Leverkusen Jagd auf Sau und Eber
Leverkusen · Erst werden sie geimpft, dann erlegt: die Wildschweine. Ab sofort werden Köder in Leverkusener Wäldern ausgelegt, um die Verbreitung der Schweinepest zu verhindern. Dann wird zur intensiven Jagd auf Eber und Sau geblasen.
Er sieht aus wie ein Stück Seife, riecht nach Mandel, und trifft genau den Geschmack von Wildschweinen: Zu hunderten werden an diesem Wochenende in Leverkusener Revieren Impfköder ausgelegt. So wollen Stadtexperten und Jagdpächter der Wildschweinpest begegnen, damit diese nicht die häuslichen Artgenossen in den Ställen befällt. Seit Dezember traten in NRW 19 Fälle auf, einer davon in Hückeswagen. Angesichts einer täglichen Wildschwein-Laufleistung von über 40 Kilometer könnte die Krankheit längst in Leverkusen angekommen sein.
Nachdem die Jagdpächter die Wildschweine zuletzt nicht gejagt haben, erhielten sie nun von Amtsveterinär Dr. Kurt Molitor die Impfköder. Diese werden in Wäldern eingegraben, in der Hoffnung, dass möglichst viele Tiere sie fressen. Eine Woche lang nehmen die Jäger die Wildschweine deshalb aus dem Visier. Aber das ist nur die (Jagd-) Ruhe vor dem Sturm: Im Anschluss werden die Eber und Sauen (bis auf werdende Mütter) intensiv unter Beschuss genommen, um die enormen Zuwächse zu verringern.
Externe Blutuntersuchung
Nach dem Erlegen bringen die Jäger die Tiere in die neu eingerichtete Wildsammelstelle: eine Garage am Veterinäramt, in der das Gesundheitsamt bis zum Umzug ins MediLev menschliche Leichen untersuchte. Neben den stets vor einer Weiterverarbeitung der Tiere verpflichtenden Tests von Blut und Muskeln werden die Wildschweine von externen Labors auch auf das Schweinepest-Virus untersucht. Nach wenigen Tagen soll feststehen, ob das Tier gesund (dann bekommt es der Jäger) oder krank war (dann wird es vernichtet).
Ziel ist es, die Wildschwein-Bestände in den nächsten Wochen auf zwei Tiere pro Quadratkilometer zu dezimieren. An der Notwendigkeit, Jagd auf die Tiere zu machen, lässt der der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Ralph Müller-Schallenberg (er selbst jagt im Taunus) keinen Zweifel. "Würden wir dies nicht tun, säßen die Tiere längst bei dem ein oder anderen zu Hause auf dem Sofa", umschreibt es Müller-Schallenberg. Dabei sei Leverkusen längst "keine Schwarzwild-Hochburg". Voriges Jahr seien 20 Wildschweine erlegt worden. Jetzt dürften 30 bis 40 erlegt werden, erwartet Müller-Schallenberg.
"Neben dem Auslegen und Einsammeln der Köder werden wir nächtelang auf der Lauer liegen", sagt Heinz Dickmann, Jäger in Bergisch Neukirchen. Da Wildschweine kein Standwild, sondern stets unterwegs sind, müssen die Jäger ausharren, bis die Schweine zu ihnen kommen. Das kann dauern. "Im Schnitt", verrät Dickmann, "kommen auf ein erlegtes Wildschwein 37 Stunden Wartezeit."