Kinder und Jugendliche So fördert Monheim die Mehrsprachigkeit

Monheim · Wie geht die Stadt in Kitas und Schulen mit den Herkunftssprachen der Kinder und Jugendlichen um? Diese Frage war jetzt Thema im städtischen Integrationsrat.

 Wörtertraining in der Kita Max und Moritz in Monheim: Andrea Kowalski-Volbracht übt mit Dalya und Medina.

Wörtertraining in der Kita Max und Moritz in Monheim: Andrea Kowalski-Volbracht übt mit Dalya und Medina.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In Monheim herrscht eine wahrhaft babylonische Sprachvielfalt. In den Kitas werden von den Kindern jeweils 6 bis zu 17 verschiedene Herkunftssprachen gesprochen, in den Schulen gar je 9 bis 20. Wie geht man mit dieser natürlichen Mehrsprachigkeit um, wollten die Mitglieder des Integrationsrates wissen. Der Fachbereich Kinder, Jugend, Familie hat darauf eine Abfrage bei Kitas und Schulen gemacht.

Neun von zwanzig angesprochene Kitas machten folgende Angaben: Die Mitarbeiterteams seien zum Teil interkulturell aufgestellt und sprächen bis zu sieben Sprachen. Die Mehrsprachigkeit der Kinder werde auf vielfache Art und Weise in die tägliche pädagogische Arbeit integriert. Durch Lieder, Reime, mehrsprachige Bilderbücher und CDs. Das Ulla-Hahn-Haus trage auch einige strukturierte Angebote in die Kitas, referierte Bereichsleiterin Simone Feldmann in dem Gremium.

Zudem fungierten Eltern als mehrsprachige Lesepaten. Dazu würden auch Kinder als Paten herangezogen, die anderen Kindern den Kita-Alltag in der jeweiligen Muttersprache erläuterten und auch sonstige Hilfe bei den Abläufen gäben. „In der Eingewöhnungsphase werden die Kinder ermuntert, in ihrer Herkunftssprache zu kommunizieren“, so Feldmann. Oder man behilft sich mit Piktogrammen und Gebärdensprache.  Um den fremden Kulturen Wertschätzung entgegenzubringen, werden im Jahresverlauf auch interkulturelle Feste gefeiert. Fester Bestandteil der Arbeit sei aber natürlich die alltagsintegrierte Sprachförderung in deutscher Sprache, unterstrich Feldmann.

Auch in der Elternarbeit spiele die Mehrsprachigkeit zwangsläufig eine Rolle. Mitarbeiter, Dolmetscher und andere Eltern unterstützen neu zugezogene Eltern mit Migrationshintergrund in der Eingewöhnungsphase ihrer Kinder. Bei Elternabenden werde immer wieder die Bedeutung der Familiensprache  betont und die Eltern ermuntert, diese zu Hause zu sprechen. Gleichermaßen werde aber auch auf Deutschkurse hingewiesen. Die städtischen Flyer seien in allen gängigen Herkunftssprachen gedruckt und wichtige Formulare in einfacher Sprache gehalten. Zudem würden die Mitarbeiter kontinuierlich in interkulturellen Fragestellungen fortgebildet.

Von den neun angeschriebenen Schulen meldeten sich nur drei zurück: Die Mehrsprachigkeit werde durch etwaige Flüchtlingsprojekte, den Jugendaustausch mit den Partnerstädten, wie etwa Atasehir, berücksichtigt. Zudem sei an den Schulen der herkunftssprachliche Unterricht des Kreises Mettmann verankert. Die Hermann-Gmeiner-Schule habe zu diesem Thema ein besonderes Projekt aus der Taufe gehoben: „Sprachschätze“, das von der landesweiten Koordinierungsstelle der Kommunalen Integrationszentren angeboten wird, beinhaltet neben der Sensibilisierung für Vielfalt und Mehrsprachigkeit auch eine durchgängige Sprachbildung. „So gibt es in allen Fächern Wortspeicherplakate, auf denen wichtige Fachbegriffe in Deutsch und anderen Sprachen aufgeschrieben sind, die dann in den Klassenzimmern hängen“, berichtet Feldmann. Hübsch findet sie auch die Idee, tägliche Durchsagen, etwa des aktuellen Tagesdatums, in Deutsch und anderen Herkunftssprachen zu machen. Auch der Tagesplan wird mehrsprachig veröffentlicht. „Alle Sprachen sollen so ihre Wertschätzung finden“, betont Feldmann. Es gibt auch eine Plakataktion, bei der die Kinder sich dazu äußern sollen, was die „Sprache ihres Herzens“ ist. Dazu werden an der Schule mehrsprachige Bücher und Lieder in die Arbeit einbezogen.

Der Auftrag des Bildungssystems sehe zwar auch die Anerkennung der Mehrsprachigkeit vor, im Interesse der Chancengleichheit  sei aber die Förderung der Bildungssprache, nämlich des Deutschen, vorrangige Aufgabe. Das erwarteten auch die Eltern, betont Feldmann.

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