Meerbusch Wenn in New York nachts das Handy bimmelt

Meerbusch · Das "Fotostudio Meerbusch" in Büderich besteht seit 25 Jahren. Der Inhaber Michael Campo war jahrelang für Printmedien tätig

Bemerkenswerte Bilder von Michael Campo
12 Bilder

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Ob im Show-Geschäft oder auf der Polit-Bühne: Überall hat der bekannte Meerbuscher Pressefotograf Michael Campo schon Bilder gemacht, die etwa in Tageszeitungen und Magazinen veröffentlicht wurden. Parallel zu seiner journalistischen Tätigkeit eröffnete Campo Ende 1989 das "Fotostudio Meerbusch" in Büderich am Deutschen Eck. Jetzt gibt es allen Grund zum Feiern: Das Studio besteht seit einem Vierteljahrhundert.

Porträt-, Hochzeit- und Werbefotos - damit hat sich Campo einen Namen gemacht. Werbung für sich selbst muss er längst nicht mehr machen. "Ich habe eine professionelle Homepage, in der heutigen Zeit das Non-Plus-Ultra", erklärt der Fotograf. Der größte Teil seiner Kunden findet ihn über die Internetsuchmaschine Google. "Der Rest ist Mundpropaganda von zufriedenen Kunden."

Campo sah seine große Chance um die Jahrtausend-Wende - mit dem Wechsel auf die Digitalität. "Ich habe den Zahn der Zeit rechtzeitig erkannt: Die Digitalfotografie kommt mit Macht und wird die Analog-Fotografie hinwegfegen." Dass er damit genau richtig lag, sollte sich erst mit der Zeit zeigen. Zunächst verkaufte er sämtliche analoge Kameras. "Meine Mitarbeiter haben mich damals für verrückt erklärt", erinnert sich Campo. Es war eine riskante Entscheidung, weil es noch keine wirklich guten digitalen Kameras gab, bis auf "die Eine" eines japanischen Herstellers. Viele seiner damaligen Industriekunden hat er trotz Widerstrebens und Misstrauens auf Digital-Fotografie getrimmt, "sie haben es alle nicht bereut, heute sind sie mir dankbar", sagt er.

Die digitale Fotografie war ein Erdrutsch, eine Revolution. Sie läutete ein neues Zeitalter ein. Vor allem wurde das Fotografieren sehr viel günstiger. "Früher hatte ich ein eigenes Color-Fachlabor und konnte Farb-Abzüge bis zu einem gewissen Format selbst machen." Das verschlang allerdings immer viel Materialkosten. Heute geht alles online ans Digital-Labor. "Die enorme Kosteneinsparung gebe ich mit entsprechend niedrigeren Preisen an den Kunden weiter", versichert Campo. Er berechnet das Honorar, die Fotos werden auf DVD komplett dem Kunden übergeben. Digital fotografieren, digital denken, digital kalkulieren.

Zur selben Zeit gingen auch Campos erste Workshops für Digitalfotografie an den Start, teils über die Volkshochschule (VHS), teils privat. Der Zuspruch war enorm. "Anfangs war ja nur sehr wenig Wissen und Erfahrung um die Digitalität vorhanden, und die Leute waren enorm wissbegierig", sagt Campo. Auch er selbst befand sich in einem permanenten Lernprozess. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem neuen Medium sammelteder Fotograf über die Jahre hinweg viel Wissen, das ihm heute noch zugutekommt.

Gegen Mitte der 90er Jahre gab Campo die Pressefotografie endgültig auf und widmete sich neben dem Studio vermehrt dem Ausbau der Industrie-Fotografie. Für eine Firma ist er gar weltweit unterwegs: Indien, USA, China, Jamaika, Dubai, aber auch in vielen europäischen Ländern. "Das ist immer spannend, weil ich nie weiß, was auf mich zukommt - und oft ist Improvisieren angesagt."

Wenn der Fotograf früher mit seiner kompletten Ausrüstung geflogen ist, kamen rund 130 Kilogramm zusammen, die Abwicklung am Flughafen war oftmals ein Drama. Heute fliegt er mit Kameras und Licht auf dem Rücken um die ganze Welt und macht Aufnahmen von Industrieanlagen. Gewicht: 23 Kilogramm mit Laptop. "Alles wird kleiner, kompakter", freut sich Campo.

Wenn er unterwegs ist, ist das Studio an der Anton-Holtz-Straße 3a in Büderich geschlossen, aber: "Die meisten meiner Kunden warten, bis ich wieder da bin."

Immer und überall ist er zudem mobil zu erreichen. So passiert es manchmal, dass er zu weit vorgerückter Stunde in New York oder Peking etwa angerufen und gefragt wird, ob er auch Passfotos mache. "Da musste ich trotz nachtschlafender Zeit doch lachen", sagt Campo und erinnert sich zurückblickend: "Mein Leben als Fotograf war oft hart, aber gleichzeitig sehr interessant und fast immer spannend und lebendig. Wie im richtigen Leben."

(RP)
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