Meerbusch "Eine wundervolle Zeit" in Lank

Meerbusch · Die diesjährige Ausgabe von "Dä Bott" ("Der Bote") ist frisch gedruckt. In dem 115 Seiten umfassenden Heft gibt es aktuelle wie historische Berichte und Fotos aus Lank. So auch die Geschichte von dem Pfarrer und der Lehrerin

 Es gab Gerüchte um Pfarrer Robert Gonella und die Lehrerin Maria Elisabeth Werle. Im Frühjahr 1914 wurde die junge Frau, die viele Gedichte über den Weltkrieg schrieb, gegen ihren Willen von Lank nach Zons versetzt.

Es gab Gerüchte um Pfarrer Robert Gonella und die Lehrerin Maria Elisabeth Werle. Im Frühjahr 1914 wurde die junge Frau, die viele Gedichte über den Weltkrieg schrieb, gegen ihren Willen von Lank nach Zons versetzt.

Foto: Heimatkreis Lank

Sie war eine junge Lehrerin - mit einem Hang zum Dichten. Der Erste Weltkrieg war in vollem Gange, als Maria Elisabeth Werle im Oktober 1915 nach Lank kam, um die Kinder an der Katholischen Volksschule an der Kemperallee zu unterrichten. Über 400 Männer aus der Gemeinde waren an der Front, nahezu wöchentlich trudelten Todesmeldungen bei den Familien ein. Schüler vermissten ihren Vater. Überall im Dorf waren Invaliden zu sehen. Diese Erlebnisse verarbeitete Maria Elisabeth Werle in Gedichten. Veröffentlicht wurden sie in den Jahren 1916 bis 1918 im Kirchlichen Anzeiger für die Pfarre St. Stephanus. Die redaktionelle Bearbeitung dieser wöchentlich erscheinenden Seite lag bei Pfarrer Robert Gonella.

Der Pfarrer und die Lehrerin: die beiden lagen wohl auf einer Wellenlänge, wie Heimatkreis-Vorsitzender Franz-Josef Radmacher in der neuen Ausgabe "Dä Bott" ("Der Bote") berichtet. In dem Heft gibt es aktuelle wie historische Berichte, viele mit Bildern, aus Lank.

 Es gab Gerüchte um Pfarrer Robert Gonella und die Lehrerin Maria Elisabeth Werle. Im Frühjahr 1914 wurde die junge Frau, die viele Gedichte über den Weltkrieg schrieb, gegen ihren Willen von Lank nach Zons versetzt.

Es gab Gerüchte um Pfarrer Robert Gonella und die Lehrerin Maria Elisabeth Werle. Im Frühjahr 1914 wurde die junge Frau, die viele Gedichte über den Weltkrieg schrieb, gegen ihren Willen von Lank nach Zons versetzt.

Foto: Heimatkreis Lank

Offenbar stimmte es zwischen Pfarrer Gonella und Lehrerin Werle so sehr, dass der jungen Frau nach nur einem halben Jahr Aufenthalt in Lank von ihrem Vorgesetzten geraten wurde, sich auf eine freie Stelle in Zons zu bewerben. Das tat sie, wie überliefert ist, derart widerwillig, dass sie Fehler in ihre Bewerbung einbaute. Zu einem Vorstellungsgespräch in Zons erschien sie nicht, ein amtsärztliches Zeugnis legte sie nicht vor. "Ich wollte in meinem geliebten Lank bleiben", schrieb sie unter eine amtliche Aufforderung. "Trotzdem Schicksal! Ich musste nach Zons!"

Dass ihre Versetzung derart energisch betrieben wurde, lag wohl an Gerüchten und Tuscheleien in Lank. So manch ein Gespräch drehte sich um die "geistige Nähe" zwischen dem Pfarrer und der Lehrerin. Die junge Frau, die später in Zons den damaligen Bürgermeister Emil Kirchhoff heiratete, blieb mit dem Geistlichen weiter in Briefkontakt - auch das ist überliefert. Später soll sie über ihren sechsmonatigen Aufenthalt in Lank gesagt haben: "Eine wundervolle Zeit."

Auf die Geschichte um den Pfarrer und die Lehrerin war Radmacher gestoßen, als er Materialien über den Ersten Weltkrieg in Lank sichtete. "Dabei habe ich den Namen Maria Elisabeth Werle entdeckt", erzählt der Vorsitzende des Heimatkreises Lank. In seinem "Dä Bott-Beitrag" sind auch einige der Gedichte, die Werle im Zusammenhang mit dem Weltkrieg verfasst hatte, veröffentlicht - so etwa "Eine Argonnennacht", "Hört's noch nicht auf?" oder "Sturmes Klagen".

Die diesjährige Ausgabe der Heimatblätter "Dä Bott" umfasst 115 Seiten. Ab sofort wird sie an die 500 Heimatkreismitglieder sowie an die Archive verteilt. Andere Interessierte können sich beim Heimatkreis melden (siehe Infokasten). Neben Beiträgen in der Rubrik "Heimat- und Regionalgeschichte findet sich etwa auch ein historisches Foto - und zwar eine "Lanker Fastnachtsgruppe vor der Alten Weinschenke in einem der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts".

Unter "Einst & Jetzt" präsentiert das Heft zudem eine Bildaufnahme von der ehemaligen Rhein-Preußen-Tankstelle; heute befindet sich, wie ein darunterstehendes Foto zeigt, an der gleichen Straßenecke - heute Claudiusstraße/Uerdinger Straße ein mehrgeschossiges Haus.

Insgesamt 20 Autoren sind für "Dä Bott" tätig, alle arbeiten auf ehrenamtlicher Basis. In dem Heft gibt es auch mehrere Mundart-Beiträge, in einem anschließenden Glossar werden zentrale Begriffe ins Hochdeutsche übersetzt.

Zu den Zielen von "Dä Bott" sagt Radmacher: "Wir wollen nicht nur für Unterhaltung sorgen, sondern kommen mit dem Heft auch einem Bildungsauftrag nach."

(RP)
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