Leverkusen Bayer Kultur setzt auf Wissensdurst

Leverkusen · Die Werke von Johann Sebastian Bach bildetet den viel umjubelten Auftakt zur neuen Spielzeit 2011/2011 im Erholungshaus. Martin Seel, Professor für Philosophie an der Goethe-Uni in Frankfurt, erinnerte in seiner Eröffnungsrede an den menschlichen Drang, Wissen zu erlangen.

 Die junge Sopranistin Katja Stuber und l'arte del mondo unter Leitung von Werner Ehrhardt begeisterten mit Werken von Bach und Graupner das Publikum im Erholungshaus. Unter die Überschrift "Wissen" hat Bayer Kultur das neue Programm gestellt.

Die junge Sopranistin Katja Stuber und l'arte del mondo unter Leitung von Werner Ehrhardt begeisterten mit Werken von Bach und Graupner das Publikum im Erholungshaus. Unter die Überschrift "Wissen" hat Bayer Kultur das neue Programm gestellt.

Foto: Bayer

Mit den Anfangsbuchstaben von "soli Deo gloria" signierte Johann Sebastian Bach seine Werke. Einzig Gott zur Ehre hatte er sie geschrieben. Und so bieten sich seine Kompositionen geradezu an, wenn eine Spielzeit eröffnet wird, die mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen das Spannungsfeld zwischen "Glauben und Wissen" ausleuchten wird.

Insbesondere die Kirchenkantaten, in denen der Thomaskantor auf einzigartige Weise Wort und Ton in Einklang brachte. Eine der brillantesten ist auf jeden Fall die Solokantate BWV 51 "Jauchzet Gott in allen Landen". Die erklang zum krönenden Abschluss des ersten Saisonkonzertes mit Festvortrag.

Glaubensgewissheit

Pulsierend, lebendig, rundum beglückend stimmte das Hausorchester "l'arte del mondo", das Bayer Kultur als "Orchestra in Residence" unter seine Fittiche genommen hat, mit Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 3 auf einen genussvollen Abend ein.

Der sollte sich mit Katja Stubers Auftritt noch steigern. Wendig, schlank und ganz im Sinne von Leiter Werner Erhardt geführt, sang die junge Sopranistin, die in diesem Jahr bei den Bayreuther Festspielen debütierte, die jubilierende Kantate Bachs mit einem atemberaubend schnellen Alleluja — ausdrucksvoll seufzend danach die von Bachs Zeitgenossen Christoph Graupner ("Mein Herz schwimmt im Blut").

Unverrückbare Glaubensgewissheit vermittelt Bach in seiner Musik. Eine Kombination also aus den beiden Begriffen, die Bayer Kultur über das neue Programm gesetzt hat. Dass die tatsächlich gar nicht so krass gegensätzlich, sondern irgendwie miteinander verknüpft sind, versuchte Michael Schade, Leiter der Unternehmenskommunikation mit alltäglichen Beispielen zu verdeutlichen. Festredner Dr. Martin Seel zeigte die Grenzen des Glaubens und des Wissens auf.

Der Philosophieprofessor an der Universität Frankfurt stellte klar, dass der Satz "Ich glaube an gar nichts" eine Unmöglichkeit sei. "Leute, die so etwas sagen, glauben immerhin, dass diese fünf Worte eine Bedeutung haben und mit ihnen der Satz, mit dem sie ihrem mutigen Bekenntnis Ausdruck verleihen." Und das sei schon allerhand.

Allerdings sei das Verlangen nach Wissen angeboren. "Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen" zitierte Seel Aristoteles, um sich gleich wieder auf die Grenzen zu konzentrieren. "Immer wollen wir einiges mehr wissen, als wir nach dem Stand der Dinge wissen können oder gemäß den Regeln des Anstands wissen sollen." Und doch bleibe alles menschliche Wissen immer von einem Horizont des Unwissens umgeben.

Wissensdurst stillen

Auf diesen Wissensdurst baut Bayer Kultur mit einer Reihe von Theater- oder Konzertabenden und anderen Formen der künstlerischen Auseinandersetzung in der nun formidabel begonnenen Saison 2011/2012.

(mkl)
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