die sich in der Haushaltssicherung befindet, nicht infrage. "Einzige sinnvolle Option ist es, die Bezugsrechte zu verkaufen", so Kuckels. Diese verfallen am 21. Dezember, bis morgen muss die Auftragserteilung an die Stadtsparkasse erfolgt sein — daher kann die Ratssitzung am 21. Dezember nicht mehr abgewartet werden, und daher musste gestern auch die Dringlichkeitsentscheidung her, die die in Teilen überrumpelt wirkenden Politiker auch einstimmig fällten.

Ob der Verkauf der Bezugsrechte gelingt und ob er tatsächlich Geld einbringt, ist völlig unklar. Denn: Eine Veränderung des Börsenkurses um zehn Cent gegenüber den 26,65 Euro von Dienstag früh senkt den Wert der Bezugsrechte bereits um 10 000 Euro. Sinkt der Kurs etwa nur auf 26 Euro, sind die Rechte bereits wertlos. "Er schwankt sehr, lag Dienstag deutlich über 26 Euro, Mittwoch darunter", so Kuckels. "Die Erfolgsaussichten sind also mit einem Fragezeichen versehen. Aber probieren müssen wir es."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort