Leichtathletik Krampf stoppt Weltmeister Raphael Holzdeppe in Manfort

Leverkusen · Bei den 4. Stabhochsprung-Classics siegt der Brasilianer Thiago Da Silva mit 5,82 Metern.

 Rang zwei im Flutlicht-Springen in Manfort: Raphael Holzdeppe überquert 5,82 Meter, bevor sein Körper ihn zum Aufhören zwingt.

Rang zwei im Flutlicht-Springen in Manfort: Raphael Holzdeppe überquert 5,82 Meter, bevor sein Körper ihn zum Aufhören zwingt.

Foto: Miserius, Uwe (mise)

Genau ein Jahr und zwei Tage zuvor war alles anders. Damals ging Raphael Holzdeppe als Olympia-Dritter bei den Stabhochsprung Classics an den Start. Er übersprang 5,61 Meter, wurde Dritter. Und während sich Autogrammjäger und Fragesteller nach dessen letzten Wettkampf auf Danny Ecker und auch noch auf den Gewinner Björn Otto stürzten, ging Holzdeppe zum Auslaufen und durfte im Manforter Stadion unbehelligt und einsam seine Runden drehen.

 Weil sie Höhen springen, in denen die Feuerwehr Leitern bräuchte, fuhr die Feuerwehr die Stabhochspringer als Gag ins Stadion.

Weil sie Höhen springen, in denen die Feuerwehr Leitern bräuchte, fuhr die Feuerwehr die Stabhochspringer als Gag ins Stadion.

Foto: Uwe Miserius

Gestern war das anders. Zum vierten Mal standen die Classics an, nur reiste Holzdeppe diesmal als jüngst gekürter Weltmeister an und stand schon vor dem Wettkampf im Mittelpunkt. Als der 23-Jährige – der mitsamt der übrigen 14 Teilnehmer auf einem Feuerwehr-Fahrzeug inklusive Martinshorn ins Stadion gebracht wurde – als letzter vom dem roten Einsatzwagen rutschte, spendeten die Zuschauer den lautesten Applaus. Sportlich sollte Holzdeppe danach allerdings kein roter Teppich ausgelegt werden.

Nachdem sich das Feld bereits zur Hälfte gelichtet hatte, stieg der Athlet von der LAZ Zweibrücken bei 5,60 Metern ein und meisterte die Höhe nach einem Patzer im zweiten Anlauf souverän. Wie er überquerten weitere vier Springer die Höhe und gaben damit den Startschuss für ein spannendes Finale, in dem in Tobias Scherbarth und Karsten Dilla auch zwei Springer des TSV Bayer zunächst mithielten – allerdings an 5,82 Metern jeweils dreimal scheiterten.

Nachdem der WM-Dritte Otto anfangs mit zwei geglückten Sprüngen über 5,50 und 5,70 Meter erfolgreich Kurs auf die Verteidigung seines Classics-Titels aus dem Vorjahr zu nehmen schien, sprang sich ein Brasilianer im Laufe des Abends immer weiter in den Mittelpunkt: Thiago Da Silva benötigte lediglich zwei Anläufe, um mit 5,82 Metern einen neuen Meeting-Rekord aufzustellen, Holzdeppe folgte im dritten Versuch, während Otto diese Höhe ausließ. Als die beiden Deutschen erst bei 5,94 Metern den Wettkampf wieder aufnahmen, hatte sich Da Silva schon dreimal erfolglos an 5,88 Metern versucht – der Sieg ging dennoch mit etwas Verspätung an ihn.

Denn sowohl für den Zweiten Holzdeppe als auch für den Dritten Otto blieben die am Ende aufgelegten 5,94 Meter unerreichbar. Holzdeppe brach nach dem zweiten Versuch ab: "Ich habe einen Krampf in der Wade und will lieber nichts riskieren." Schließlich stehen für ihn in diesem Jahr noch das Istaf in Berlin, das Diamond-League-Finale in Brüssel sowie die Militär-EM an. Und auch für Otto sprang kein erfolgversprechender Versuch mehr heraus: "Ich habe nichts mehr gesehen", sagte er angesichts der schwierigen Lichtverhältnisse beim Flutlicht-Wettkampf. Organisator Michel Frauen vom TSV war dennoch voll des Lobes über Wettkampf und Athleten: "Was hier angesichts des späten Saison-Zeitpunkts und des Terminstresses für Höhen gesprungen werden, ist toll."

(RP)
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