Leverkusen Gefangen im Käfig aus Konsumgütern
Leverkusen · Eigentlich haben die Schüler der Stufe 13 der Gesamtschule Schlebusch derzeit genug um die Ohren. Die Abiturprüfungen rücken näher, in vielen Fächern wird noch schnell der letzte relevante Stoff durchgenommen. Carina Ohrndorf, Lehrerin des Kunst-Leistungskurses, ging dennoch das Wagnis ein, Anfang des Jahres ein freies Projekt anzustoßen. Unter dem Motto "künstliche Wirklichkeiten" sollten ihre 31 Schüler eigene Werke im Stil der Pop-Art der 60er Jahre erstellen. Die Ergebnisse sind in der Stadtbücherei zu sehen.
"Mir war etwas mulmig", gab Ohrndorf beim Ausstellungsstart Donnerstagabend zu, "aber die Schüler waren sehr engagiert." Vor Weihnachten hatten die Schüler die Pop-Art in der Theorie kennengelernt. Schnell wurde klar: "Pop-Art ist keine Stilrichtung, eher ein Sammelbegriff für künstlerische Phänomene", erklärte Ohrndorf. Gemeinsamkeit ist die Auseinandersetzung mit den Oberflächlichkeiten der Gesellschaft. Vier Wochen hatten die Schüler Zeit, um Ideen umzusetzen. Die Werke sind bunt, vielseitig und greifen die Facetten der Pop-Art auf.
"Jedem lag daran, sein Projekt perfekt hinzubekommen, da war viel Herzblut dabei", betonte Schüler Christian Richmann. "Das war eine Herausforderung und hat uns viel für unseren künstlerischen Werdegang gebracht", ergänzte Karen Studniarz. Ihr eigenes Projekt orientierte sich an Andy Warhol. "Der hat viel mit Lebensmitteln gemacht", sagte sie. Mit den Mitschülerinnen Meike Bahn, Katharina Hauff und Caro Maicher schuf sie einen riesigen Hamburger. Darauf sind blaue Hände, die gierig zugreifen. "Damit wollten wir kritisch werden – alle greifen zu, jeder will konsumieren. Das Blau soll außerdem zeigen, dass es ungesund ist", erklärte Karen Studniarz.
Dritte Dimension für Andy Warhol
Konsumkritik findet sich auch in anderen Exponaten. So hat eine Schülergruppe unter dem Motto "Gefangen im 21. Jahrhundert" einen Käfig aus Konsumgütern gebaut. Andere nahmen explizit Bezug auf bekannte Werke der Pop-Art, so Julia Hahn mit "Marilyn's last golden cut". Sie hat Warhols berühmtes Porträt Marilyn Monroes imitiert und mittels einer blonden Perücke um die dritte Dimension ergänzt.
