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Monheim Integrationsrat will Mehrsprachigkeit fördern

Monheim · Im Kreis Mettmann wird das Konzept der natürlichen Mehrsprachigkeit bisher durch den herkunftssprachlichen Unterricht abgedeckt.

 An der Schule am Lerchenweg gibt Raouf Jouida (Mitte) Unterricht in Arabisch.

An der Schule am Lerchenweg gibt Raouf Jouida (Mitte) Unterricht in Arabisch.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Kinder mit Migrationshintergrund  fühlen sich als Mensch zurückgewiesen, „wenn sie am Schultor ihre Muttersprache ablegen müssen wie einen Mantel“, sagt Thomas Jaitner, Bildungsreferent des Landesintegrationsrates. Die natürliche Mehrsprachigkeit dieser Kinder solle man gerade im Zeitalter der Globalisierung als eine große Bereicherung ansehen. Aus diesem Grunde will sich der Integrationsrat der Stadt Monheim gemäß dem Positionspapier des Hauptausschusses des Landesintegrationsrates NRW für die Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit bei Kindern und Jugendlichen einsetzen.  Dieses Papier fußt unter anderem auf dem Schulgesetz von 2012, wonach neben Angeboten zum Erwerb der deutschen Sprache „die ethische, kulturelle und sprachliche  Identität dieser Schüler geachtet und gefördert“ werden müsse.

„Mehrsprachigkeit als Bildungsziel ist wichtig, weil die Muttersprache diejenige ist, in der alle Menschen die ersten Beziehungen aufnahmen und ihre Vorstellungen von der Welt formulieren“, hatte Jaitner dazu im Integrationsrat ausgeführt. „Wenn man die Kinder von dieser sprachlichen Kodierung abschneidet, dann schneidet man sie von Erfahrung und Wissen ab.“ Die Muttersprache mache somit einen zentralen Teil der persönlichen Identität aus, die Zugehörigkeit zu einer Community. „Wenn es dann in der Schule heißt: Ihr müsst Deutsch lernen, um zu reüssieren, ist das, als werde eine Teil ihrer Persönlichkeit nicht anerkannt“, mahnt Jaitner. Das könne sich negativ auf die Lernmotivation auswirken. Wenn beispielsweise das bilingual ausgerichtete örtliche Gymnasium die Zweisprachigkeit auf Deutsch und Englisch einenge, „ist das ein Signal, das den Kindern mit Migrationshintergrund nichts Gutes sagt“, erklärt Jaitner.

Der Staus Quo: Das Schulamt des Kreises Mettmann organisiert gemäß den gesetzlichen Vorschriften des Landes für Kinder der Klassen 1 bis 10 den Herkunftssprachlichen Unterricht (HSU) kreisweit. Aufgabe der Schulen sei, die Eltern bei der Anmeldung darüber zu informieren. Kinder im Grundschulalter werden in Monheim an der Schule am Lerchenweg (40 Schüler lernen Arabbisch, 25 Schüler Türkisch) und der Hermann-Gmeiner-Schule in ihren Herkunftssprachen (76 Kinder) unterrichtet.

„Die Entwicklung einer gut und sicher erlernten Muttersprache ist die Basis für das Erlernen einer jeden weiteren Sprache“, erläutert Achim Nöhles, Leiter der Schule am Lerchenweg den Grundgedanken des HSU. Er hat jedoch festgestellt, dass „die Kinder mit Migrationshintergrund oft gar keine richtige Muttersprache entwickelt haben, weil in ihren Familien die Herkunfts- und die deutsche Sprache ungezielt und meist unbewusst vermischt werden.“ Das geschehe, weil die Eltern in beiden Sprachen keine guten Sprachvorbilder seien oder der stetige Wechsel zwischen beiden Sprachen die Kinder im Spracherwerb behindere. Die Folge sei eine „doppelte Halbsprachigkeit“. Wenn diese Kinder in die Schule kämen, könnten sie sich gerade mal im Alltag verständigen. Doch dieses Sprachniveau reiche nicht aus, um in der Schule dem Unterricht folgen zu können. Schulerfolg sei letztlich nur möglich, wenn die Kinder die deutsche Sprache so gut und richtig wie möglich beherrschen, betont er.

An seiner Schule werde neben dem herkunftssprachlichen Unterricht auch islamischer Religionsunterricht gegeben. „Zudem respektieren und feiern wir die verschiedenen Feste der verschiedenen Religionen gemeinsam“, so Nöhles. So fühlten sich diese Familien auch mit ihrem jeweiligen Migrationshintergrund, ihrer Sprache und ihrer Religion akzeptiert.

Fortgesetzt wird der Unterricht für Kinder der Sekundarstufe 1 an der Sekundarschule. „Angehängt an den normalen Unterricht findet bei uns nachmittags mit jeweils drei Wochenstunden Arabisch- und Türkischunterricht statt“, erklärt Schulleiterin Petra Pesch. (Türkisch: 44 Schüler, Arabisch: 59) „Der Unterrichtsbesuch ist mit der Anmeldung verbindlich und die Leistungen in dem Fach werden auch benotet und am Ende der 10.Klasse steht eine Prüfung an“, so Pesch. Der HSU sei einem Unterrichtsfach einer Fremdsprache gleichgestellt, so können mindestens gute Noten in Türkisch ein Mangelhaft in Englisch ausgleichen.

Auch in vielen Monheimer Kindertagesstätten seien die Teams interkulturell aufgestellt und eine Verständigung in verschiedenen Sprachen mit Kinder und Eltern möglich, ergänzt Simone Feldmann, Leiterin des Bereichs Kinder, Jugend und Familie. Ein zentraler Bildungsauftrag sei natürlich auch die Förderung der Deutschkenntnisse der Kinder, so dass diese mit guten Sprachkenntnissen in der Grundschule starten könnten. Gute Sprachkenntnisse der Herkunftssprache bildeten aber auch dabei  eine wichtige Basis.

In den städtischen Kitas würden Eltern dahingehend motiviert, mit ihren Kindern die Muttersprache zu sprechen.

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