Leverkusen Kraftwerksbau gerät ins Stocken

Leverkusen · Von China bis Südafrika pflegt Chemparkbetreiber Currenta Kontakte zu anderen Standorten. Für die Zukunft. Zu Hause in Leverkusen ist alles stabil. Oder stagnierend: In Sachen Gas- und Dampfkraftwerk tut sich nichts Neues.

Dr. Ernst Grigat ist ein Handlungsreisender. China, Aserbaidschan, Belgien, Russland, Südafrika, Kasachstan, USA — der Leiter des Chemparks Leverkusen hat viele Kilometer zurückgelegt — um Kontakte zu knüpfen, aus denen sich irgendwann in der Zukunft einmal interessante Verbindungen für Leverkusen ergeben könnten.

"Wir sind mittlerweile die, die international angesprochen werden, uns haben eine ganze Reihe von Standorten im Ausland angefragt. Das hätten wir uns vor drei, vier Jahren nicht vorstellen können", berichtete Grigat beim Abendgespräch am Donnerstag. "Wir sind ganz klar ein NRW-Unternehmen, aber wir wollen internationale Partner, deswegen pflegen wir intensive Gespräche eben auf internationaler Ebene." Mit potenziellen Zukunftskunden. "Konkrete Projekte sind bei den Besuchen nicht herausgekommen", merkte Grigat an.

Euphorie kühlt ab, Krise nicht da

Aber: "Wir haben unheimlich viel gelernt." Zum Beispiel wie das kasachische Nationalgetränk — gegorene Stutenmilch — und gesottene Pferdewurst schmecken und dass ein Grillteller in Aserbaidschan mit hervorragendem mediterranen Gemüse bestückt ist. Aber auch, was etwa russische Investoren wollen. "Durch diese internationalen Kontakte haben wir den Finger am Puls, wenn's nötig wird, das wollen wir weiter ausbauen", unterstrich Grigat.

Und ewig muss etwa ein chinesischer Investor nicht mehr dem Chempark fernbleiben — immerhin drängen laut Grigat Firmen aus dem Reich der Mitte nach NRW.

Derweil läuft es daheim in Leverkusen gut. Konstant. Stabil. 204 Millionen Euro wurden in Leverkusen investiert, 220 Millionen Euro in die Instandhaltung gesetzt. "Wir sind glücklich, dass wir so ein hohes Investitionsvolumen haben", betonte Grigat. Auch wenn es sich im Vergleich zum Vorjahr nicht gesteigert hat.

"Man könnte da leicht von Stagnation sprechen, aber wir haben einen anderen Blick drauf, wir schauen auf alle drei Standorte, also auch auf Krefeld-Uerdingen und Dormagen." Alle drei kommen zusammen auf ein Investitionsvolumen von 451 Millionen Euro — der Löwenateil davon entfällt dabei auf Leverkusen — das sei die höchste Investitionssumme seit Jahren, betonte Grigat.

Im Krisenjahr 2009 waren es nur 315 Millionen. "Es heißt derzeit wieder, es gebe Anzeichen einer neuen Krise. Wir sehen eine Abkühlung der Euphorie, aber eine wirkliche Krise sehen wir nicht. Und wir wollen auch keine herbeireden", beschwor der Chemparkleiter.

Apropos Stagnation: In Sachen Gas- und Dampfkraftwerk laufen weiterhin die Verhandlungen — Grigat: "Es sind noch immer dieselben handelnden Personen und Partner" — aber es gebe nichts grundsätzlich Neues.

"Auch die Änderungen der deutschen Energiepolitik haben den Vorgang nicht beschleunigt", sagte der Chemparkleiter Grigat. Chemparkbetreiber Currenta und das Schweizer Energieunternehmen Repower planen das auf Kraft-Wärme-Kopplung basierende Kraftwerk (GuD), das Strom für Repower und Dampf für den Chempark liefern und 25 Stellen schaffen soll. Angedacht ist laut Repower eine Inbetriebnahme in 2014.

(RP)
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