Original an Mettmanner Gymnasium Der „Horstmeister“ bleibt der Schule treu

Mettmann · Eigentlich müsste Horst Reusch seine Rente genießen. Doch der ehemalige Hausmeister des HHG will aktiv bleiben.

 Horst Reusch ist eigentlich längst pensioniert, doch der 80-Jährige sieht im HHG immer noch täglich nach dem Rechten.

Horst Reusch ist eigentlich längst pensioniert, doch der 80-Jährige sieht im HHG immer noch täglich nach dem Rechten.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Auf seinem T-Shirt in Neon-Grün, der Farbe des Heinrich-Heine-Gymnasiums, steht „CHEF HHG“. Horst Reusch oder auch von Generationen von Gymnasiasten liebe- und respektvoll zugleich „Horstmeister“ genannt, schmunzelt: „Das habe ich zum 80. Geburtstag im Juli geschenkt bekommen. Genauso wie das Bild da vom Kollegium“, sagt er und zeigt auf eine Aufnahme von ihm „hoch zu Ross“ über den Schulhof reitend. Um das Foto finden sich die Unterschriften des Kollegiums.

„Ein Spaßvogel meinte, eine Pferdestärke reiche aus für mein ‚Dienstauto‘. Leider ist das Tier schon lange in der Wurst gelandet“, sagt der rüstige Rentner schmunzelnd, der von sich selbst behauptet: „Ich gehe jeden Tag gern zur Schule.“ Und das glaubt man Horst Reusch sofort. Umso erstaunlicher: Eigentlich müsste er gar nicht mehr zur Schule gehen. Denn der ehemalige Hausmeister des HHG ist pensioniert, sein Nachfolger längst im Amt.

Hanno Grannemann, Schulleiter des HHG, nickt bestätigend: „Horst kommt noch immer jeden Schultag ins Sekretariat und schenkt den Damen und mir Bonbons. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden“, sagt er schmunzelnd und fügt hinzu: „Ich kann mich noch genau an unsere erste Begegnung erinnern. Als ich in den Ferien vor meinem Start als Stellvertretender Direktor in das Sekretariat kam, lächelten mir zwei Damen freundlich entgegen. Der Herr, der neben ihnen stand, blickte streng drein und sagte: ‚Wir fangen hier pünktlich um acht Uhr an.‘ Da war von Anfang an klar, wer hier der Chef ist,“ sagt er lachend und deutet bestätigend auf das T-Shirt.

Vor 15 Jahren ist Horst Reusch in den Ruhestand gegangen, endgültig diesmal: „Mit 63 bekam ich meine ‚Entlassungsurkunde‘ vom damaligen Kämmerer, dem heutigen Kreisdirektor Martin Richter. Ich habe sie aber nur unter der schriftlichen Zusicherung angenommen, dass meine Stelle wieder besetzt wird,“ sagt Reusch, der sich immer mit Leib und Seele für „seine“ Schule eingesetzt hat.

Als kein Nachfolger kam, ging er mit dem Schreiben zu Richters Nachfolger und legte es ihm vor. „Ich glaube der war nicht erfreut, dass er mich weiter beschäftigen musste. Dachte er doch, er könne diesen Posten im klammen Haushalt einsparen“, freut er sich noch immer diebisch, wenn er davon erzählt.

Sich um weitaus mehr zu kümmern, als seine Stellenbeschreibung forderte, war immer Ehrensache für Horst Reusch. Das ist ihm anzumerken, als er durch seine Schule geht, hier ein offen stehendes Fenster schließt und ihm an jeder Ecke eine Geschichte einfällt: „Diese Exponate habe ich mit dem Lkw eines Kumpel aus dem alten Neanderthal Museum abgeholt. Alle habe ich hier eigenhändig reingeschleppt“, erzählt er nicht ohne Stolz und deutet auf einen Schaukasten am Boden, in dem die Attrappe eines Skeletts aus dem künstlichen Erdreich herausragt.

In der Mensa, wo er herzlich von den Mitarbeiterinnen begrüßt wird, berichtet er davon, dass für er die Vergrößerung des Essraumes eigenhändig Wände herausgestemmt, tapeziert und den Boden verlegt habe: „Hier war mal ein Sprachlabor und dort ein Kursraum.“ Doch auch an viele Wegbegleiter erinnert er sich: Gerne blättert er durch die Mappe mit den zahllosen Briefen, die ihm ehemalige Schüler und Lehrer geschrieben haben.

Horst Reusch wird man, so lange er es gesundheitlich kann, noch jeden Tag in „seine Schule“ gehen sehen. Der „neue“ Hausmeister, der inzwischen mehr als zehn Jahre im Dienst ist, hat übrigens nichts dagegen, dass sein Vorgänger regelmäßig vorbei schaut. „Ich rede ihm ja auch nicht hinein, wie er seinen Job zu machen hat“, sagt der rüstige 80-Jährige, der seine Rede zur Pensionierung mit „Ich habe fertig“ überschrieben hatte. Ein wenig voreilig vielleicht.

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