Langenfeld/Hilden Säureopfer bereitet sich auf Prozess vor

Langenfeld/Hilden · Reyhan C. wurde mit Schwefelsäure übergossen. Ab Montag stehen der Täter und ihr Ex-Freund als Anstifter vor Gericht.

 Am Albert-Schweitzer-Weg in Hilden wurde Reyhan C. (oben rechts) mit der Säure übergossen. Auch ihre Großmutter bekam Spritzer ab (unten rechts). Esma Cakir-Ceylan (unten links) vertritt Reyhan nun vor Gericht.

Am Albert-Schweitzer-Weg in Hilden wurde Reyhan C. (oben rechts) mit der Säure übergossen. Auch ihre Großmutter bekam Spritzer ab (unten rechts). Esma Cakir-Ceylan (unten links) vertritt Reyhan nun vor Gericht.

Foto: ola/sug/privat

Reyhan C. versucht, wieder ein normales Leben zu führen. "Sie muss zwar noch ihre Narben behandeln und wird traumapsychologisch betreut. Aber sie macht ihre Ausbildung weiter und war jetzt auch zehn Tage in Urlaub", berichtet ihre Anwältin, Dr. Esma Cakir-Ceylan. Damit habe sich die 21-jährige Hildenerin für die kommenden Wochen stärken wollen.

 Am Albert-Schweitzer-Weg in Hilden wurde Reyhan C. (oben rechts) mit der Säure übergossen. Auch ihre Großmutter bekam Spritzer ab (unten rechts). Esma Cakir-Ceylan aus Neuss (unten links) vertritt Reyhan vor Gericht.

Am Albert-Schweitzer-Weg in Hilden wurde Reyhan C. (oben rechts) mit der Säure übergossen. Auch ihre Großmutter bekam Spritzer ab (unten rechts). Esma Cakir-Ceylan aus Neuss (unten links) vertritt Reyhan vor Gericht.

Foto: ola/sug/privat

Denn am Montag beginnt der Prozess um sie. Angeklagt sind ihr Ex-Freund Serhat K. (23) sowie Alan K. (19) aus Langenfeld. Serhat hat gestanden, Alan beauftragt zu haben, die junge Hildenerin mit Schwefelsäure zu übergießen — als Rache dafür, dass sie sich von ihm getrennt hatte.

Bei der Tat am 29. Dezember am Albert-Schweitzer-Weg in Hilden wurde nicht nur Reyhan schwer verletzt. Auch ihre Großmutter Sultan A. bekam Säure ab, als sie ihre Enkelin an der Wohnungstür vor dem Täter schützen wollte. Sultan A. hatte den ihr unbekannten jungen Mann für einen Spendensammler gehalten und — weil sie ihn nicht verstand — ihre Enkelin herbeigerufen. Sowohl Reyhan C. als auch Sultan A. treten in dem Prozess als Nebenklägerinnen auf.

"Meine Mandantin ist sehr nervös", sagt Esma Cakir-Ceylan. "Denn während des Prozesses wird sie ihren Ex-Freund das erste Mal wiedersehen." Im Moment fühle sie sich in Sicherheit, weil der Langenfelder ebenso wie Alan K. in Untersuchungshaft sitze. "Deshalb haben wir ein großes Interesse daran, dass er eine möglichst hohe Strafe bekommt. Denn wenn er entlassen wird, werden die Ängste wieder aufkommen."

Der Ex-Freund habe sich in der Vergangenheit der richterlichen Anordnung widersetzt, sich Reyhan C. nicht mehr zu nähern. Die junge Hildenerin hatte bereits vor dem Säureangriff mehrfach Anzeige gegen Serhat K. erstattet, weil er sie nach der Trennung verfolgt und geschlagen hatte.

Außerdem sei noch unklar, ob die 21-Jährige Schäden von der Säure zurückbehalte. "Sie muss jetzt zwei Jahre lang einen Kompressionsanzug tragen, damit die Narben flach bleiben", berichtet die Anwältin. Aus der Haft habe Serhat K. seiner Ex-Freundin einen Entschuldigungsbrief geschickt. "Den haben wir aber nicht ernst genommen. Das hat er offensichtlich noch eben vor dem Prozess machen wollen."

Die Neusserin lobt ihre junge Mandantin. "Sie ist eine starke Frau, auch wenn das Ganze an den Nerven zehrt." Aus der alevitischen Gemeinde in Düsseldorf, in der Reyhan C. Mitglied sei, erhalte sie großen Zuspruch. Den hätte sie sich auch von Türken in Hilden gewünscht. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen.

Serhats Anwalt wollte sich vor Prozessbeginn gegenüber der RP nicht äußern.

(RP/rl/EW/ila)
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