Leverkusen Rheindorf-Nord: Synonym für Gewalt

Leverkusen · "Komm nach Rheindorf-Nord" – Was in einem anderen Zusammenhang als freundliche Einladung gemeint sein könnte, ist offenbar eine Art Herausforderung. Denn gesungen oder vielmehr gesprochen wird dieser Refrain von einem jungen Rapper mit Künstlernamen "Big O".

"Komm nach Rheindorf-Nord" — Was in einem anderen Zusammenhang als freundliche Einladung gemeint sein könnte, ist offenbar eine Art Herausforderung. Denn gesungen oder vielmehr gesprochen wird dieser Refrain von einem jungen Rapper mit Künstlernamen "Big O".

Die Gesten des Musikers und einer ganzen Gruppe Statisten im Video sind eindeutig. Sie zielen mit Waffen Richtung Kamera, posieren vor einem Streifenwagen und sehen — zum Teil vermummt — allgemein bedrohlich aus. Das können sie gut. Wer sich nach Rheindorf-Nord traut, der muss mit Prügel rechnen, ist die Botschaft. Ein anderes im Internet erhältliches Video ist neben dem Ortsteilnamen auch unter Begriffen wie "Ghetto", "Schlägerei" oder "Bandenkrieg" zu finden. Vielleicht ist es nur eine Masche der Künstler, weil sie gefährlicher wirken wollen, aber zumindest in der Rap-Szene scheint Rheindorf-Nord eine Marke zu sein — ein Synonym für Gewalt und Kriminalität. Unbestritten gibt es dort eine Menge Probleme. Deshalb fand der Ortsteil Aufnahme in das Programm "Soziale Stadt".

Szenenwechsel: Von der vermeintlich harten Ansprache durch die Vermummten geht es in den Vortragssaal im Forum. Dort ist in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung das Förderprojekt Thema. Einzige Übereinstimmung zum Video: Auch einige Mitglieder des Gremiums geben sich streitlustig. Obwohl es nur um die Zusammensetzung eines Stadtteilbeirates geht, holt Andreas Eckloff (CDU) weit aus. Bei mehreren Gelegenheiten attackiert er Vertreter der politischen Mitbewerber — Erhard Schoofs und seine Bürgerliste hätten sich bei der Vorbereitung nicht beteiligt, SPD-Mann Uwe Richrath habe sich unmöglich verhalten — und die Stadtverwaltung. "Sie hat mehrfach versucht, die Öffentlichkeit auszusperren", behauptete Eckloff. Was das mit der Zusammensetzung des Beirats zu tun habe, unterbrach Schoofs mit sichtlichem Vergnügen den Redeschwall des Christdemokraten. Eckloff habe bei den Rheindorf seine Glaubwürdigkeit verloren, sagte der Bürgerlisten-Chef.

Nach so viel Zanken wurden sich alle dann dennoch schnell einig und votierten einstimmig. Die Zahl der Beiratsmitglieder soll auf 15 (plus direkt gewählte Ratsherren oder -frauen) erhöht werden. Da nun auch Bündnis 90/Die Grünen und die FDP Stimmrecht erlangen, kann die CDU künftig nicht mehr alleine Entscheidungen blockieren.

(RP)
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