Kreis Mettmann Nachteulen haben oft Gesundheitsprobleme

Kreis Mettmann · Das Schlafverhalten hat Einfluss auf die Lebenserwartung.

Kreis Mettmann: Nachteulen haben oft Gesundheitsprobleme
Foto: Blazy Achim

Es gibt nahezu unzählige medizinische Untersuchungen, die einem Menschen klar machen, dass sein wie auch immer geartetes Fehlverhalten ihn vorzeitig ins Grab treibt. Rauchen, kein Sport, Übergewicht, zu viel Zucker, zu wenig gescheit dosiertes Sonnenlicht - alles Faktoren, die ziemlich bekannt sind. Eine neue Studie der Universität von Surrey, gemeinsam auf die Beine gebracht mit der Northwestern Universität (Chicago) unter dem frei übersetzten Titel "Nachteulen haben ein um zehn Prozent höheres Risiko, früher zu sterben als Morgenmenschen, so genannte Lerchen", nimmt sich das Schlafverhalten vor.

Der Mediziner Hartmut Grüger, Chefarzt der Düsseldorfer Klinik für Schlafmedizin Grand Arc, der eine sehr große Zahl von Ratingern in Klinik und Schlaflabor betreut hat, sieht ebenfalls, dass spätes Schlafen-Gehen und entsprechendes Aufwachen immer häufiger als Auslöser für oft große gesundheitliche Probleme zu diagnostizieren sind. Die allerdings können, wenn sie erkannt worden sind, auch überwunden werden.

"Es ist ganz klar, dass unser Umgang mit dem Licht mehr und mehr die innere Uhr durcheinander bringt. Wir sitzen bis tief in die Nacht in hell erleuchteten Räumen, lassen das "blaue" Licht von Smartphone und Computer ungefiltert in unsere Augen und irritieren damit unser eigentliches Schlafbedürfnis und unsere grundsätzlich angeborenen Schlafrhythmen", so Grüger.

Das, was in wirklich grauer Vorzeit als Hell-Dunkel-Wechsel funktionierte und dem Menschen eine gewisse Lebensstruktur verpasste, das ist inzwischen kaum noch vorhanden. Von Interkontinental-Flügen und Schichtarbeit erst recht nicht zu sprechen.

Dazu kommt die Tatsache, dass -genetisch bedingt - manche Menschen tatsächlich Nachteulen sind und erfahrungsgemäß stets zu wenig Schlaf abbekommen, andere wiederum als Frühaufsteher oder Lerchen durchs Leben gehen. Das Hormon Melatonin, das die innere Uhr regelt, entsteht hauptsächlich im Gehirn, und sein Entstehen ist an den Tag-Nacht-Rhythmus gekoppelt. Je länger es dunkel ist, desto länger wird Melatonin ausgeschüttet. Tageslicht hemmt die Melatonin-Synthese dagegen größtenteils.

Auch die Jahreszeiten beeinflussen die Produktion des Hormons: Im Sommer zirkuliert weniger Melatonin im Blut als im Winter. Auch elektrisches Licht hemmt die Melatonin-Produktion.

Dem Ratinger Kinderarzt Bernd Appolt begegnen Beschwerden wegen gestörter Melatonin-Produktion nicht. Kein Wunder, denn seine Klientel produziert noch genug davon: Die Melatonin-Produktion verändert sich im Laufe des Lebens. Rund zwölf Wochen nach der Geburt bildet die Zirbeldrüse in der Nacht am meisten Melatonin. Derart hohe Konzentrationen erreicht der Körper nie wieder - denn ab diesem Zeitpunkt sinkt die Melatonin-Ausschüttung stetig.

Der Mettmanner Allgemeinmediziner Christian Kiefer forscht nach, wenn Schlafprobleme zu gesundheitlichen Belastungen führen. "Es können auch organische Störungen wie eine Schlafapnoe oder Schilddrüsenerkrankungen, aber auch Stress, Depression und Angst dahinter stecken", weiß er. Sind sie nicht gegeben, kann schon eine vernünftige Schlafhygiene wie ein gut abgedunkelter, kühler Raum und eine gute Matratze in leichteren Fällen schon Abhilfe schaffen. "Das ist wie bei kleinen Kindern. Die brauchen ihr Ritual. Und das hilft oft auch den Erwachsenen", sagt Kiefer.

(RP)
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