Leverkusen Unfälle: Polizei zieht erschreckende Bilanz

Leverkusen · Egal, wie oft Georg Dissen seine DIN-A4-Zettel umblättert: Auf jeder neuen Seite stehen immer Pluszeichen vor den Ziffern. Es ist eine sehr schlechte Bilanz, die der Direktor der Autobahnpolizei zu verkünden hat. Unverhohlen räumt er ein: "Die Zahlen sind erschreckend bis dramatisch."

In fast allen Bereichen registrierte Dissens Behörde, die für 600 Kilometer Autobahn verantwortlich ist, im ersten Halbjahr 2011 gegenüber dem Vorjahreszeitraum Steigerungen. Das Plus von 3,2 Prozent bei der Gesamtzahl der Unfälle (5053) fällt dabei vergleichsweise gering aus. 13 Tote gab es; zuvor acht. 150 Schwerverletzte statt 117. Insgesamt verunglückten 891 Personen, hundert mehr als letztes Jahr. Unfälle an Stau-Enden stiegen von 271 auf 342, forderten 142 leicht und 23 schwer verletzte Personen, drei Menschen starben. Auch die Zahl der so genannten Geisterfahrer erhöhte sich: von elf auf 18. Die Kollisionen in Baustellen nahmen um fast ein Viertel auf 925 zu. 180 Mal wurden Lastwagenfahrer als Verursacher festgestellt, 2010 waren es noch 149. Gegen 40 000 Fahrer wurden Geldbußen (etwa wegen Telefonierens) verhängt oder Strafanzeigen gestellt.

Zu den traurigen Höhepunkten rund um Leverkusen zählten die tödlichen Unfälle auf der A 3. Im März starb ein Lkw-Fahrer, im Mai endete ein Sonntagsausflug für eine 72-Jährige tödlich. Beide Male waren die Fahrzeuge in Richtung Süden unterwegs. Für diesen Bereich prüfen Stadt Leverkusen, Bezirksregierung und Autobahnpolizei laut Dissen derzeit die Installation einer stationären Anlage zur Geschwindigkeitsüberwachung. Andere, im Juni ergriffene Maßnahmen würden zudem bereits greifen. Lkw-Überholverbot, Tempo 60, Umstellung von elektronischen Anzeigen auf Blech-Verkehrsschilder — "dies hat in den vergangenen Wochen zu einem deutlichen Rückgang der Zahlen geführt", berichtet der Polizeidirektor.

Allerdings ändert sich wohl vorerst nichts daran, dass der Kölner Autobahnring und in dessen Verlauf vor allem die Baustellen an der A 3 bei Köln-Mülheim und der A 1 bei Lövenich weiter den Unfallschwerpunkt bildet. Hier wurden von Januar bis Juni die deutlichsten Steigerungsraten verzeichnet.

"Die Entwicklung der Zahlen ist nicht akzeptabel", sagt Dissen und kündigt eine Erhöhung der Verkehrskontrollen an. Aber um die Zahlen zu senken, seien auch die Autofahrer gefordert, bei denen er eine "sinkende Verkehrsmoral" beobachtet habe. Daher appelliert er an alle Verkehrsteilnehmer: Tempo und Sicherheitsabstand einhalten, Gurt anlegen und keine unnötigen Fahrstreifenwechsel. "Denn", verdeutlicht Dissen, "es liegt nicht nur bei unserer Behörde. Jeder Verkehrsteilnehmer ist für sein Verhalten verantwortlich."

(zill)
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