Serie: Firmen im Porträt Meerbuscher Schreiner aus Leidenschaft

Mit viel Enthusiasmus führt Peter Petersen auf dem Gelände der Alten Seilerei in Osterath seine Schreinerei. Was der 42-Jährige anfertigt, kann schon auch mal außergewöhnlich sein. Ein Besuch.

 An der Holzsäge ist Peter Petersen in seinem Element. In den Räumlichkeiten in der Alten Seilerei ist er seit 2009 ansässig.

An der Holzsäge ist Peter Petersen in seinem Element. In den Räumlichkeiten in der Alten Seilerei ist er seit 2009 ansässig.

Foto: RP/Mirjam Ratmann

„Wenn es nach meinem Vater gegangen wäre, hätte ich studiert“ – Peter Petersen sitzt in seinem ganz persönlichen, kreativen Rückzugsort in seiner Schreinerei in Osterath und lächelt verschmitzt. Direkt auf dem Gelände des Gewerbeparks Alte Seilerei, wenige Meter von der Eisenbahntrasse entfernt, hat sich der 42-Jährige sein eigenes Reich geschaffen. Seit 2009 geht er dort seinem Handwerk nach.

 Schreiner Petersen probiert oft neue Dinge aus – das kommt dabei heraus.

Schreiner Petersen probiert oft neue Dinge aus – das kommt dabei heraus.

Foto: RP/Mirjam Ratmann

Seine Firma, der aktuell noch zwei Gesellen und ein Jahrespraktikant angehören, ist weit über die Meerbuscher Stadtgrenzen bekannt. So war Petersen schon europaweit auf Montage und arbeitete für große Firmen wie Nike oder Swarovski. Doch auch in Meerbusch engagiert er sich immer wieder: Erst kürzlich fertigte Petersen für den prämierten Skotti-Designgrill des Lank-Latumers Christian Battel ein passendes Holzbrettchen an, auf dem das Skotti-Logo eingraviert ist.

Die Schreinerei Petersen ist kein gewöhnlicher Handwerksbetrieb. „Natürlich machen wir auch die Standardarbeiten wie Tische oder sind auf Montage unterwegs“, sagt Petersen. Aber seine eigentliche Leidenschaft ist das Kreative, das Tüfteln, das Außergewöhnliche eben. Mit einem Lasergerät, das er vor kurzem gekauft hat, fertigt er Holzgravuren oder Figuren aus Holz in 3D an. „Ich habe auch oft nach Feierabend noch 15 Ideen im Kopf“, so der 42-Jährige. Dann ziehe er sich nach der Arbeit zurück. „Die Schreinerei ist so etwas wie ein zweites Wohnzimmer geworden.“ Einige seiner jüngsten kreativen Stücke will Petersen im Dezember bei einer Weihnachtsfeier in der Schreinerei zum Verkauf anbieten.

Der Drang, etwas Kreatives als Beruf zu machen, war es auch, das ihn zum Schreinerberuf brachte. „Ich bewege mich einfach gerne, und das Handwerkliche lag mir schon immer“, so Petersen. Nach dem Abitur am Städtischen Meerbusch-Gymnasium in Strümp, folgte ein Jahr Zivildienst, den er beim Rettungsdienst in Neuss absolvierte. Anschließend fing er eine Lehre bei der Schreinerei Scholz in Lank an. Nach seiner Lehre machte Petersen in Aachen seinen Meister. „Ursprünglich wollte ich danach Architektur studieren, habe mich dann aber doch dagegen entschieden.“

Mit dem Meister in der Tasche, überlegte er kurzzeitig, auf Wanderschaft zu gehen. Stattdessen ging er zum Bootsbau für ein Jahr nach Norwegen und drei Jahre nach Kanada, um dort Blockhäuser zu bauen. Dann zog es ihn in die Eifel, wo er bei einer Hausbaufirma arbeitete. Richtig heimisch gefühlt habe er sich dort jedoch nicht. Schließlich kam er zurück nach Meerbusch – und ließ sich in Osterath, wo er auch aufwuchs, nieder.

„Ich wollte mich eigentlich nie selbstständig machen, aber irgendwie hat sich das dann so ergeben“, sagt Petersen. Das war 2005. Zunächst habe er viele Aufträge für Freunde und Bekannte in der Umgebung gemacht. In den Anfangsjahren arbeitet er in seiner eigenen Garage. 2009 erhielt er dann die Möglichkeit, den Raum in seiner jetzigen Schreinerei zu nutzen. Zum damaligen Zeitpunkt teilte er sich die Fläche noch mit einem Zimmermeister und einem anderen Schreiner. Seit 2014 ist er Hauptmieter.

Dass er sich selbstständig gemacht hat, bereut Petersen im Rückblick ein wenig. Inzwischen müsse er viel Zeit in Büroarbeit investieren, die ihm gar nicht so richtig liege. Damit sei viel Aufwand verbunden. „Oft fängt die Arbeit nach Feierabend erst richtig an.“ Vielfach sei er nach Arbeitsende noch drei bis vier Stunden am Schreibtisch. Gleichzeitig könne er es sich aber auch nicht vorstellen, wieder als Angestellter zu arbeiten. „Das würde sich dann anfühlen, wie einen Schritt zurück zu gehen.“

Zum Ausgleich lebt sich Petersen in seiner handwerklichen Tätigkeit so richtig aus. „Ich empfinde meine Arbeit eigentlich nicht als Arbeit“, sagt der 42-Jährige. Er bedauere, dass Handwerksberufe heutzutage nicht mehr so hoch angesehen seien. Für ihn sei der Schreinerberuf eine Erfüllung. „In dem Job sind einem keine Limits gesetzt.“ Auch in der Schreinerei sei kein Tag wie der andere. „Wir machen oft Sachen, die wir noch nie gemacht haben“, erzählt Petersen.

Inzwischen komme er sogar wieder mehr dazu, für sich selbst Dinge anzufertigen. Auch seine siebenjährige Tochter, die direkt um die Ecke der Schreinerei in die Nikolaus Grundschule geht, ist regelmäßig in den Arbeitsräumen zu Besuch und habe keine Berührungsängste, selbst zu hämmern oder zu bohren. Zu Freizeitaktivitäten kommt Petersen im Moment eher wenig. „Gerade haben wir einige große Projekte, die viel Zeit in Anspruch nehmen.“ So ist die Firma von einem Fußballspieler der deutschen Nationalelf engagiert worden, dessen gesamte Wohnung zu bauen. Wenn er dann doch mal die Zeit findet, verbringt Petersen sie am liebsten draußen:beim Kajakfahren oder beim Wakeboarden.

Sein Vater habe sich mit seiner Berufswahl schließlich abgefunden. „Ihm hat immer sehr viel an meinem Glück gelegen, und auch, wenn er zwischenzeitlich skeptisch war, im Nachgang war er doch sehr stolz auf mich und das, was ich tue.“

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