Meerbuscher Geschichtsverein Fritz Hillebrandt baute Büdericher Villen

Am Montag hat der Geschichtsverein den 36. Band der Meerbuscher Geschichtshefte an den örtlichen Buchhandel ausgeliefert. Darin geht es diesmal um Architektur, Politik, Heilige und dramatische Familienschicksale.

 Der Architekt Fritz Hillebrandt baute nicht nur das Haus Proschek an der Hindenburgstraße in Büderich, sondern über ein Dutzend charakteristischer Stadtvillen.

Der Architekt Fritz Hillebrandt baute nicht nur das Haus Proschek an der Hindenburgstraße in Büderich, sondern über ein Dutzend charakteristischer Stadtvillen.

Foto: Stadtarchiv MB

(RP) Die Autoren des Meerbuscher Geschichtsvereins ergänzen auch in diesem Jahr – pünktlich zur Vorweihnachtszeit – die städtische Geschichte um mehr als 200 Seiten neue Forschung. Im aktuellen Band 36 der Reihe „Meerbuscher Geschichtshefte“ haben sieben Autoren zehn Aufsätze mit neuen Forschungen beigesteuert.

 Bis 1973 prägte der Lipperhof das Gesicht der Uerdinger Straße in Lank-Latum.

Bis 1973 prägte der Lipperhof das Gesicht der Uerdinger Straße in Lank-Latum.

Foto: Stadtarchiv MB

Dem Wirken des Architekten Fritz Hillebrandt, der bis ins Jahr 1949 in einem Vierteljahrhundert mit etlichen Villen und Häusern das Gesicht Büderichs geprägt hat, ist der pensionierte städtische Denkmalschützer Reinhard Lutum auf der Spur. Erste Ergebnisse zeigen, dass Hillebrandt vor allem in der Umgebung des Landsknechts und in Meererbusch für ein vermögendes Klientel wirkte, und dort auch sein eigenes Haus errichtet hat.

Viele der auffälligen Bauten in „qualitästvoller Architektur” sind heute noch bekannt. Zahlreiche Häuser stehen unter Denkmalschutz, sie sind also exemplarische Zeugen ihrer Zeit und fallen noch heute im Stadtbild auf. Auch Haus Meererbusch und das Hotel Landsknecht sind Hillebrandts Projekte. Neben Gebäuden in Meerbusch hat der Architekt auch für die Industrie gearbeitet und in Oberkassel 1919 sogar ein Kino errichtet.

Im Vorfeld der Kommunalwahl im Jahr 2020 recherchiert Stadtarchivar Michael Regenbrecht wie sich die Parteien in den Jahren vor der Stadtgründung schlugen. Erstaunlich ist, dass bis in die 1960er Jahre einige der acht Kommunen echte Zentrums-Hochburgen waren, in denen selbst die sonst starke Neugründung CDU lange keinen Fuß auf den Boden bekam und auch die FDP einen Bürgermeister stellen konnte. Ähnlich überraschend ist der Inhalt des Beitrags von Stephan Haag, der die revolutionären Ereignisse im Büderich des Jahres 1918 mit denen in der Reichshauptstadt Berlin vergleicht.

Mit der Remise von Haus Meer hat sich die Kunsthistorikerin Rosemarie Vogelsang beschäftigt und im Vergleich mit dem Kölner Hansesaal einen Nutzungsvorschlag erarbeitet. Der frühere Staatsarchivdirektor Paul Hoffmann hat als Zufallsfund einen kleinen Schatz entdeckt, nämlich ein Büchlein über „Die Heilige Hildegundis von Liedberg” aus den 1930er Jahren, von dem es in deutschen Bibliotheken nur noch ein einziges Exemplar gibt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass es am Niederrhein zwei Hildegundis gab, die aber oft genug vermischt wurden.

Den Auftakt der neuen Ausgabe macht allerdings Mike Kunze mit der Biografie des Büdericher Kolonialpioniers Robert Visser. In weiteren Beiträgen lüftet Kunze das Geheimnis um die Entstehung der Strümper Meerhöfe mit ihren dramatischen Familienschicksalen und berichtet, wie die Sebastianus-Schützen im 18. Jahrhundert die Gemeinde Büderich aus „höchster Noth” retteten. Außerdem beleuchtet der Vereinsvorsitzende und Historiker die Geschichte des Lipperhofes in Latum.

Hans Jülich taucht ein weiteres Mal tief in die Büdericher Schützen- und Familiengeschichte ein und widmet sich diesmal dem Necklenbroich. Seine Vorfahren waren schon 1874 an der Gründung eines Karnevalsvereins beteiligt, und im Jahr 1900 hoben sie die Gesellschaft Jägerlust mit aus der Taufe und waren nach 1909 im Tambourcorps Rheintreue aktiv. Natürlich finden sich entsprechend in Jülichs Verwandtschaft auch bekannte Könige und Präsidenten.

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