Leverkusen Hunderte Erzieher gesucht

Leverkusen · Es gibt viel zu wenig Erzieher für die geforderten neuen Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige. Etwa 200 zusätzliche Kräfte sind nach Auskunft der Stadt bis zum Kindergartenjahr 2013 vonnöten. Wo die herkommen sollen, weiß keiner.

Gleich drei Mal müssen die Leverkusener Stadtrats-Mitglieder heute über Anträge zur Einrichtung von Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige entscheiden. In den Kitas an der Adalbert-Stifter-Straße, der Herderstraße und der Pfarrer-Klein-Straße sollen insgesamt 46 solcher Plätze künftig integriert werden.

Es sind Angebote der evangelischen Kirchengemeinde, also eines freien Trägers. Denn die Stadt kann den Bedarf an solchen Plätzen, der durch die Umsetzung des neuen Kinderbildungsgesetzes ("Kibiz") entsteht, längst nicht komplett mit eigenen Einrichtungen schultern. Immerhin gehört knapp die Hälfte der Kita-Plätze freien Trägern.

Keine zusätzlichen Kosten

Leverkusen will allerdings dafür sorgen, dass der finanziell nicht auf Rosen gebetteten Kirchengemeinde durch das neue Angebot keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Exakt 1022 Kita-Plätze will die Stadt bis Beginn des Kindergartenjahres 2013 zur Verfügung stellen, wie Rainer Gurk erklärt. 125 sollen in Erweiterungsbauten entstehen, 420 in Neubauten. Die verbleibende Lücke von 477 sollen die freien Träger füllen. Der Leiter des städtischen Fachbereichs Kinder und Jugend sieht jedoch ein Problem am Horizont heraufziehen, das längst nicht mit Gruppenräumen, Wickeltischen oder Spielmaterial in den Griff zu bekommen ist: Es gibt viel zu wenig Erzieher für die geforderten neuen Betreuungsplätze. Auf etwa 200 zusätzliche Kräfte beziffert Gurk den Bedarf: "Und ich kann zurzeit nicht sagen, wo die herkommen sollten."

Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt einen Personalschlüssel von einem Betreuer für jeweils 7,5 Kinder. Kein Bundesland erreichte jedoch nach einer Studie im Jahr 2008 diesen Wert. Der Engpass hat Folgen: Längst werben Nachbarstädte einander gezielt Erzieherinnen ab. Die Stadt Köln hat dies unlängst sogar offen zugegeben. Allerdings spielen auch die immer längeren Öffnungszeiten der Kindergärten, die ja längst im wahrsten Wortsinne Tagesstätten sind, eine wichtige Rolle im Arbeitskräfte-Rennen.

Und der Anteil der Tagesstättenplätze soll weiter steigen. "Die Leverkusener Fachschulen für Sozialpädagogik hätten ihre Ausbildungskapazitäten für Erzieherinnen schon erhöhen müssen, um dem Mangel rechtzeitig begegnen zu können", sagt Gurk. "Ich sehe nicht, dass das geschehen ist."

Jakob Hungenberg, Leiter der Geschwister-Scholl-Schule, die eine solche Erzieher-Ausbildung anbietet, ist einer Aufstockung keineswegs abgeneigt, wenn die Bewerberzahlen dies hergeben, schränkt aber ein: "Dann muss auch für unsere Schule über Aufstockungen nachgedacht werden." Unter anderem beim Personal. Allein mit den bestehenden Ressourcen sei das nicht zu machen.

Was immer heute entschieden wird: Gurk ist skeptisch, dass zum geplanten Stichtag tatsächlich auch alle Plätze mitsamt Betreuer zur Verfügung stehen. Durchaus möglich, dass interessierte Eltern in der Wundertüte Kibiz am Ende die Nachricht "leider verloren" finden.

(RP)
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