Pflege in Meerbusch Hilfe bei der Suche nach Betreuern

Langst-Kierst · Britta Zehl hat als Mutter eines körperlich beeinträchtigten Sohnes viele Erfahrungen mit der Suche nach Betreuung gemacht. Sie setzt diese mit ihrer Agentur Sonnenvogel nun für andere ein.

 Britta Zehl mit ihrem Sohn Lars und ihrem Hund im Garten

Britta Zehl mit ihrem Sohn Lars und ihrem Hund im Garten

Foto: Zehl

„Sonnenvogel“ heißt die Agentur, die Britta Zehl Anfang 2020 gegründet hat. „Und dann kam Corona“, sagt sie. Persönliche Kontakte aufzubauen, sei schwierig gewesen. Doch gerade die seien ihr wichtig bei der Vermittlung einer 24-Stunden-Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Sie sei aber trotz der Pandemie-Einschränkungen immer von ihrer Idee überzeugt gewesen. Inzwischen hat sie Fuß gefasst. „Es macht mir ganz viel Freude, mit meiner kleinen Agentur noch einmal einen neuen Schritt im Leben zu wagen“, sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Diese Berufsausrichtung wurde ihr nicht in die Wiege gelegt. Sie arbeitete als Flugbegleiterin, studierte Amerikanistik und hatte gerade geheiratet. Doch das Jahr 1991 änderte alles. Schwanger mit Zwillingen wurden diese im sechsten Monat zu früh entbunden. Da die medizinische Versorgung von Frühchen noch nicht so gut wie heute war, hatten die Jungs einen schwierigen Start. Einer der beiden muss bis heute mit vielfältigen Behinderungen kämpfen.

Für seine Mutter eine Aufgabe, die ihr viel abverlangte. „Damals fehlte noch vieles zur Integration von behinderten Kindern. Nicht einmal einen integrativen Kindergarten gab es in Meerbusch“, berichtet Zehl. Sie habe alle Therapie- und Förderungsmöglichkeiten selber ausfindig und finanzielle Unterstützung besorgen müssen. Ihr Sohn sei zwar geistig vollkommen gesund, habe aber beispielsweise nie Laufen gelernt, so dass er immer auf den Rollstuhl angewiesen sein wird. Als ihr Sohn sich wünschte, in eine eigene Wohnung zu ziehen, kamen neue Herausforderungen auf sie zu, die es zu lösen galt. Wie sollte das gehen? „Ich bin dann auf die 24-Stunden-Pflege gekommen“, erzählt sie. Über eine polnische Agentur konnte sie einen ukrainischen Unfallchirurgen als 24-Stunden-Betreuer für ihren Sohn bekommen. „Das klappte hervorragend.“

Dennoch sei die ganze Organisation und Abwicklung nicht ganz einfach gewesen. Und sie habe beschlossen, aus ihren persönlichen Erfahrungen einen Job zu machen. Zumal sie inzwischen auch für ihren Vater eine solche Betreuungskraft gesucht habe. „Ich weiß, wie schwierig es sein kann, vertrauenswürdige, verantwortungsvolle, zugewandte Personen zu finden, auf die man sich als Angehöriger verlassen kann“, so Zehl. Deshalb besucht sie vor einer Vermittlung die Kunden und stellt an Hand eines Fragebogens genau die individuellen Bedürfnisse fest. „Es muss passen“, ist sie sich sicher. Jeder Kunde habe andere Bedürfnisse. Kann der Betreute stundenweise alleine bleiben? Gibt es eine Putzfrau? Einen ambulanten Pflegedienst? Muss die Person nachts zur Toilette begleitet werden? Das müsse alles vorher geklärt werden. Keine Betreuungskraft könne 24 Stunden arbeiten. Es müsse zuvor festgelegt werden, wann diese Freizeit habe, so dass eine vernünftige Wochenarbeitszeit herauskomme. „Die derzeitige Diskussion um eine klare Definition von Arbeits- und Bereitschaftszeiten und deren Bezahlung ist notwendig, aber schwierig“, räumt Zehl ein. Vielfach seien die Betreuungskräfte überlastet und würden manchmal auch ausgenutzt. Die Leistungen müssten klar definiert werden.

„Dazu analysiere ich die Bedürfnisse der Kunden und die Kenntnisse der Pflegekräfte in Bezug auf Erfahrung im Pflegebereich, Deutschkenntnisse, hauswirtschaftliche Versorgung und individuelle Betreuung genau und wähle die Betreuungskraft nach diesen Ansprüchen aus“, unterstreicht sie. Sie hat beste Erfahrungen mit Kräften aus Polen und der Ukraine gemacht, die sie über eine ihr bekannte Agentur in Polen vermittelt. Diese seien deutschen Familien sozial und kulturell nahe, freundlich, sauber und zuverlässig.

„Aber natürlich muss auch die Chemie stimmen, und wenn dem mal nicht so sein sollte, wird neu gesucht“, so Zehl weiter. Alles laufe legal nach EU-Entsendegesetz ab, die Betreuer seien in Deutschland krankenversichert. Eine Erstberatung sei kostenlos. „Ich freue mich, wenn die Pflegebedürftigen durch diese Art der Betreuung ein hohes Maß an Selbstbestimmung, Sicherheit und Lebensqualität erhalten bleibt“, sagt Britta Zehl. Ihr Sohn und ihr Vater können ihr dabei als gutes Beispiel dienen.

Aber warum eigentlich „Sonnenvogel“, die chinesische Nachtigall? Sie habe ein positiv besetztes Logo gesucht, mit dem auch sie sich identifizieren könne, erklärt die Langst-Kiersterin. Zunächst habe sie an „Phönix“ gedacht, aber dieser Vogel sei bereits patentrechtlich geschützt.

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