Geistliches Wort aus Mettmann Spannungen, Gegensätze, Meinungen – aushalten

Mettmann · Etwas auszuhalten ist meist keine ganz so angenehme Sache. Die Liste der Dinge, die wir Menschen aushalten müssen, scheint endlos zu sein. Zahnschmerzen, Wartezeiten, Ungeduld, mangelnder Respekt, … Und dennoch wird, so scheint es mir, immer weniger ausgehalten.

 Dr. Max Moll, Kreisjugendseelsorger Kreisdekanat Mettmann.

Dr. Max Moll, Kreisjugendseelsorger Kreisdekanat Mettmann.

Foto: Katholische Jugendagentur Düsseldorf

Im Gegenteil versuchen viele Personen gerade in der heutigen Zeit, Spannungsverhältnisse einseitig aufzulösen. Sie versuchen die Welt in Schwarz und Weiß, in Veganer und Fleischesser, in Einheimische und Flüchtlinge, und so fort, zu teilen. Und zwischen diesem Schwarz und Weiß verschwinden die Grauzonen, die Abstufungen und das vernünftige Differenzieren.

Und auch in der katholischen Kirche scheinen diese Graustufen immer mehr zugunsten von Extrempositionen verdrängt zu werden. Die Konzentration auf Glauben im Sinne des Evangeliums auf der einen oder die Betonung des Sozialen auf der anderen Seite. Dabei hat sich gerade auch die katholische Kirche in der Vergangenheit zumindest bemüht, dass sie Spannungen nicht einseitig oder unbedacht auflösen wollte. Und so sollten sich die Kirche und die Menschen, die sich zu ihr zählen, auch heute noch in diese Polarisierungen hineinbegeben und diese ganz im Sinne eines „sowohl als auch“ auszuhalten versuchen. Sie sollten Kompromisse aushandeln, Diskussionen und Austausch ermöglichen und sich dabei sowohl auf die Tradition als auch auf den hl. (Zeit)Geist beziehen. Wobei bereits der Begriff Zeitgeist dazu neigt, alles und nichts zu sein. Sie sollten sowohl das Evangelium als Quelle ansehen als auch die Begegnung mit dem je anderen im Blick behalten. Die Prämisse unter dem dieses Aushandeln und Abwägen stehen sollte, ist: „Prüft alles und behaltet das Gute“ (1. Thess 5,21).

(RP)
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