Leichlingen Getanzte Mythen Brasiliens
Leichlingen · Die Schüler der neunten Klasse der Hauptschule waren zunächst skeptisch, was das Tanzprojekt anging. Doch das halbe Jahr Training ließ jeden Zweifel am modernen Tanz schrumpfen. Und auch das Publikum war hingerissen.
Wer an moderne, zeitgenössische Musik denkt, kommt kaum auf die Idee, diese eigne sich besonders gut für ein Projekt mit Jugendlichen der neunten Jahrgangsstufe einer Hauptschule. Selbst bei vielen Erwachsenen „kräuseln sich da die Nackenhaare“, wie Musikschulleiter Andreas Genschel zugab. Die Hauptschule wagte es dennoch – seit einem halben Jahr haben rund 60 Schüler eine Tanzperformance zu den „Mitos Brasileiros“ des brasilianischen Schlagzeugers Ney Rosauro einstudiert. Dieser hatte, inspiriert von fünf indianischen Mythen über Kobolde, Meerjungfrauen und verzauberte Vögel, fünf Stücke für ein Schlagzeug-Quartett komponiert.
Der Rhythmus macht’s
Ein ehrgeiziges Projekt, das sich an einem großen Vorbild orientierte – dem Film „Rhythm is it!“. Die Hauptschule kooperierte dabei mit dem städtischen Jugendamt und Schule und der Musikschule, das Land NRW gab Fördergelder.
„Das Ziel war es, den Schülern neue Erfahrungen zu vermitteln“, betonte Schulsozialarbeiter Klaus Luther, der das Projekt organisierte. Am Samstag präsentierten die Schüler das Ergebnis in der gut gefüllten Aula Am Hammer. Ein Film über die Proben zeigte zuvor, wie viel Zeit und Energie in dem Projekt steckt – und wie viel Überzeugungsarbeit. „Es war eine Herausforderung, die Jugendlichen zu begeistern und über so eine lange Zeit dabei zu halten“, sagte Trixi Schüttler. Die Tanzpädagogin, die eine Tanzwerkstatt in der Opladener Straße führt, hat mit ihrer Mitarbeiterin Anjeli Nösse die Choreografie entwickelt und mit den Schülern einstudiert.
Für die beiden war es die erste Arbeit im schulischen Rahmen. Anfängliche Berührungsängste mit der unbekannten Musikrichtung, Unruhe während der Proben – nur einige der Herausforderungen für die beiden. „Bei den Jungs gingen die Hormone völlig durch, sobald Mädchen im Raum waren“, berichtete Anjeli Nösse schmunzelnd. „Wir haben sie sich dann erst einmal 'cool‘ zur Musik bewegen lassen. Damit war das Eis gebrochen.“ Mit einem Mädchen zu tanzen, habe ihn Überwindung gekostet, gibt Paul Lavrik zu. Er sprang über seinen Schatten, nun rief sein Auftritt als Solist begeisterten Applaus hervor. Auch Elena Sajenko war skeptisch: „Ich dachte, das ist was mit Ballett, also nichts für mich.“ Am Samstag tanzte sie ebenfalls eine Solorolle, trat als „Uirapuru“ auf, einem verzauberten Glücksvogel.
Pädagogische Glücksmomente
Begeistert war auch Andreas Genschel, der bei der Stückauswahl mitgewirkte: „Das sind pädagogische Glücksmomente“, schwärmte er. Dem schloss sich Schulleiterin Iris Mybes vorbehaltlos an.